Stefanie Paul – »Weimar – Der Kinderstattführer«

Thema

Gelesen & Wiedergelesen

Autor

Thomas Liebe

Erstdruck in Palmbaum 2-2019.

Gele­sen von Tho­mas Liebe

 

Wei­mar für Kinder

 

Die 1982 gebo­rene Ste­fa­nie Paul, vor­nehm­lich in der Medi­en­ar­beit mit Kin­dern und Jugend­li­chen beschäf­tigt, hat einen bemer­kens­wer­ten „Kin­der­stadt­füh­rer“ vor­ge­legt. Zu gro­ßen Tei­len lebt das Taschen­buch auch von den wit­zi­gen und phan­ta­sie­vol­len Illus­tra­tio­nen Diana Gries­bachs, die ebenso einen ein­füh­ren­den Wei­mar-Stadt­plan gestal­tete. Nicht der Klap­pen­text, aber das Büch­lein selbst han­delt auch von den dunk­len Sei­ten der Ilm­stadt, vom Gau­fo­rum, von Hit­lers Vor­liebe für das Hotel „Ele­phant“, von Buchen­wald. Für die groß­ar­ti­gen Kul­tur­stät­ten wie auch für die Ver­bre­chen der Nazis galt es, eine kind­ge­mäße Spra­che zu fin­den. Dies gelang der Autorin. Da, wo Ste­fa­nie Paul das Ver­ständ­nis und den Wort­schatz eines Kin­des über­schrei­tet, ver­weist sie dar­auf, dass Kin­der am bes­ten gemein­sam mit ihren Eltern die über­schau­bare Goe­the-Stadt erkun­den soll­ten. Die Autorin schuf ein „Mit­mach­buch“, da die Leser und jun­gen Stadt­be­su­cher immer wie­der auf Rät­sel sto­ßen, für die am Ende die Lösun­gen gelie­fert werden.

Dass das Buch weit­hin Bekannte und Bekann­tes prä­sen­tiert, ist nicht ver­wun­der­lich: Cra­nach, Goe­the, Schil­ler, Her­der, Carl August, Anna Ama­lia und die nach ihr benannte Biblio­thek, das Natio­nal­thea­ter, die Natio­nal­ver­samm­lung und selbst­re­dend das Bauhaus.

Auch an den Luther­freund Johann Fried­rich I., den man in Jena lie­be­voll „Hanfried“ nennt, wird ein­gangs erin­nert. (Die­ser ist auch man­chem erwach­se­nen Wei­ma­rer Bür­ger kaum oder nicht bekannt.) Ste­fa­nie Paul spannt den his­to­ri­schen Bogen vom Beginn der Neu­zeit bis in die Gegen­wart. Dass die Nazi­zeit mit den Jah­ren der DDR in einem Kapi­tel abge­han­delt wer­den, ist mehr als dis­ku­ta­bel [bedenk­lich].

Pauls Buch ist den­noch eine ange­nehm locker erzählte Stadt­füh­rung. Zugleich wird der (jugend­li­che) Leser infor­miert, wann wel­ches Museum geöff­net hat, wie viel der Ein­tritt kos­tet, wel­che Feste in Wei­mar gefei­ert wer­den, was das Umland zu bie­ten hat und vie­les mehr.

Im sie­ben­ten (der acht) Kapi­tel „Guten Tag, die Her­ren!“ wird das berühm­teste aller deut­schen Dich­ter-Denk­mä­ler vor­ge­stellt. Auf dem Bild sieht man – was mir bis­lang ent­gan­gen war –, dass Schil­ler seine Weste falsch geknöpft hat. Warum? Die ver­meint­li­che Lösung fin­det sich am Schluss des klei­nen „Kin­der­stadt­füh­rers“.

  • Ste­fa­nie Paul, Wei­mar – Der Kin­der­statt­füh­rer. Wart­burg Ver­lag Wei­mar 2019, 96 Sei­ten, 10 Euro.
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