1805 Odense, Dänemark
1875 Kopenhagen
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Hans Christian Andersen in Thüringen
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Jan Borostowski-Trautmann
Thüringer Literaturrat e.V.
Hans Christian Andersen wird am zweiten Apriltag des Jahres 1805 in Odense auf der dänischen Insel Fünen geboren. Als Sohn eines Schuhmachers und einer Wäscherin in ärmlichsten Verhältnissen aufwachsend, zeigt er bereits früh Neigungen, dieser Welt der ständigen Entbehrungen zu entfliehen – und sei es nur in der Phantasie. Er baut sich ein eigenes Puppentheater, dilettiert im Scherenschnitt und begeistert sich bereits in jungen Jahren für Theater und Literatur, so er derer habhaft werden kann. Jedoch sind diese Fluchten nicht ausreichend, um sein Leben und die ihm drohende Zukunft zum Besseren zu wenden.
1819, drei Jahre nach dem Tod des Vaters, flieht Andersen aus den ihm so verhassten Verhältnissen. Ihn zieht es in die Hauptstadt, nach Kopenhagen, dem Zentrum des geistigen Lebens in Dänemark. Der Anfang ist schwer, denn er ist mit beinahe nichts gekommen. Irgend etwas mit Kunst soll es, ja muss es sein. Und so läuft der Vierzehnjährige einigen Honoratioren und namhaften Künstlern der Stadt ungeladen die Türen ein, gibt kurze, selbstverfasste und mit Emphase vorgetragene Ausschnitte seiner Dichtkunst zum Besten, um kurz darauf, gleich einem kleinen, dünnen Geist wieder spurlos zu verschwinden. Es müssen skurrile, wenngleich auch eindringliche Szenen gewesen sein, die ein ehrgeiziger Wille dort vortrug. Dennoch muss hinter dem theatralischen Gehabe ein großes Talent erkennbar gewesen sein, denn die kleinen Auftritte verfehlten ihre, auf Protektion gerichtete, Wirkung nicht.
Andersen wird ermöglicht, eine Stimm- und Gesangsausbildung zu absolvieren. Zudem wird er in Deutsch unterrichtet, später auch im Tanz. Aber nichts davon scheint seiner wahren Veranlagung zu entsprechen und ihm den erhofften ersten Erfolg zu bringen, der ihm den Weg zum ersehnten Ruhm bahnt. Seine ersten Schreibversuche bringen kein Geld , aber ein paar der von ihm verfassten Stücke fallen Jonas Collin in die Hände, zu jener Zeit Direktor des Königlichen Theaters. Er nimmt sich des jungen Mannes und seines Talents an. Collin erwirkt für Andersen ein Stipendium aus dem »Fond ad usus publicos«, einer vom König ausgesetzten Unterstützung, und schickt ihn mit Hilfe dieses pekuniären Beistands aufs Internat.
1827, gegen Ende seiner Internatszeit, veröffentlicht eine Zeitung sein Gedicht »Das sterbende Kind«, in welchem aus der Perspektive eines Kindes – einer bis dahin selten eingenommenen Position – der herannahende Tod beschrieben wird. Das Gedicht wird ein Achtungserfolg.
Nach Beendigung des Studiums 1829 kommt Andersens erste nicht-theatrale Prosa zur Veröffentlichung, die sich gut verkauft. Auch seine Gedichtbände sind erfolgreich. In diese Zeit fallen auch erste kürzere Reisen – der Beginn einer Leidenschaft, die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen wird. 1831 besucht er Deutschland und schreibt ein Reisebuch darüber. Seine zunehmende Bekanntheit führt dazu, dass der aufstrebende Schriftsteller ein Reisestipendium erhält und sich nun, finanziell abgesichert, seiner großen Liebe in Gänze widmen kann. Zwei Jahre hält es ihn kaum an einem Ort. Was er in diesem Zeitraum an Erlebnissen, Bildern und Eindrücken in sich aufnimmt, findet alsbald Niederschlag in neuen Geschichten und Erzählungen.
1835 in Dänemark und vier Jahre später in Deutschland erscheinen zwei kleine, schmale Hefte, deren Inhalt schnell alle anderen dichterischen Werke des Dänen überschatten werden. Andersens erste Märchen für Kinder, unter ihnen »Das Feuerzeug« und »Däumelinchen«, festigen seinen Ruf als dichterisches Ausnahmetalent. Nun ist sein Name auch außerhalb seines Heimatlandes in Künstlerkreisen geläufig.
Doch nicht nur die Intelligenz heißt ihn willkommen, auch die Adelshäuser schmücken sich mit seiner Anwesenheit. Andersen weiß verblüffend gekonnt mit der Aristokratie umzugehen, bedient ihr biedermeierliches Bedürfnis nach Gefühlichkeit, Melancholie und infantilem Charme, ohne dass sie in seinen kunstvoll arrangierten Geschichten deren psychologische und sozialkritische Komponente zu erkennen scheinen. In den Fürstenhäusern ist er ein gern gesehener, wenngleich auch durch seine vielzähligen Marotten und Grillen bisweilen belächelter Gast. Und es geschieht mitunter, dass eine innige Freundschaft entbrennt, so auch zu Carl Alexander zu Sachsen-Weimar-Eisenach. Aus dieser Beziehung resultiert seine große Zuneigung zur Klassikerstadt Weimar, die er neunmal besucht.
Nach einem Leben voller Unternehmungen, die Andersen in über dreißig Länder führen und nach einem überaus produktiven schriftstellerischen Tun, welches über 150 Märchen, mehre Romane und eine Vielzahl von Gedichten hervorbringt, stirbt der hochdekorierte und bereits zu Lebzeiten weltweit berühmte Dichter am 4. August 1875 auf dem Landsitz »Rolighed« (Ruhe) in Kopenhagen.
Foto: Jan Borostowski-Trautmann
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