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Petra Oberhauser
Thüringer Literaturrat e.V. / Die Reihe »Gelesen & Wiedergelesen« entstand mit freundlicher Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei.
Wiedergelesen von Petra Oberhauser
Der Band vereint vierzig autobiographisch geprägte Kurzgeschichten. Erzählt werden die Erlebnisse und Gedanken eines Herrn „K., Immanuel, geb. am 8. Januar 1937 in Weimar“, „was ihm alltäglich Merkwürdiges widerfährt, im Guten wie im Schlimmen, ferner, wie es in der Welt zugeht“. Zeitlich wird der Bogen gespannt von der Kindheit und Jugend in Weimar in den 1940er und 1950er Jahren bis in die 1960er und 1970er Jahre, die er in Ost-Berlin verbringt.
Das in vier Kapitel gegliederte Buch eröffnet mit dem Kapitel Das Schönste eines Menschenlebens. In den zwölf Erzählungen dieses Kapitels wird Immanuels Alltag in seinem Kiez Prenzlauer Berg geschildert, wo er ab 1960 lebt. Es geht um die Menschen, das Miteinander, um Wünsche, Befremden und Unverständnis.
Das Kapitel Kibaga, Kibaga beginnt mit Kibaga, der Flieger, einer imaginierten Begegnung mit einem „kohlpechrabenschwarzen Mohr“. Er erzählt Immanuel die Geschichte von Kibaga, einem fliegenden Krieger in Uganda, der „verstand durch die Luft zu fliegen und überdies sich im Flug unsichtbar zu machen“. An die griechische Mythologie knüpft die Erzählung Ich, Dädalus an, eine Traumerzählung, die Immanuel nach Sizilien führt und in der es um die Überwindung von Raum und Zeit, um Fluchtgedanken geht. Der Gedanke, „gleich schnell durch die Luft davoneilen“, bestimmt auch die bei den Kalmücken angesiedelte Erzählung um einen hölzernen „Wundervogel“ Ein Vogel aus den Träumen für Immanuel und die Erzählung um ein „Luftschiff“ Vom Rücken des Hügels. Weitere Erzählungen dieses Kapitels widmen sich realen Personen, wie dem Fotografen Heinz Nixdorf (1917–1975) und dem Lyriker Uwe Greßmann (1933–1969) – Menschen mit einer Sehnsucht, „ins Große und Weite zu gelangen“.
Das Kapitel Lieb und Leid versammelt Erzählungen über Liebe, Ehe, Treue und Untreue, über Nachbarschaft sowie über Kneipengespräche in Prenzlauer Berg.
Das vierte Kapitel ist zugleich das dem Band titelgebende Kapitel: Beim Weltmann in der Provinz. Neun Erzählungen widmen sich Immanuels Kindheit und seiner Malerlehre von 1951 bis 1955 in Weimar, einem sich anschließenden Hochschulstudium und der dann folgenden Tätigkeit bei der Zeitschrift Junge Kunst in Berlin sowie einem Besuch in Weimar im Jahr 1977.
Den Erzählungen sind ebenso schlicht-schöne wie anregende Illustrationen von Horst Hussel beigegeben.
Gleichsam als Folie für Immanuels Wahrnehmung begleiten ihn vor allem Goethe, aber auch Schiller, Kant und Hegel, Bodmer und Novalis, zudem Wilhelm Busch, Thomas Mann und Brecht, nicht selten die Bibel – Zitate, den Erzählungen vorangestellt oder in die Erzählung eingewoben, kommentieren seine Erlebnisse. Humor, der bis zur Satire ausgreift, kennzeichnet den Erzählton. Mit zuweilen archaisch anmutender Syntax und Lexik zeigt Krumbholz einen aus der Zeit gefallenen Akteur, der in seiner Gegenwart nicht vollständig verankert ist. Dazu passt auch das dem Buch vorangestellte Motto von Matthias Claudius: „Darum sei fröhlich und habe Geduld, und laß die anderen Oberbäcker sein.“
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