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Walter Sachs
Reihe »Gelesen & Wiedergelesen« / Thüringer Literaturrat e.V.
Gelesen von Walter Sachs
»Felsenfest« erschien mit Prosatexten von Wulf Kirsten und Radierungen von Ullrich Panndorf unlängst in der burgart-presse Jens Henkel Rudolstadt als Nr. 47 seiner Künstlerbücher. Das Buch ist der nicht versiegenden Anziehungskraft zu verdanken, die das Elbsandsteingebirge in seiner charakteristischen Schönheit auszuüben vermag. Wie ein Zauber hält diese Gegend sowohl den Dichter als auch den Maler gefangen. Entstanden ist eine bibliophile Erkundungsreise durch erinnerte Begebenheiten, historische Aneignung, durch die Vielfalt der Namen und Formen die Felsen und Landschaftsraum zu bieten haben.
Wulf Kirsten, 1934 in Klipphausen bei Meißen geboren, hatte seine erste Begegnung mit dem Elbsandsteingebirge, der »Sächsischen Schweiz«, im Alter von 11 Jahren. Es folgten weitere Ausflüge mit dem Vater und dem jüngeren Bruder. Diese Erlebnisse haben sich tief eingeprägt und begleiten den Dichter, ergänzt durch zahllose Wiederbegegnungen, bis heute. Die Erfahrung, dass eine Sehnsuchtslandschaft erlaufen, zwischenzeitlich auch erklettert, werden will, ist für Wulf Kirsten eine grundlegende geblieben und hat sich nach seiner Ankunft in Thüringen aufs Neue bestätigt. Laufen als das angemessene Schrittmaß der Annäherung zu verstehen und erinnernd Wahrgenommenes als ein Innegewordenes in Worte zu verwandeln, blieb für Wulf Kirsten in seinem literarischen Schaffen, wie ein guter Engel, stets gegenwärtig. Seine, für das Buch »Felsenfest«, entstandenen Texte sind handschriftlich faksimiliert wiedergegeben. Grafisch reizvoll kommt die persönliche Handschrift des Autors dem Charakter des exklusiven Künstlerbuches in seiner kleinen Auflage als einer Rarität entgegen. Ein überfliegendes, rasches Lesen ist kaum möglich. Schritt für Schritt, Kapitel nach Kapitel und eher nicht in einem Zuge erschließen sich die Erinnerungen, die gesammelten Fakten, die Fülle der Ortsnamen und die Betrachtungen über das Elbsandsteingebirge im Laufe der Lesezeit. Der »fußläufige« Leser muss sich eingewöhnen und mit dem Schreibenden ein Weniges der Mühe teilen, die der Autor für das Erscheinen dieses Buch auf sich genommen hat.
Ullrich Panndorf, 1954 in Dresden geboren, hat an der Hochschule für bildende Künste in Dresden Malerei und Grafik studiert. Auch er kennt das Elbsandsteingebirge schon aus Kindertagen und ist nach wie vor von dieser herrlichen Landschaft fasziniert, von ihrer bizarren Schönheit, die auch sanfte Stellen und großartige Ausblicke bereithält. Je nach Wetterstimmung und Lichteinfall ändern die Felsformationen ihr Gesicht. Wenn möglich, vergeht kein Jahr, während dessen Verlauf er nicht wenigstens einmal im Elbsandsteingebirge unterwegs ist. Meist sind Papier und Stift mit von der Partie. Eine kleine Auswahl von sechs Elbsandsteingebirgszeichnungen Panndorfs waren schon 2010 in seiner Ausstellung »Unterwegs« im Mannheimer Kunstverein zu sehen. Die unterschiedlichen Felsstrukturen, die Lichtstimmungen, die mal engen mal grandiosen Räume halten eine schier unbegrenzte Fülle von Anregungen zu grafischen Blättern bereit. In »Felsenfest« durchziehen zwölf panndorfsche Felsporträts die Textfolge von Wulf Kirsten und variieren das Bildthema als Vernis mou und Strichradierungen delikat und vielfältig. Wie reizvoll auch die Nahsicht auf Details verwitterter Felsoberflächen sein kann, zeigt sich schon am Vorsatzpapier des Buches, für das eine Fotografie Ullrich Panndorfs als Vorlage diente. Anstelle des Nachwortes gibt es von ihm »Festhalten«, eine ebenfalls handschriftliche Liebeserklärung an das Zeichnen und an »diese Berge«.
Spätestens hier wird beim Lesen klar, dass es im Buch nicht nur um den festen Stand und die Festigkeit der Steine ging. »Felsenfest« ist neben der Fülle wissbegieriger Erkundung vor allem eine festliche Huldigung an diese schönen Felsen, denn Wanderungen durch das Elbsandsteingebirge sind immer auch ein Fest für alle Sinne.
Zwanzig Jahre gelebter Zeit ist der Worte-Dichter dem Bild-Künstler voraus. Der Altersunterschied verliert an Bedeutung angesichts der leidenschaftlichen Liebe zur »Sächsischen Schweiz« die beide verbindet. Im Buch »Felsenfest« hat diese Passion eine generationenübergreifende, eine bekömmliche und vor allem eine schöne Frucht hervorgebracht.
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