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In dieser Rubrik stellen wir in regelmäßigem Wechsel Rezensionen zu Büchern mit Thüringenbezug vor.
René Müller-Ferchland – »Niemanns Kinder« – Gelesen von Julia Florschütz
Lyriker, Autoren von Erzählungen und Romanen, davon gibt es viele in Thüringen. Doch an Theaterstücke wagen sich nur wenige. Volker Müller gehört zu den Mutigen.
Überzeugend und detailliert, geradezu mustergültig, erschließt der Kunsthistoriker den Raum als Bühne, auf der Altenbourg sich selbst, sein Selbstverständnis als Künstler, inszeniert hat.
In »Meetchens Hochzeit« erzählt die in Gera geborene Ulrike Gramann von weiblicher Stärke und Solidarität.
Es ist die Fülle des Materials, die Matthias Steinbachs Buch so anregend wirken lässt, es ist die Vielfalt der Methoden, die er kombiniert hat, und es ist vor allem die Spannung, die er erzeugt und der unterhaltsame, niemals belehrende Gestus seines Erzählens, die die Lektüre seines Buches zum Erlebnis werden lassen.
Ghibellino hat eine wirkliche Entdeckung gemacht: Er hat bemerkt, dass an Goethes Geburtstag die Morgensonne über dem Giebel des Römischen Hauses aufgeht, genauer gesagt, scheint sie aus dem Schornstein desselben emporzusteigen.
In all ihren Büchern ist die Autorin nah bei den jugendlichen Helden, kennt ihre Träume, Wünsche, versteht ihre Stimmungen. Nie lässt sie bei den jungen Lesern Langeweile aufkommen, fabuliert ausgesprochen unterhaltsam.
Die Verfasserin spannt den Bogen von der Kindheit im Nachkriegsdeutschland bis zur verwaisten Natur durch Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit, menschliche Zerstörung mitten im tiefsten Frieden.
Diese bewusst karg dargebotenen Erzählungen sind meist wenig verortet – lokal und zeitlich. Gewöhnliche Menschen werden geschildert, die mit außerordentlichen Situationen fertig werden müssen.
»Stern 111« ist Wende‑, Künstler- und Liebesroman in einem. Auf unnachahmliche, geradezu magische Weise hat der Autor das Anarchische jener wenigen Monate des Übergangs eingefangen. In großartigen poetischen Bildern erweckt er eine Zeit des Experimentierens und Erprobens neuer Daseinsformen wieder zum Leben.
Die rechtschaffenen Mörder beginnt in einem harmlosen, aber wunderbar zu lesenden Legendenton und endet mit einer Reihe von Fragen, die Schulze und seine Figuren an unsere Zeit stellen.
Gleichviel, ob Bärbel Klässner über ihre Lebensorte schreibt, ob sie uns in phantastischen Bildern ein Hotel vor Augen führt, die »feinen« Unterschiede von Farbvaleurs, von Grau- und Bunttönen beschreibt oder über die starke Wirkung nachsinnt, die Brigitte Reimanns Roman Franziska Linkerhand auf sie ausgeübt hat, immer ist es die ganz eigene Mischung von genauem, originellem Denken und poetischer Sprache, die ihre Essays auszeichnet.
La sentence extraite des Champs de Castille (1912) du poète espagnol Antonio Machado inscrite dans le titre de cette anthologie se propose comme un discret guide de lecture.
Die große Stärke von Henning Kreitels zweitem Lyrikband im stadtgehege liegt darin, dass sein lyrisches Ich ein genauer und sensibler Beobachter des urbanen Lebens ist.
100 Jahre Thüringer Verfassung boten den Herausgebern Anlass, knapp achtzig Stimmen zu verschiedenen Etappen der jüngeren thüringischen Geschichte zu versammeln.
Wer schon immer nach einem richtigen Thüringen-Krimi suchte, aber bislang nicht fündig, sondern oft enttäuscht wurde, liegt bei Rolf Sakulowski genau richtig. Er löst ein, was viele versprechen, aber nicht halten.
Ein bemerkenswerter Versuch, Widersprüche einzufangen, die auch 30 Jahre nach der Wende nicht gelöst sind, leider nicht frei von Klischees und Konstruktionen.
»Seine Aufbrüche sind Ausbrüche aus drohender Abstumpfung durch Gewöhnung«, schreibt Wulf Kirsten im Nachwort über den »geistreichen Wort-Arbeiter«. Wüstefeld sei »kein Abenteurer. So ist es ihm auch wichtig, mitten in seiner Sesshaftigkeit Unruheherde so genau und detailliert wie möglich wahrzuhaben.«
Er sucht, so der Untertitel, „Die kleinen Perlen jenseits von Wartburg und Goethe“ und wird reichlich fündig, so reichlich, dass er schon einige Bücher mit seinen ganz persönlichen Entdeckungen gefüllt hat.
»Der amerikanische Sohn« ist der letzte Teil einer autobiographischen Trilogie, die der 1945 in Erfurt geborene Bernd Cailloux 2005 mit dem Roman »Das Geschäftsjahr 1968/69« begonnen und 2012 mit dem Erinnerungsroman »Gutgeschriebene Verluste« fortgesetzt hat.
Das Ausdeuten und das Spiel mit den Bedeutungen der Wörter sind typisch für die Weimarer Lyrikerin, die mit »Herzflug« ihren dritten Gedichtband vorlegt.
Dass Ulf Annel ein Freund und Meister der Wortspiele ist, wird auf jeder Seite deutlich. Dennoch echot die reine historische Wahrheit durch das Buch und wird der Leser eher unauffällig schlauer, etwa bei der Schilderung der Verbindung zwischen Erfurt und Mainz.
Literatur, das zeigt diese Anthologie einmal mehr, ist ein probates Mittel für eigenes Denken und ein Gespräch mit sich und der Natur, seinen Nächsten, mit Freunden. Beispielhaft nennen lassen sich dafür die Prosatexte von Ursula Schütt oder Ulrike Blechschmidt.
Die Geschichten, die Sieglinde Mörtel erzählt, sind in bester Manier unterhaltsame Heimatgeschichten. Selbst in Hochdeutsch lugt sprachlich das Hiesige immer wieder durch, wenn von Kabuff, Lumischen und Purzelkorb die Rede ist.
In ihrem vierten Roman Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten nimmt die 1971 in Erfurt geborene Emma Braslavsky ihre Leser mit in eine Welt, in der der Mensch nicht mehr die Krone der Schöpfung darstellt.
Die Demokratie ist Thüringen nicht in die Wiege gelegt worden. Sie musste erstritten und wiedererrungen und muss auch heute mit aller Macht verteidigt werden. Das ist die politische Quintessenz der Anthologie „Der Weg entsteht im Gehen – Literarische Texte aus 100 Jahren Thüringen“, die der Thüringer Literaturrat zum Landesjubiläum herausgegeben hat.
Nur soviel sei verraten: große Teile des Thüringer Trinkwassers sind in Gefahr, Olitäten spielen eine nicht unerhebliche Rolle, die Handlung ist – richtig – im Thüringer Kräutergarten angesiedelt.
Ingrid Annel spielt mit Worten und kalauert nach Herzenslust, ihr hintersinniger Sprachwitz bringt Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Lachen.
Ein lesenswertes Buch, schön gestaltet, mit vielen zeitgenössischen Photographien ausgestattet. Nicht nur, dass Heidemarie Hecht die Geschichte des Friedrich Muck-Lamberty in anziehender und geistreicher Sprache erzählt.
Es sind zum Teil ziemlich gelungene Großstadt-Gedichte mit sehr eigenen Wahrnehmungen und sehr eigener sprachlicher Fassung, die der junge Autor Henning Kreitel in seinem Gedichtband »im stadtgehege« vorgelegt hat.
Kaiser demonstriert auf hohem sprachlichem Niveau mit seinem Buch, wie Literatur eine subjektiv gewonnene Weltsicht ideologiefrei vermitteln oder sogar schenken kann.
»Motorräder? Natürlich haben Rennmäuse Motorrader, das wissen wir!« Brigitte Struzyk hat ihren Kindern – später den Enkeln – zum Einschlafen »Geschichten aus dem Mund« erzählt.
Mit »Schneetänzer« ist der Autorin eine Symbiose von Survival-Abenteuer und Liebesgeschichte an einem exotischen Schauplatz gelungen.
Keine leichte Lektüre, dieses schmale Buch, das die Genregrenzen sprengt und Krimi, Thriller und Demenz-Protokoll ist. Es empört, verwirrt, macht Angst und ist auf eine irritierende Art witzig.
Anne Gallinat versteht es, ihre Figuren nicht zu überzeichnen und die Nöte und Konflikte des Erwachsenwerdens mit dem Thema der Wohlstandsverwahrlosung in unserer Gesellschaft eindrucksvoll zu verknüpfen.
Die Autorin Verena Zeltner erzählt in ihrem Jugendbuch »299 Tage« Sannas Geschichte. Wie ihre Hoffnungen, dass sie über Nacht wieder sprechen lernt, immer wieder aufs Neue enttäuscht werden und wie sie den Wert des Redens begreift.
Lachen als Medizin, um die Absurditäten des Alltags zu ertragen, um Dummheiten zu verlachen, aber auch um sich an Gelungenem zu erfreuen, als unverzichtbares Lebensmittel der Freundlichkeit, des miteinander Lachens, doch nie als Häme des Auslachens – das war das Credo der Renate Holland-Moritz.
Olivia Wenzel hat einen sehr erhellenden Roman über sich und die Verfasstheit unserer Gesellschaft geschrieben.
Es sei empfohlen, wieder und wieder Dominik Dombrowskis Gedichtband ICH SAGE MIR NICHTS zur Hand zu nehmen, ein paar von seinen narrativen Gedichten zu lesen, sich in absurde Welten versetzen zu lassen oder sich einfach nur dem hinreißenden Sound seiner Gedichte zu überlassen.
Der Autorin schreibt aus weiblicher Perspektive über das Leben in der DDR, ihr persönliches Erinnern verknüpft sie gekonnt mit anderen Schicksalen zu einem überzeugenden Roman.
Schiller hat es mit diesem Stück unternommen, eine antike Tragödie in ihrer Reinform anhand einer im Mittelalter auf Sizilien angesiedelten, historisch nicht belegten Handlung zu entwickeln.
Trotz der teils schwierigen Lesbarkeit ein dankenswerter Versuch, einen streitbaren Publizisten wieder zu Gehör zu bringen. Mehr davon!
Der jüngste Sammelband des Weimarer Lyrikers vereint Gedicht-Zyklen 2013 bis 2019. Er bereist die Fremde, jene Regionen, aus jenen Heimsuche in eben jener Zeit nach Europa aufbrachen.
Mit diesem Einblick in fünfzehn Jahre politischen und kulturellen Alltags in Weimar hat Wilfried Lehrke – aus dem Geist praktischer Philosophie – einen singulären, speziell erinnerungspolitischen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte im Zeitalter des Kalten Krieges vorgelegt.
Wer das Lebendige mit solch widerborstiger Sprachlust einzufangen vermag, dessen Zeit ist nicht abgelaufen.
Diese Neuedition ist ein Ereignis.
Pauls Buch ist eine angenehm locker erzählte Stadtführung.
Elisabeth Dommer stellt sich und ihren Lesern immer wieder die Frage nach der Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens, sozialer Nähe und Distanz.
Es wird an einen bedeutenden Literaturwissenschaftler erinnert, dessen Beschäftigung mit Dichtern wie Franz Fühmann, Rainer Maria Rilke und Johannes R. Becher an Selbstauseinandersetzung grenzte.
Nele Heyse hat bewegend erzählt, wie sie um das Leben ihrer Mutter bangte, wie schwer sie ihr Tod getroffen hat und ihr der Abschied gefallen ist. Sie findet genau den Ton und die Form, die für das Leben ihrer Mutter angemessen sind.
Belagernde Bienen, Ausgeliefertsein auf dem Jägerhochstand, mysteriös herumgeisternde Gestalten, ein Vater, der das Neue nicht annimmt und am Neuen kaputt geht … Die Autorin erfasst diese Dinge in bewunderungswürdiger Sprachmächtigkeit.
Das nun vorliegende Büchlein versammelt erstmals 51 Gedichte des Grafikers, der eigentlich Schriftsteller werden wollte.
Haak erweist sich stets als genauer Beobachter der kleinen Welt, die sich hinter dem lärmenden Trubel der Städte und touristischer Attraktionen verbirgt. Sein Band sei allen zur Lektüre sehr empfohlen, die sich für diese Art der Weltbetrachtung interessieren.
Wenn Lamas sich bedrängt fühlen, bespucken sie ihr Gegenüber. Nietzsche gab seiner Schwester den wenig schmeichelhaften Namen »Lama«. Wie sie selbst meinte, weil sie eine so geduldige Lastenträgerin sei, die ihm gern und willig zu Diensten war.
Was beim Hören zuerst auffällt, ist der gedämpfte Tonfall, die gelassene und geduldige Lesart. Der Stimme Rosemarie Schuders hört man ihr Alter an, die Sicherheit umfassender Kenntnis, die Hingabe an ihr Sujet.
Die Anthologie bietet eine breite Palette lyrischer Möglichkeiten an: Minnelieder, politische Gedichte, Landschaftsgedichte, philosophische Gedichte, erotische und frivole Lyrik, Oster- und Weihnachtsgedichte, das Trinker-Gedicht eines anonymen russischen Studenten (1858) und manches mehr.
Der Autorin ist ein geistreicher, locker komponierter Roman mit einer imposanten und parabelhaften Exposition gelungen.
Ulf Annel, der Kabarettmensch, muss von Berufs wegen reimen, muss parodieren und Quodlibets verfertigen können. Gelegentlich aber besinnt er sich auf ein großes Vorbild: Joachim Ringelnatz.
»Hölderlin. Das halbe Leben. Eine poetische Biographie«, ist ein Buch, das sich mit dem Begriff „Biographie“ nur unzureichend beschreiben lässt. Ich habe seit langem kein solch geistreiches Buch gelesen, dessen Autor so gar nicht auf Affektiertheit, Manierismen, falschen Glanz beim Schreiben setzt.
Über 90 Jahre nach seinem Tod liegt zum ersten Mal ein Buch vor, das Leben und Wirken Eduard Rosenthals ( 1853 – 1926 ) vorstellt und würdigt. Nachdem sein Name in den letzten Jahren über die Villa Rosenthal, dem jahrzehntelangen Wohnhaus, als Ort der Kultur für Lesungen, Vorträge und Konzerte zum festen Begriff geworden ist, kann sich nun der Leser ein Bild von dieser für Jenas Stadtentwicklung bedeutenden Persönlichkeit machen.
Dass das Ende der Affäre Carambol nicht das Ende der »criminalistischen« Abenteuer des Klassikerduos bedeutet, konnte man übrigens kürzlich in einem Interview mit Stefan Lehnberg lesen. Demnach beabsichtigt der Autor, aus seiner Idee, Goethe und Schiller als Vorreiter von Sherlock Holmes und Dr. Watson Fälle lösend durch die Lande zu schicken, eine dreizehnteilige Serie zu machen.
Im In- und Ausland erlebt das Werk Hans Falladas seit Jahren eine erstaunliche Renaissance. Nun kommt er erstmals als Lyriker zu Wort: Von den ca. 70 existierenden Gedichten sind 42 zu lesen. Das Heft der Lyrikreihe erinnert rein äußerlich an die »Poesiealben«, die zu DDR-Zeiten begründet und nach dem Umbruch 1989 weitergeführt wurden.
Es gibt Kinderbücher, die tun auch Erwachsenen gut und es gibt Werke für nicht kindliche Kunden, die man Kindern auf den Nachttisch legen sollte. Sofern es noch buchlesende Kinder mit Nachttischen gibt.
In dynamischen Prozessen wie etwa Beziehungen ist nicht abzusehen, wie sich die Änderung von Ausgangsbedingungen langfristig auf ein System auswirken. Kann ein Flügelschlag ein Beben auslösen? Sorg führt in seinen Texten private Momente des latenten Umschwungs vor.
Nach dem Band »In Paris«, 2014 ebenfalls in »parasitenpresse« erschienen, legt Mario Osterland nun seinen ersten Lyrikband vor. Changiert er in dem Vorgänger skizzenhaft zwischen Lyrik und Prosa, gibt es nun eine Sammlung von Gedichten, in denen der 32 jährige Autor nach einem Platz im Leben und im Schreiben fragt.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Der schmale Band ist ein Fest für die Sinne und den Verstand. Vielleicht liegt das an der Doppelbegabung Rosenaus, der Musiker und Dichter in einem ist.
Alles gut an der Ilm? Mitnichten! Im altehrwürdigen Deutschen Nationaltheater hat mit dem Einzug des neuen Intendanten Johannes Sander nämlich ein frischer Wind zu wehen begonnen – ganz zum Missvergnügen des Chefredakteurs der örtlichen Zeitung.
Zehn Jahre nach dem letzten Lyrikband »lindennacht« und wenige Wochen vor seinem 85. Geburtstag legt Reiner Kunze einen neuen Band vor, »die stunde mit dir selbst«. Es sind Gedichte, die mit ihrer sprachliche Intensität und Schlichtheit beeindrucken und den Kosmos dieses Dichterlebens erleben lassen.
Ein fulminanter Debütband ist anzuzeigen. Es ist der Band 47 der Edition Muschelkalk. André Schinkel hat ihn im Auftrag der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. im Weimarer Wartburg-Verlag herausgegeben.
Mit »Meditationen hinterm Supermarkt« hat Moritz Gause sein Lyrik-Debüt im Dresdner Verlag edition Azur vorgelegt. In Thüringen ist er gut bekannt durch seine Literaturprojekte, Lesereihen, literarischen Werkstätten, Ausstellungen und Interventionen. Vor allem die von ihm im Jenaer Kunsthof organisierten Lesungen besaßen Kultstatus und sind in guter Erinnerung geblieben. Heute ist seine Geburtsstadt Berlin wieder der Mittelpunkt seines Daseins, nachdem er die letzten beiden Jahre im kirgisischen Bishkek gelebt hat.
In seinem neuen Gedichtband experimentiert der in Weimar lebende Dichter mit verschiedenen lyrischen Formen und stellt sich der schwierigen Frage, wie wohl eine Topographie der Zeit ausschauen könnte.
Dieses Buch ist ein Ereignis: In der kaum noch überschaubaren Literatur über Nietzsche füllt es eine echte Lücke aus. Denn es enthält, beschreibt und interpretiert sämtliche – öffentlich zugänglichen – Fotoporträts des Philosophen.
Peter Drescher hat schon manche schöne Studie geliefert (Rhön-Paulus und der Sohn des Hofkapellmeisters). Die Hirngespinste werden sich als ein Höhepunkt seines Werks erweisen.
Henning Kreitel begibt sich mit seinem Lyrik-Debüt in dreifacher Weise auf die Spuren der Romantik. Er führt kontrastierend zwei Kunstgattungen zu einander, er setzt durch poetische Reduktion ganz auf das Fragmentarische seiner Lyrik, und er beschreitet konsequent den »Weg nach innen«.
Sylvia Weigelt, Germanistin und Historikerin, hat in kompakter Weise diesen Mann porträtiert, der als »Hanfried« auf dem Jenaer Markt steht, der Universitätsgründer.
Michael Opitz‹ umfangreiche Lebensbeschreibung führt zu den Quellen von Wolfgang Hilbigs einzigartig in der neueren deutschen Literatur dastehendem Werk. Der mit Hilbigs Texten detailliert vertraute Autor verfolgt die Genese von immer wieder in Gedichten, Erzählungen und Romanen auftauchenden Themen, Motiven, Bildern und Figuren.
Ich bekenne es gern: Der »Eisbär aus Apolda« von 2006 gehört zu meinen meist geliebten Kinderbüchern. Die Verse von Lutz Rathenow waren wunderbar verrückt und die Zeichnungen von Egbert Herfurth kongenial. Auch in ihrem neuen Band biedern sich beide, Autor und Grafiker, den Kindern (und deren Eltern) nicht an, indem sie sich »niedlich« geben. Es sind Gedichte zum Größerwerden für kleine und große Kinder, die als Gleichberechtigte zu Sprachspielen und Abenteuern in der Phantasie eingeladen werden.
Der Roman, mit dem die 1962 in Weimar geborene Sibylle Berg ins neue Jahrtausend einstieg, »Ende gut« (2004), war eine Endzeitgeschichte, eine apokalyptische tour de force und (Schreckens-) Vision der europäischen Gegenwart vor dem Hintergrund ökologischer Katastrophen, islamistischen Terrors und amerikanischen Supermachtgebarens.
Seine Gedichte und Erzählungen gibt André Schinkel nur nach reiflicher Überlegung und gründlicher Prüfung für sein Lese-Publikum frei, denn als studierter Archäologe weiß er um den Zusammenhang zwischen Tektonik und Lyrik und um die Zeit, die es braucht, ehe bebende Erde und bebende Gefühle zur Ruhe kommen. Dazu braucht es manchmal Jahre.
Karl S. Guthkes Buch »Goethes Reise nach Spanisch-Amerika. Weltbewohnen in Weimar« ist hierbei der ideale Wegweiser wenn man nicht nur nach Lateinamerika reisen, sondern auch zum Philosophieren und zum kritischen Nachdenken angeregt werden möchte.
Wenn ein Bildhauer und Zeichner gemeinsam mit einem Schriftsteller und Übersetzer ein Buch mit Gedichten macht, die aus beider Feder stammen, dann darf man etwas Besonderes erwarten.
Im Frühjahr ist bei »edition Azur« Nancy Hüngers neuer Gedichtband erschienen. Er trägt den Titel Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett. Es ist der dritte Lyrik-Band, und um es gleich vorwegzunehmen: Es ist ihr bislang bester Band.
Die Hauptperson des Romans heißt Peter Holtz, dem auch die Rolle des Ich-Erzählers zugewiesen ist. Er ist 1962 in der DDR geboren und wir lernen ihn kurz vor seinem zwölften Geburtstag kennen. Auf der Terrasse eines Ausflugslokals hat er sich, soeben aus dem Kinderheim ausgerissen, ordentlich sattgegessen und versucht nun die Kellnerin davon zu überzeugen, dass er die Rechnung nicht bezahlen muss.
Dies ist ein doppelt merkwürdiges Buch: Zunächst erzählt es als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die 2016 im Schloss Molsdorf stattfand, wie Maria von Gneisenau (1873–1926) im Jahr 1909 eben dieses ehemalige Rokoko-Schlösschen erwarb, das man kurz vorm Erfurter Autobahnkreuz wie ein Traumgebilde aufhuschen sieht.
Verena Zeltner hat ein großartiges Jugendbuch geschrieben, das man – gleich, welcher Altersstufe man angehört – nicht mehr aus der Hand legen kann.
Was Träumer Arlt oft gelingt: Verblüffung und Pointen, Lebens-Bilder, schief gesetzt und dadurch seltsam geradegerückt. Eine Kurzprosasammlung, die den Vergleich mit Namen wie Günter Kunert nicht scheuen muss.
Warum Gedichte schreiben und lesen? Diese Frage stellte sich für Eva Schönewerk nicht. Für sie war das Schreiben ur-existenziell. »Mein frühestes Erleben von Pflanze und Tier war die Entdeckung, daß alles Lebendige seine eigene Innerlichkeit hat, der man über die Lebens- und Existenzform näherkommen kann.
Globalisierung hat einen langen Vorlauf. Jener »allseitige Verkehr«, den Marx beschwor, meint nicht nur Ausweitung von Handel und Kolonisierung bis in entfernteste Winkel, genauso kann sich der Globus wie in einem Brennspiegel an einem Ort verdichten. Für die als das lange 19. Jahrhundert angesehene Moderne war Paris jener Spiegel, in dem sich Politik, Handel, Kultur, Naturwissenschaften, Technik konzentrierten.
Auf dieses Buch haben die Sachkenner schon lange gewartet. Wer sich mit Goethes Leben beschäftigt hat, weiß um seine Abstammung von Johann Wolfgang Textor, dem Schultheiß der freien Reichsstadt Frankfurt, dessen Tochter sein Vater nur dank des Reichtums zu heiraten vermochte, den Großvater Goethe als Schneider und Gastwirt angehäuft hatte.
Der schön gestaltete Band ist mit einer Radierung des 1934 geborenen Bilderpoeten Horst Hussel versehen. Die dreißig Jahre jüngere Katrin Bibiella hat Gedichte von großer Anmut, Musikalität und Schönheit geschrieben.
Nach Theatrum mundi (2007) und Ins Meer gerufen (2013) liegt nun mit Innere Reise Hans-Jürgen Dörings dritter Lyrik-Band vor. Voller Freude hat er von seinem künftigen Gedichtband erzählt. Nun sind es Gedichte aus dem Nachlass geworden.
Das Buch ist der nicht versiegenden Anziehungskraft zu verdanken, die das Elbsandsteingebirge in seiner charakteristischen Schönheit auszuüben vermag. Wie ein Zauber hält diese Gegend sowohl den Dichter als auch den Maler gefangen.
In mehreren Handlungssträngen begleitet der Roman eine Vielzahl von Figuren, die uns eindrücklich und zugleich voller Humor präsentieren, was eigentlich schief gelaufen ist seit Adam und Eva. Dazu führt uns das Geschehen in eine fiktive Zukunft, aber wir dürfen uns nicht darauf ausruhen, dass die Ereignisse noch in weiter Ferne liegen.
Rinaldini, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist, gibt keinen Bösewicht. Er fungiert als Antiheld – ein Räuber, der Gitarre spielt, der sich gern verkleidet und verschiedene Identitäten annimmt. Dieses Spiel scheint er mehr zu lieben als alles andere. Das macht ihn auch heute sympathisch.
Das autobiografische Buch besticht durch seine gediegene und liebevolle Gestaltung (Kraft plus Wichmann, Berlin). Fotos und Faksimiles schmücken das Cover. Die Erinnerungen Gisela Krafts (die für die junge Dichterin und Nachwort- Autorin Nancy Hünger zu einer »übergroßen Muse« wurde ) werden Zustimmung erhalten und Streit auslösen.
Mit seiner Hauptfigur ist Hilbig dabei ein schonungsloses Selbstporträt gelungen. Der Schriftsteller C., dem es eine Ausreisegenehmigung Mitte der achtziger Jahre erlaubt, die DDR für zunächst ein Jahr zu verlassen, ohne dass ihm der Rückweg für immer versperrt bleibt, kommt keineswegs an neuen Ufern an. Hin- und hergerissen zwischen den beiden deutschen Staaten, zwei Ideologien, zwei Lebensentwürfen und zwei Frauen, bleibt er hier wie da ein Fremder.
Kaum ein Roman von dieser erzählerischen Wucht ist bislang über die DDR geschrieben worden. Damit kommt seinem Roman Die Schillergruft ein wesentlicher Platz in der deutschen Literatur zu.
Der Autor taucht für seine Zeitreise tief in die reichlich vorhandenen Quellen und zitiert kenntnisreich. Wie in seinem ebenfalls in der Edition A.B.Fischer erschienenen Band »Venedig. Eine literarische Zeitreise« brilliert er als glänzender Essayist, der sich in frühere Epochen einzufühlen vermag.
Wäre Sigrid Damm nicht bereits an ihrem 70. Geburtstag Ehrenbürgerin Gothas geworden, müsste man sie dieser Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt wegen für diese Auszeichnung vorschlagen.
Landolf Scherzer scheint es immer an Orte zu ziehen, wo er nicht nur etwas erfahren kann über die jeweilige Fremde, sondern auch über sich selbst und das Land, aus dem er kommt.
Mit dem Buch »Milein Cosman – Lebenslinien« haben Julian Hogg und Thomas B. Schumann in der Edition Memoria (Hürth) einen fulminanten Bildband vorgelegt, der eine in Thüringen bislang weitgehend unbekannte Künstlerin vorstellt.
Allen Freunden kürzerer oder längerer Erzählungen und Novellen sei der Geschichtenband »Der weiße Globus« sehr empfohlen, ein gut geschriebener und gebauter Band, in dem auf jeden starken Text ein noch stärkerer folgt, ehe mit dem Märchen vom glücklichen Ende ein sehr »geglücktes« Schlussstück gesetzt wird.
Marie-Elisabeth Lüdde, einer Vertrauten des Dichters aus den letzten Lebensjahren, verdanken wir dieses erregende Buch aus der Edition Muschelkalk. Sie hat dem scheuen, unter schrecklichen Schreibhemmungen leidenden Autor diese Erinnerungen abverlangt.
Dieckmanns achter Reportagenband versammelt unter dem Titel Mich wundert, daß ich fröhlich bin zwischen 2005 und 2008 Erschienenes. Manches haben wir noch gut in Erinnerung – wie den Beitrag über Uwe Tellkamp anlässlich von dessen kometenhaftem Aufstieg in den Olymp der deutschen Gegenwartsliteratur vor einem Jahr. Anderes ist uns leider, als es zum ersten Mal zu lesen war, durch die Lappen gegangen.
Der Dichter Andreas Reimann, Leipziger von Geburt und aus Berufung, ein Formalist im besten Sinne, der Reim und Rhythmus beherrscht, hat mit Weimar, wo »thüringer würste nach lorbeerlaub duften« ein Feld gefunden, das er großartig beackern konnte.
Kennen Sie Heinrich Schütz? Eigentlich ist es ungehörig, Lesern in Thüringen diese Frage zu stellen, denn sein Name gehört wie der von Luther, Bach, Goethe, Schiller, Herder oder Wieland zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Thüringer Kulturgeschichte.
Frank Quilitzschs Bericht über eine Reise durch China im Jahr 2015 mit dem Titel »Auf der Suche nach Wang Wei« ist ein bemerkenswertes Reisebuch. Sein China-Buch lebt wie seine früheren Vietnam-Bücher von einem genauen Blick auf Atmosphärisches, ihn reizt das Detail.
Die promovierte Theologin und in Weimar lebende Autorin Marie-Elisabeth Lüdde nimmt uns in ihrem Buch »Johann Gottfried Herder. Licht – Liebe – Leben« (Weimarer Verlagsgesellschaft 2016) vielleicht auch aus diesem Grunde mit auf eine anregende Gedankenreise, die sie zugleich akribisch historisch verortet.
Jetzt hat der in Gera geborene Autor seinen ersten Roman geschrieben. Er spielt auf Hiddensee in den letzten Monaten der DDR. Randvoll mit literarischen Bezügen, erzählt »Kruso« die Geschichte einer Gruppe von Aussteigern auf der Suche nach der großen Freiheit und dem richtigen Leben jenseits des vom Staatssozialismus Verordneten.
Gerlachs sprachgewaltiges Buch, verziert durch eine wunderbare, das Graupenhaus andeutende Graphik von Alfred T. Mörstedt, ist keine leichte Kost und war zu keiner Zeit ein populärer Text.
Der ›Heimweg‹ führt uns Leser nach Hause. Dort angekommen, sei allen Lyrik-Freunden Christine Hansmanns neuer Gedichtband empfohlen. »Des Lichtes und der Schönheit halber.«
Die heute nur wenigen Lesern bekannte Autorin Gabriele Reuter (1859–1941) war zwischen 1895 und 1922 in Deutschland eine Bestsellerautorin und moralische Instanz, die die Frauenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts gern für sich reklamierte.
Annette Seemanns exemplarische Biografie, muss bei allem, was noch zu entdecken sein könnte, fortan als Standardwerk einer zurückgeholten bedeutenden Persönlichkeit zur Rate gezogen werden.
Im elften Buch von »Dichtung und Wahrheit« (1814) blickt Goethe auf seine frühen Straßburger Jahre. Die Rede ist von der Begeisterung der jungen Dichter für William Shakespeare. Er erinnert sich an Jakob Michael Reinhold Lenz, den er in späteren Passagen seiner Rückschau eher abfällig betrachtet.
Man kennt Kathrin Schmidt nicht nur als Lyrikerin, sondern auch als eine Meisterin komplex verschachtelter, psychologisch raffinierter und erzählerisch weit ausgreifender, die Grenze vom Realen zum Phantastischen immer wieder mit leichter Hand überschreitender Erzählwerke.
Was dieses Buch aber vor allem auszeichnet: die vielfältigen und genauen Anmerkungen des Herausgebers, bisweilen den Briefen im Umfang gleichkommend. Da scheint eine ganze Epoche, eine Welt-DDR und eine Welt ohne DDR-Insel auf.
Für wie unwahrscheinlich man es auch halten mag, jemand könne heute noch etwas inhaltlich Neues zu Goethe zutage befördern, nachdem ganze Heerscharen von Germanisten seit inzwischen über einhundert Jahren jedes Detail seines Lebens hin und her gewendet haben – Gustav Seibt ist es gelungen.
Hanns Cibulka ist als Lyriker und Autor literarischer Tagebücher in Erinnerung geblieben. Letztere gleichen kleinen Breviers zum Mit-Sich-Tragen und wiederholten Lesen. Sie sind geprägt von einer starken gedanklichen Durchdringung der Gegenstände und mischen kurze Gattungen wie das Gedicht, den Essay, die Naturbeschreibung oder die Anekdote.
Wenn man Walter Werner entdecken möchte, gehört »Der Traum zu wandern« zur unbedingten Lektüre.
Auf einer Website, die Wanderwege rund um Dresden beschreibt, heißt es: »Kleinwolmsdorf wird auch Kleewumpe genannt. Deshalb gab der Lyriker Wulf Kirsten seinem Gedichtband den Namen ›Kleewunsch‹.« Wie bitte? »Kleewunsch« ist doch kein Gedichtband, sondern ein Prosatext, jedenfalls auf den ersten Blick.
Der Roman »Buchstaben von Feuer« von Ivan Ivanji erzählt die Geschichte des Siegfried Wahrlich, geboren als Sohn eines Hilfskellners im Hotel Elephant Weimar in der Neujahrsnacht 1908.
H. W. Katz überlagert in »Die Fischmanns« autobiographische Erlebnisse mit der Fiktion, lässt den Leser authentisch teilhaben am schicksalhaften Leben der Juden dreier Generationen in der Habsburgermonarchie vor und nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Jorge Semprún legte mit »Die große Reise« im Jahre 1963 einen bemerkenswerten Debütroman vor, welcher wider den berühmten Gedanken Theodor W. Adornos ein Schreiben nach den Vernichtungslagern erprobte.
Günthers Werk wirkt bis in die Gegenwart. Dies belegte nicht zuletzt 1969 eine Prachtausgabe des Leipziger Reclam Verlages, die mehrere Nachauflagen erlebte und heute nur noch antiquarisch zu bekommen ist.
Die Romane der Marlitt sind weit entfernt davon, Heimatromane zu sein. Sie sind zwar, außer dem Heideprinzesschen, alle in Thüringen bzw. dem Thüringer Wald oder in Arnstadt und Umgebung angesiedelt, da es die Gegend ist, welche die Autorin liebt und genau kennt, also auch besonders gut nachzeichnen kann.
Wer Lust hat, einmal tief in das Gefühlsleben eines Despoten einzutauchen und zu erleben, was ihn eigentlich bewegt und umtreibt, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.
Wer mit Jürgen Becker in dieses Aus der Geschichte der Trennungen in der Erinnerung erstehende Erfurt zurückgeht, erhält nicht nur eine ungeschönte, schulbuchwürdige Lektion über den Alltag Heranwachsender in Deutschland direkt vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch einen Eindruck davon, wie wir mitten in der Gegenwart von unseren Vergangenheiten eingeholt werden – jener Zeit, die nie vergeht, weil sie unser Gedächtnis ist.
Adele Schopenhauer und ihre literarischen Texte sind eine Entdeckung wert. Leider wurde wenig davon zu ihren Lebzeiten veröffentlicht, auch heute gibt kaum neue Editionen.
Wer die Mühe des Einlesens in ihren eigenwilligen Stil nicht scheut, dem sei die Lektüre von Die aus dem Drachenhaus, aber auch ihrer Novellen, deren beste den Vergleich mit Gottfried Keller oder Theodor Fontane nicht zu scheuen brauchen, mit Wärme empfohlen.
Werther scheitert am Ende. Jedoch nicht an der Liebe, wie man es (um simple Antworten auf komplexe Fragen zu finden) zuerst vermuten möchte. Sondern er scheitert als Mensch, der in seinem kleinen Kosmos keine Antworten auf die Grundfragen des menschlichen Seins zu finden vermag.
1933 wurden die Werke von Max Osborn von den Nationalsozialisten verbrannt und er ins Exil getrieben, wo er 1946 in New York starb. Seine Erinnerungen erschienen 1945 in New York; nach nahezu 70 Jahren liegen sie nun erstmals im deutschen Sprachraum vor.
Die erste Ausgabe von Bechsteins Märchensammlung erschien 1845 bei dem Leipziger Verleger Georg Wigand, der auch die weiteren Ausgaben und Auflagen bis 1857 besorgte. Sie trug den Titel »Deutsches Märchenbuch« und umfasste 88 Volksmärchen sowie die einleitende Dichtung »Des Märchens Geburt«.
»Ich« berührte bei seinem Erscheinen 1993 eine offene Wunde. Es war die Zeit, in der DDR-Bürger verkraften mussten, dass ihr Land nicht nur hässlich, sondern auch von systematischer Denunziation überzogen war.
Leben und Werk des Johann Daniel Falk sind, wie wir sehen, aufs Engste miteinander verwoben. Am schönsten tritt das hervor in der von Paul Sauppe besorgten und mit Nachwort und einem tabellarischen Lebenslauf versehenen Werkausgabe. Sie trägt den Titel »Die Prinzessin mit dem Schweinerüssel«, erschienen 1988 im Verlag Rütten & Loening (Berlin).
Linzen findet eine geeignete Sprache für seine Texte, er kennt bis in die historischen Benennungen von Kleidungsstücken die Gegebenheiten, über die er schreibt. Die mit einem verbrieften Eigenleben in Szene gesetzten historischen Persönlichkeiten sind bis ins feinste ausdifferenziert und gestaltet, ihren Charakteren weist Linzen eine Mimik und Gestik, eine Gedankenwelt zu, die fasziniert und erschüttert.
Im Mai 1883 erschien ein Buch, das zu den merkwürdigsten der Geschichte zählt. »Ein Buch für Alle und Keinen« war sein Untertitel. Und tatsächlich kennen es heute alle, liest es – fast – keiner.
Harry Graf Kesslers Tagebücher aus den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen gleichen einer Perlenkette aus vielen Begegnungen mit höchst unterschiedlichen Menschen, die subtil zu charakterisieren der Autor nicht müde wird.
Auch wenn wir von dem Deutschamerikaner Reinhard Lettau nur ein schmales Werk vorliegen haben – es speiste sich aus sprudelnder, ideologiebefreiter Quelle und ist chronologisch versammelt in dem Buch Alle Geschichten.
Wer den Film schon zig mal im Nachtprogramm an sich vorbeiziehen sah, der nehme sich doch bei Gelegenheit das zugrundeliegende Buch zur Hand und beginne damit eine ganz andere Fahrt.
Kein deutschsprachiger Autor hat uns in solcher Vielfalt an Themen und Formen vor Augen geführt, welche Bedeutung für die Selbstregulierung des Einzelnen sein Unterscheidungs-vermögen hat, wie Christoph Martin Wieland (1733–1813).
Man muss es leider heute noch immer konstatieren, dass Fred Wanders 1971 erschienener Roman »Der siebente Brunnen« trotz mehrfacher Auflage keine seiner Bedeutung entsprechende Öffentlichkeit in Ost und West unseres Landes gefunden hat.
»Geh zum Fegefeuer mit deinen Predigten, Wahnwitziger!« rief die schöne Akante…und warf den erstaunten, halb sinnlosen Belphegor nach zween wohlabgezielten Stößen mit dem rechten Fuße zur Tür hinaus. – Mit diesen Worten beginnt der Autor seinen 1776 in Leipzig erschienenen Roman, in dem er nach dem Grund allen menschlichen Handelns fragt und die Antwort an den vier Hauptpersonen des Romans demonstriert.
Der Autor Kurt Held (eigentlich Kurt Kläber) ist gebürtiger Jenaer, musste 1933 aus Deutschland vor den Nationalsozialisten in die Schweiz emigrieren. Von dort aus unternahm er mehrere Reisen nach Kroatien, kam auch in das kroatische Städtchen Senj, in dem er Kontakt zu einer Kinderbande fand, deren Führung ein rothaariges Mädchen übernommen hatte.
Mit größter Selbstverständlichkeit, ohne jede Berührungsangst geht die Herausgeberin auf die romantischen Texte zu, ohne ihre Leser davon zu unterrichten, dass man in der DDR lange mit der Romantik auf Kriegsfuß stand, sie (mit Goethe) als das »Kranke« abtat.
Das autobiographische Zeitporträt »Der liebe Unhold« von George René Halkett, das siebzig Jahre nach seiner englischen Erstveröffentlichung nun erstmals auf deutsch vorliegt, ist eine der großen Autobiographien des 20. Jahrhunderts.
Kein Bericht über das KZ Buchenwald ist so berühmt und so berüchtigt wie »Nackt unter Wölfen« von Bruno Apitz. Seit 1958 in über drei Millionen Exemplaren erschienen und in 30 Sprachen übersetzt, wurde der Roman zum Synonym für den antifaschistischen Widerstand.
Mehr als 15 Jahre hat Imre Kertész gebraucht, um seinen Romanerstling zu schreiben. Er erschien 1975 unter dem Titel Sorstalanság (Schicksallosigkeit) bei Szépirodalmi (Budapest).
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