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Jens Kirsten
Thüringer Literaturrat e.V.
Ein Thüringenkrimi, der Maßstäbe setzt
Gelesen von Jens Kirsten
Wer schon immer nach einem richtigen Thüringen-Krimi suchte, aber bislang nicht fündig, sondern oft enttäuscht wurde, liegt bei Rolf Sakulowski genau richtig. Er löst ein, was viele versprechen, aber nicht halten. Spätestens mit »Jägerstein« schreibt Sakulowski sich in die Herzen wirklicher Krimifans ein. Vom »Feengrotten-Geheimnis« hat er sich über »Die Gloriosa-Verschwörung« noch einmal gesteigert. Was »Jägerstein« wie auch seine ersten beiden Krimis auszeichnet, ist ein bis zum Schluss spannender Plot, das Spiel mit Sagen und Legenden, die realistische Grundierung durch die immer exzellent recherchierte Historie. So gleitet der Autor nie ins Triviale oder Kitschige ab.
Natürlich braucht ein guter Krimi einen Hintergrund. In »Jägerstein« ist es die Sage vom Jägerstein, nach welcher der treffsichere Forstgehilfe Caspar Greiner im Jahr 1690 auf der Hirschjagd mehrfach fehlte, bis er eine Zauberkugel verwendete und damit statt des Hirschen, den er seit Tagen mehrfach im Visier hatte, seinen Oheim, den Forstmeister Valentin Grahner, erschoss. Noch heute erinnert ein Gedenkstein auf dem Schneekopf an das Unglück. Wie die vorangegangenen Romane hat auch »Jägerstein« einen ganz aktuellen Bezug. Eine Mordserie in der Gegenwart weist Parallelen zur Sage auf, die sich nur dank der historischen Beschlagenheit von Detektiv Jonas Wiesenburg und seiner brillanten Kombinationsgabe lösen lässt.
Was Sakulowski aus dem Spannungsfeld beider Fälle zaubert, bereitet höchstes Lesevergnügen und hält jede Leserin und jeden Leser bis zum Schluss in Atem. Wie in der »Gloriosa-Verschwörung« dreht es sich beim Tatwerkzeug um ein historisches Artefakt, dem der gelegentlich für das LKA recherchierende Geschichtsdetektiv Jonas Wiesenburg im Verlauf des Romans auf die Spur kommt. Unterstützt wird er durch seine Partnerin, die Geologin Fenja, und die den Fall leitende LKA-Ermittlerin.
Wenngleich der Autor sich allerlei Abweichungen von der Realität erlaubt, so erscheinen diese nirgend an den Haaren herbeigezogen, sondern fügen sich in ein unterhaltsames, jedoch nie oberflächliches Bild von Land und Leuten. Sakulowski setzt in seinem neuen Roman Thüringen einmal mehr ein literarisches Denkmal: hier dem Landstrich um Gräfenroda, hinauf zum Schneekopf mit dem Jägerstein, hinab in die »Hölle«, nach Gehlberg, in die Erbförsterei nach Dörrberg, nach Gräfenroda, nach Erfurt und nach Gotha in die Archive von Schloss Friedenstein. All diese Orte hat Sakulowski spannungsreich aufgeladen.
Wer nun denkt, dass der Detektiv gemütlich in seinem Quartier auf der Erfurter Krämerbrücke verharrt und den Fall allein durch seine Geistesgaben löst, liegt falsch. Wiesenburg kombiniert nicht nur mit detektivischem Spürsinn Fakten, sondern begibt sich unmittelbar an den jeweiligen Ort des Geschehens, wird in Verfolgungsjagden verwickelt, ergründet ein geheimnisvolles Stollenlabyrinth, gerät auf falsche Fährten und muss mitunter um sein Leben fürchten. Dass Sakulowski ein begnadeter Erzähler ist, der nie zu dick aufträgt, lässt sich leicht behaupten. Wer es genau wissen möchte, muss »Jägerstein« lesen.
Abb. 1-3: Fotos Jens Kirsten
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