Matthias Steinbach – »Der Fall Hodler«

Person

Dietmar Ebert

Ort

Jena

Thema

Gelesen & Wiedergelesen

Autor

Dietmar Ebert

Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Fall Hod­ler – einer der größ­ten Kunst­skan­dale des deut­schen Kaiserreichs

Gele­sen von Diet­mar Ebert

 

Im Jahr 2014 hatte der His­to­ri­ker Mat­thias Stein­bach sein Buch „Der Fall Hod­ler. Krieg um ein Gemälde 1914–1919“ vor­ge­legt. In die­sem Jahr sind die 11 Sze­nen, in denen der Streit um Fer­di­nand Hod­ler und sein Gemälde „Aus­zug der deut­schen Stu­den­ten in den Frei­heits­krieg 1813“ nach­ge­zeich­net wird, in zwei­ter Auf­lage erschie­nen. Kom­bi­niert sind sie mit his­to­ri­schen Doku­men­ten, Kurz­bio­gra­fien der auf­tre­ten­den Akteure und gut aus­ge­wähl­ten Fotos. Hod­ler war einer der 126 Unter­zeich­ner einer Pro­test­note gegen die deut­sche Krieg­füh­rung in Frank­reich und Bel­gien, die  in der „Tri­bune de Genève“ im Sep­tem­ber 1914 erschie­nen war. Danach ent­spann sich einer der größ­ten Kunst­skan­dale des deut­schen Kai­ser­reichs. Ernst Haeckel hätte Hod­lers Wand­ge­mälde am liebs­ten meist­bie­tend ver­kauft, Irene Eucken, die Hol­der gewin­nen konnte, das groß­for­ma­tige Gemälde für den Neu­bau der Jenaer Uni­ver­si­tät zu schaf­fen, distan­zierte sich von ihm. Schließ­lich ver­schwand Hod­lers monu­men­ta­les Bild hin­ter einem Bret­ter­ver­schlag und wurde als Pinn­wand benutzt, um den Front­ver­lauf zu doku­men­tie­ren. Erst 1919 wurde es von sozia­lis­ti­schen Stu­den­ten frei­ge­legt. Der Autor hat den dra­ma­ti­schen Kern des „Falls Hod­ler“ ent­deckt und sati­ri­sche Dia­loge ver­fasst, die den fünf­jäh­ri­gen Krieg um Hod­lers berühm­tes Wand­ge­mälde doku­men­tie­ren. Sie zei­gen aber nicht nur eine Pro­vinz­posse, son­dern offen­ba­ren, wie inter­na­tio­nale Ten­den­zen in Wis­sen­schaft und Kunst, die bis 1914 exis­tier­ten, zu Kriegs­be­ginn in Natio­na­lis­mus umschlugen.

Der zwei­ten Auf­lage hat Mat­thias Stein­bach einen Brief der in Wien leben­den Sozi­al­be­ra­te­rin Soonim Shin an ihn vor­an­ge­stellt, in dem sie die Aktua­li­tät des his­to­ri­schen Stof­fes betont, denn bei „solch eigent­lich »klei­nen Sachen« öff­net sich der Vor­hang des gro­ßen Welttheaters.“

 

  • Mat­thias Stein­bach: Der Fall Hod­ler. Krieg um ein Gemälde 1914–1919, Metro­pol Ver­lag Ber­lin, über­ar­bei­tete Auf­lage 2022, 128. S., 14,-€.
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