Regina Jarisch – »Herzflug. Gedichte«

Personen

Regina Jarisch

Anke Engelmann

Ort

Weimar

Thema

Gelesen & Wiedergelesen

Autor

Anke Engelmann

Alle Rechte bei der Autorin. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin. / Der Abdruck dieses Beitrags erscheint am 2.7.2020 in der »Thüringer Allgemeinen« und der »Thüringischen Landeszeitung«.

Gele­sen von Anke Engelmann

Halt im Wortreich

In ihrem Gedicht­band »Herz­flug« ent­fal­tet Regina Jarisch über­ra­schende und poe­ti­sche Wortdeutungen

 

Das sind mir die liebs­ten Gedichte: Leicht wie ein Schwarm Schmet­ter­linge brau­chen sie Zeit, müs­sen sich set­zen kön­nen. Und dann ent­fal­tet sich ein Bild und lässt einen nicht mehr los: »an einem gewöhn­li­chen mor­gen / fiel ein satz ins was­ser / mit dem brühte ich mei­nen kaf­fee«, Sätze wie diese fin­den sich in »Herz­flug« von Regina Jarisch, das im März die­ses Jah­res im Leip­zi­ger Lite­ra­tur­ver­lag erschie­nen ist.

Das Aus­deu­ten und das Spiel mit den Bedeu­tun­gen der Wör­ter sind typisch für die Wei­ma­rer Lyri­ke­rin, die mit »Herz­flug« ihren drit­ten Gedicht­band vor­legt. Mit ihrer Ver­an­ke­rung im All­täg­li­chen blei­ben die Verse geer­det, auch wenn sie »luft­schlös­ser aus buch­sta­ben« bauen und »halt im wort­reich« suchen. Man­ches wird leicht, was sonst viel Gewicht hat, zum Bei­spiel, wenn Regina Jarisch in »betreff­pro­to­koll« Belie­big­kei­ten des täg­li­chen E‑Mail-Ver­kehrs anein­an­der­reiht. Andere Gedichte sind hoch poli­tisch, auch weil / obwohl man ihnen den per­sön­li­chen Blick anmerkt.

Berüh­rend ihre poe­ti­sche Hal­tung aus unvor­ein­ge­nom­me­ner Neu­gier und lie­be­vol­ler Beob­ach­tungs­gabe, aus lebens­klu­gem Humor, vie­len Fra­gen, manch­mal Trauer. Dazu pas­sen die Gra­fi­ken des Erfur­ters Jost Heyder, die die 87 Gedichte auf eine Bild­ebene heben und uner­war­tete Akzente setzen.

Mit leich­ter Hand zieht Regina Jarisch alles aus den Wör­tern, ohne sie aus­zu­pres­sen. Sie ver­knüpft sie zu Net­zen, Asso­zia­tio­nen schwe­ben, dar­un­ter liegt ein Rhyth­mus, der ein­dring­lich und manch­mal von einer irri­tie­ren­den Unwucht ist. Um sie ganz zu erfas­sen, muss man die Verse mehr­mals lesen, ihnen nach­spü­ren, nach-den­ken. So müs­sen Gedichte sein.

  • Regina Jarisch: Herz­flug. Gedichte. Mit Gra­fi­ken von Jost Heyder. Leip­zi­ger Lite­ra­tur­ver­lag, 2020, 126 Sei­ten, 19,95 Euro.
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