Bad Berka
[Gemeinde]

Jakob Michael Rein­hold Lenz lebte, mit der Wei­ma­rer Hof­ge­sell­schaft immer weni­ger zurecht­kom­mend („Ich schme­cke die ganze Wol­lust der Ein­sam­keit auf den Kon­trast des Hofes“) und von Goe­the zuneh­mend ent­frem­det, von Juni bis Sep­tem­ber 1776 in der „Ein­sie­de­lei“ von Berka, wo er am unvoll­endet geblie­be­nen Roman „Wald­bru­der“ (1797) und an einer Reform­schrift zum Sol­da­ten­we­sen arbei­tete. Ver­mut­lich wohnte er im Gast­hof „Zur Tanne“ am Markt 4, an des­sen Stelle sich heute ein Wohn- und Geschäfts­haus befin­det, und im heute nicht mehr vor­han­de­nen Rentamt/Nachfolgebau Klos­ter­berg­schule, Frie­dens­platz 13.

Durch Lenz kam Goe­the im Juli 1776 erst­mals nach Berka, spä­ter besuchte er hier den Bild­hauer Gott­lieb Mar­tin Klauer in sei­nem Ate­lier. 1812 weckte Berka Goe­thes Inter­esse, als der Leh­rer Hein­rich Fried­rich Schütz hier Schwe­fel­quel­len ent­deckte. Goe­the kam er am 30. 12. 1812 mit sei­nem Sohn August nach Berka, um die Ein­rich­tung eines Kur­ba­des, durch das sich der Her­zog eine wirt­schaft­li­che Bele­bung des Ortes ver­sprach, zu prüfen.

Trotz Goe­thes Beden­ken wurde es im Som­mer 1813 in Anwe­sen­heit Carl Augusts eröff­net – und blieb unren­ta­bel. Goe­the war hier mit Chris­tiane Vul­pius im Mai und Juni 1814 zur Kur. Hier ent­stan­den die ers­ten Gedichte des „West-öst­li­chen Divans“, das Fest­spiel „Des Epi­men­i­des Erwa­chen“ und 1818 das Gedicht

Die Ilme

Wenn der Ilme Bach bescheiden,
schlän­gelnd still im Tale fließt,
über­deckt von Zweig und Weiden
halb­ver­steckt sich weitergießt,
hört er öfter­mal die Flöte
sei­ner Dich­ter treu und gut,
wenn der Glanz der Morgenröte
auf der sanf­ten Woge ruht
[…]

In Berka wohnte Goe­the 1814 in dem auf eine Was­ser­burg zurück­ge­hen­den Edel­hof (1786) an der Ilm, der heute Forst­amt ist. In der Ilm­straße, Ecke Dra­chen­berg befin­det sich eine Gedenk­ta­fel für Goe­the. 1816 und 1818 wohnte er in der Mäd­chen­schule. Zwi­schen Rat­haus und Kir­che fin­det sich „Am Goe­the­haus 1“ etwas zurück­ge­setzt eine wei­tere Gedenk­ta­fel und im auf Anre­gung Goe­thes 1820 ange­leg­ten Kur­park der Goe­the-Brun­nen mit Goe­the-Büste. Das ehe­ma­lige Kur- und Gesell­schafts­haus, heute Cou­d­ray-Haus erin­nert an Goe­thes Auf­ent­halte in Bad Berka.

Der 1889 in Berka gebo­rene Päd­agoge Wil­helm Flit­ner war maß­geb­lich an der Grün­dung von Volks­hoch­schu­len in Thü­rin­gen betei­ligt. Hans Fal­lada kam nach einem Selbst­mord­ver­such im April 1911 für acht Wochen in das 1899 eröff­nete Sana­to­rium „Schloss Harth“ in der heu­ti­gen Hein­rich-Heine-Allee 2–4. Der Anstalts­lei­ter führte den psy­chisch labi­len Zustand Fal­la­das auf „fal­sche Lek­türe“ und auf eine „von ihm sehr über­schätzte angeb­li­che Bega­bung zum Dich­ten“ zurück. Im heu­ti­gen Thü­rin­ger Insti­tut für Leh­rer­fort­bil­dung, Lehr­plan­ent­wick­lung und Medien erin­nert ein Fal­lada-Zim­mer an des­sen Aufenthalt.

In der ers­ten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts war Bad Berka der Wir­kungs­ort eini­ger mit Wei­mar ver­bun­de­ner Künst­ler, dar­un­ter der Bild­hauer Adolf Brütt (1855–1939, der am heu­ti­gen Adolf-Brütt-Weg 4 lebte, und der Maler Bar­thold Asen­dorpf (1888–1946, der an der Tann­ro­daer Straße 28 wohnte. Der 1902 in Essen gebo­rene Erzäh­ler und Dra­ma­ti­ker Heinz Kükel­haus starb 1946 in Bad Berka. Der Thea­ter- und Film­re­gis­seur Mar­tin Hell­berg, 1905 in Dres­den gebo­ren, lebte seit 1962 in Bad Berka (Woh­nung Am Adels­berg 4). Er starb 1999 in Bad Berka. Sein Grab befin­det sich auf dem Bad Ber­kaer Friedhof.

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