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Antonia Günther
Thüringer Literaturrat e.V. / Die Reihe »Gelesen & Wiedergelesen« entstand mit freundlicher Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei.
Wiedergelesen von Antonia Günther
Theodor Storm (1817–1888) wird wohl stets als der Verfasser von Novellen in der Literaturgeschichte genannt. Seine Märchen aber erreichen als Gattung ein ebenso großes Publikum. In dem zusammenfassenden Titel »Geschichten aus der Tonne« wie im Anlass ihrer Entstehung im thüringischen Heiligenstadt – die Erkrankung der gesamten Familie an den Röteln – sind auch starke biographische wie lokale Bezüge enthalten.
Die Anbindung seiner phantastischen Handlung an bestimmte Orte, wie an die Lebenswelt des Autors, schaffen auch für die Märchenform einen realen Bezug. Besonders ist das in dem Märchen »Die Regentrude« der Fall, wo der bäuerliche Alltag und die große Abhängigkeit von den Naturgewalten – Wasser und Feuer – für die Erträge der Arbeit die Handlung trägt.
Während der reiche Wiesenbauer immer noch reicher wird, weil es »so einen heißen Sommer, wie vor nun hundert Jahren und seitdem nie wieder gegeben hat«, muss die arme Witwe Stine um das Schicksal ihres Sohnes bangen. Andres nämlich und Maren, die Tochter des Reichen, sind ein Paar mit wenig Hoffnung. Eine Wette mit dem Wiesenbauer kann nur gewonnen werden, wenn »die Regentrude geweckt würde«. An dieses »Spukeding« glaubt der Bauer nicht. Doch Stines Ahne hat sie schon einmal geweckt. Ausgerechnet ihr Hauptwidersacher der Feuermann verrät in Siegesgewissheit den Weg zu ihr und wird schließlich selbst übertölpelt.
Während hier also das Gute märchenhaft fröhlich siegt, gibt es in »Buhlemanns Haus« einen gruseligen Text. Die Bestrafung eines bösen Geizhalses geschieht in einem gespenstischen Spukhaus. Eine uralte sagenhafte Begebenheit führt im Märchen »Der Spiegel des Cyprianus« die Personen einer Burg – man erkennt leicht den eichsfeldischen Hanstein – aus großer Bedrängnis doch noch zu einem versöhnlichen glücklichen Ausgang. Der Spiegel, vor dem böse Taten geschahen, wird für ein Kind zum heilsamen Mittel und führt zur Genesung.
In ihrer Vielfalt sind die Märchen des Novellisten Theodor Storm alle auf einen Alltag bezogen, der sich für eine phantastische Welt auftut und sie beeindruckend auch für seine heutigen Leser öffnet. Die zahlreichen Ausgaben und vielfältigen Illustrationen auch in unserer Zeit bezeugen das eindrucksvoll.
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