Gelesen von Thomas Liebe
Weimar für Kinder
Die 1982 geborene Stefanie Paul, vornehmlich in der Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt, hat einen bemerkenswerten „Kinderstadtführer“ vorgelegt. Zu großen Teilen lebt das Taschenbuch auch von den witzigen und phantasievollen Illustrationen Diana Griesbachs, die ebenso einen einführenden Weimar-Stadtplan gestaltete. Nicht der Klappentext, aber das Büchlein selbst handelt auch von den dunklen Seiten der Ilmstadt, vom Gauforum, von Hitlers Vorliebe für das Hotel „Elephant“, von Buchenwald. Für die großartigen Kulturstätten wie auch für die Verbrechen der Nazis galt es, eine kindgemäße Sprache zu finden. Dies gelang der Autorin. Da, wo Stefanie Paul das Verständnis und den Wortschatz eines Kindes überschreitet, verweist sie darauf, dass Kinder am besten gemeinsam mit ihren Eltern die überschaubare Goethe-Stadt erkunden sollten. Die Autorin schuf ein „Mitmachbuch“, da die Leser und jungen Stadtbesucher immer wieder auf Rätsel stoßen, für die am Ende die Lösungen geliefert werden.
Dass das Buch weithin Bekannte und Bekanntes präsentiert, ist nicht verwunderlich: Cranach, Goethe, Schiller, Herder, Carl August, Anna Amalia und die nach ihr benannte Bibliothek, das Nationaltheater, die Nationalversammlung und selbstredend das Bauhaus.
Auch an den Lutherfreund Johann Friedrich I., den man in Jena liebevoll „Hanfried“ nennt, wird eingangs erinnert. (Dieser ist auch manchem erwachsenen Weimarer Bürger kaum oder nicht bekannt.) Stefanie Paul spannt den historischen Bogen vom Beginn der Neuzeit bis in die Gegenwart. Dass die Nazizeit mit den Jahren der DDR in einem Kapitel abgehandelt werden, ist mehr als diskutabel [bedenklich].
Pauls Buch ist dennoch eine angenehm locker erzählte Stadtführung. Zugleich wird der (jugendliche) Leser informiert, wann welches Museum geöffnet hat, wie viel der Eintritt kostet, welche Feste in Weimar gefeiert werden, was das Umland zu bieten hat und vieles mehr.
Im siebenten (der acht) Kapitel „Guten Tag, die Herren!“ wird das berühmteste aller deutschen Dichter-Denkmäler vorgestellt. Auf dem Bild sieht man – was mir bislang entgangen war –, dass Schiller seine Weste falsch geknöpft hat. Warum? Die vermeintliche Lösung findet sich am Schluss des kleinen „Kinderstadtführers“.
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