Bernd Cailloux – »Der amerikanische Sohn«

Personen

Bernd Cailloux

Jens Kirsten

Ort

Erfurt

Thema

Gelesen & Wiedergelesen

Autor

Jens Kirsten

Alle Rechte beim Autor. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. / Der Abdruck dieses Beitrags erschien am 9.7.2020 in der »Thüringer Allgemeinen« und der »Thüringischen Landeszeitung«.

Gele­sen von Jens Kirsten

Gerad­li­nig und grundehrlich

Der in Erfurt gebo­rene Bernd Caill­oux hat den letz­ten Teil sei­ner Tri­lo­gie veröffentlicht

 

»Der ame­ri­ka­ni­sche Sohn« ist der letzte Teil einer auto­bio­gra­phi­schen Tri­lo­gie, die der 1945 in Erfurt gebo­rene Bernd Caill­oux 2005 mit dem Roman »Das Geschäfts­jahr 1968/69« begon­nen und 2012 mit dem Erin­ne­rungs­ro­man »Gut­ge­schrie­bene Ver­luste« fort­ge­setzt hat.

In der »Der ame­ri­ka­ni­sche Sohn« wird sein lite­ra­ri­sches Alter Ego von einer Stif­tung nach New York ein­ge­la­den. Irgendwo in den USA lebt sein Sohn, von des­sen Exis­tenz er vor drei­ßig Jah­ren erfuhr, den er jedoch nie gese­hen hat. Caill­oux schil­dert über­zeu­gend, wie schwer es im Kreis von Freun­den ist, als in die Jahre gekom­me­ner Mann keine Fami­lie und keine Kin­der zu haben. Das ist gerad­li­nig und grundehrlich.

Ange­kom­men in New York erin­nert er sich an sei­nen letz­ten, lang zurück­lie­gen­den Besuch in der Stadt. Aus die­ser Per­spek­tive blickt er zurück nach Deutsch­land, nach Düs­sel­dorf und Ham­burg, auf die wilde Zeit der 68er Jahre und sein inzwi­schen ver­gan­ge­nes Leben. Mit char­man­ter Lako­nie erzählt er von aus­schwei­fen­den Par­ties, Dro­gen, einem wil­den und freien Leben und den Zwän­gen, aus denen die Genera­tion der 68er auf­ge­bro­chen war. Selbst­kri­tisch und nicht ohne Iro­nie betrach­tet Caill­oux den Zwie­spalt zwi­schen die­sem Anspruch und sei­nem Ver­such, Kar­riere zu machen, als er mit einem Freund Stro­bo­skob­lich­ter für Dis­cos ent­wi­ckelte – und als Unter­neh­mer scheiterte.

Nolens volens erfährt der Leser vom Lie­bes­le­ben des Hel­den, das auch mit dem »ame­ri­ka­ni­schen Sohn« zu tun hat. Wer indes auf eine span­nende Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Vater und Sohn und den Genera­tio­nen aus ist, hofft lei­der ver­ge­bens. Selbst­re­dend, dass dem Vater eine Begeg­nung mit dem inzwi­schen erwach­se­nen Sohn nicht leicht fällt. Schade, dass er erst am Schluss des Romans mit ihm tele­fo­niert und das Buch hier endet.

 

  • Bernd Caill­oux: Der ame­ri­ka­ni­sche Sohn, Suhr­kamp Ver­lag, Ber­lin 2020, 223 Sei­ten, 22,00 €.
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