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Thüringen im literarischen Spiegel
Karl Emil Franzos
Aus Anhalt und Thüringen, Rütten & Loening, Berlin 1903.
Es ist ein uraltes Nest mit reich bewegter Geschichte, so rund tausend Jahre alt, vom 12. bis ins 14. Jahrhundert Residenz der Schwarzburg-Blankenburger Linie, aber noch bis ins 17. Jahrhundert hinein ein Mittelpunkt der Kultur dieser Landschaft. Davon müßte wohl doch noch was zu sehen sein, dacht ich, und mir wässerte der Mund, als ich einmarschierte; sogar auf Mauer und Graben wagte ich hier noch zu hoffen. Nun, sie sind seit einem Jahrhundert beseitigt, und auch nach alten Häusern guckte ich lange aus, bis ich zum mindesten ihrer zwei fand, das eine gegenüber der Kirche, das andere nah der Post, beide brave Steinhäuser mit Rundbogenportal aus dem 16. Jahrhundert und hübschem Zierrat von Rosetten, Nischchen und dergleichen. Das Rathaus ist ein dürftiger Bau aus öder Zeit (um 1750); älter sind nur zwei Tafeln rechts und links der Türe. Die zur Rechten zeigt das Blankenburger Stadtwappen, den aufsteigenden Löwen, von 1434, die zur Linken die Figur eines Bürgers aus gleicher Zeit, die als Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit gedeutet wird. Also eine Art bürgerlichen Rolands. Das ist alles. Denn auch die Kirche ist modern restauriert, und selbst auf dem alten Kirchhof findet man nur Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert; wohin mögen sie nur die älteren getan haben?
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