1892 Berlin
1955 Avegno, Schweiz
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Weimar – Weltstadt des Geistes und Musendorf
Goetheplatz 9 – Kunsthalle Harry Graf Kessler
Jens Kirsten
Thüringer Literaturrat e.V.
Theodor Plievier, eigentlich Plivier, wurde 1892 im Berliner Weddig als Sohn eines Feilenhauers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Lehre als Stukkateur, die er nach kurzer Zeit abbrach und auf Wanderschaft durch Deutschland, Österreich und die Niederlande ging. Nach seiner Rückkehr heuerte er als Matrose bei der Handelsflotte an. Von 1910 bis 1913 arbeitete er in Salpeterminen in der chilenischen Atacama-Wüste.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er zur Kaiserlichen Marine eingezogen, in der er während des Ersten Weltkrieges diente. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er literarisch in dem Roman »Des Kaisers Kulis«, der 1929 im Malik-Verlag von Wieland Herzfelde erschien. 1918 beteiligte sich Plievier am Kieler Matrosenaufstand.
Plievier gründete mit Gregor Gog und Karl Raichle die »Kommune am Grünen Weg« in Bad Urach und war Mitbegründer des anarchistisch geprägten »Verlags der Zwölf«, in dem 1923 seine Bücher »Aufbruch« und »Weltwende« erschienen. Ganz im Sinne einer Weltwende zog Plievier zu Beginn der 1920er Jahr als Inflationsheiliger durch Deutschland, wobei er auch Station in Weimar und Thüringen machte, wo er Harry Wilde begegnete, der 1921 in Weimar die erste deutsche Jugendherberge gegründet hatte und Muck Lamberty traf, der mit seiner »Neuen Schar« durch Thüringen und Franken zog.
1920 hatte er in Berlin Maria Stoz geheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Nach seiner Scheidung von ihr heiratete er 1931 Hildegard Piscator, die über ihre Exil mit Theodor Plievier in der Sowjetunion mehrere Bücher veröffentlichte.
1933 floh Plievier mit seiner Frau vor den Nationalsozialisten und lebte ab 1934 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion. 1943 wurde Plievier Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland.
1943 und 1944 erschien sein Roman »Stalingrad« in Fortsetzungen in der Zeitschrift »Internationale Literatur« in der UdSSR. 1945 erschien er im Aufbau-Verlag in Berlin und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Romane »Moskau« und »Berlin«, die mit »Stalingrad« eine Trilogie bilden, erschienen 1952 und 1954 im Verlag Kurt Desch in München.
Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion ging Plievier 1945 nach Weimar, um in Thüringen den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands mit aufzubauen. Während dieser Zeit wohnte er am Malerstieg 11. 1947 floh er, ernüchtert von der politischen Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone, mit seiner Frau nach Westdeutschland.
Nach seiner Trennung von Hildegard Plievier heiratete er 1950 Margarethe Grote, mit der er 1953 in die Schweiz übersiedelte. Theodor Plievier starb am 12. März 1955 in Avegno im Kanton Tessin. Seinen politischen, privaten und literarischen Weg schilderte Harry Wilde eindrucksvoll in seiner Biographie »Theodor Plievier. Nullpunkt der Freiheit«, die 1965 im Verlag Kurt Desch erschien.
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