Hans Christian Andersen in Thüringen
3 : Zu Gast auf Schloss Ettersburg

Nach die­sem wahr­haft umfäng­li­chen Pro­gramm des ers­ten Tages, war­tete der nächste mit einem Emp­fang auf Schloß Etters­burg, Wohn­sitz des jun­gen Erb­her­zogs und sei­ner hol­län­di­schen Gemah­lin, auf. Man tafelte aus­führ­lich, unter­hielt sich ange­regt und wohnte im Anschluss einem Volks­fest vor dem Schloss bei. In klei­ner Runde – Carl Alex­an­der, Ander­sen und Ecker­mann – wird ein Spa­zier­gang unter­nom­men, wäh­rend die­sem der junge Regent in spe seine Gäste zu einem Baum von majes­tä­ti­scher Erschei­nung führt, den schon Johann Daniel Falk in sei­nem Büch­lein »Göthe aus näherm per­sön­li­chen Umgange dar­ge­stellt« 1832 erwähnte. Ander­sen sieht in des Bau­mes Rinde die gro­ßen Namen des Ver­gan­ge­nen ein­ge­schrie­ben, dar­un­ter Wie­land, Goe­the, Lava­ter, Her­der und, wie Ander­sen bemerkt, gleich­falls Jupi­ter, hatte doch ein Blitz den Baum getrof­fen und zum Teil aufgerissen.

Beein­druckt von die­sem spre­chen­den Schau­spiel der Ver­ei­ni­gung von Geist und Natur, Inbe­griff all des­sen, was Ander­sen in sei­nen Mär­chen dar­stel­len will, zieht man wei­ter. Man trennt sich erst kurz vor Mitternacht.

Ander­sen fühlte sich zuneh­mend wohl an die­sem Fleck­chen Erde, nicht zuletzt der gro­ßen und ehr­lich gemein­ten Zunei­gung wegen, die ihm aller­or­ten, und im Beson­de­ren auf Schloss Etters­burg, ent­ge­gen­ge­bracht wurde. Der Her­zo­gen­sohn war ihm, äußer­lich wie inner­lich, ange­nehm, ja, Ander­sen begann sich bereits nach die­ser kur­zen Zeit eine unmög­li­che Freund­schaft aus­zu­ma­len.Ich habe den jun­gen Her­zog recht lieb, merkt er in sei­nem Tage­buch am 26. Juno an,er ist der erste von allen Prin­zen, der mich recht ange­spro­chen hat, wo ich wünschte, daß  er kein Prinz wäre, oder, daß auch ich einer wäre. Dem zukünf­ti­gen Regen­ten ist der berühmte Künst­ler nicht min­der sym­pa­thisch, wie des­sen Mut­ter, Groß­her­zo­gin Maria Paw­lowna, dem Glück­li­chen ver­si­chern kann. Mir war ordent­lich weich ums Herz, ver­traut Ander­sen sei­nem Tage­buch an, als er die fürst­li­che Runde ver­las­sen muss.

 Hans Christian Andersen in Thüringen:

  1. Hotel »Zum Erbprinz« - Der Dichter trifft ein
  2. Bei Goethe vor verschlossenen Türen
  3. Zu Gast auf Schloss Ettersburg
  4. Besuch in der Fürstengruft
  5. Briefwechsel mit Carl Alexander
  6. Zu Gast im Kirms-Krackow-Haus
  7. »Abends bei Wolff, hier traf ich Hase« - Andersen in Jena
  8. Andersen auf der Wartburg
  9. Begegnung mit Franz Liszt
  10. Vor dem letzten Besuch in Weimar
  11. Die Grundsteinlegung des Carl-August-Denkmals
  12. Die Einweihung des Goethe- und Schiller-Denkmals
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