1917 Wien
2006 Wien
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Weimar – Weltstadt des Geistes und Musendorf
Fred Wander – »Der siebente Brunnen«
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Pascal Quicker
Thüringer Literaturrat e.V. / Gedenkstätte Buchenwald
Fred Wander wurde am 5. Januar 1917 als Fritz Rosenblatt in Wien geboren. Dort wuchs der Sohn galizischer Juden in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule absolvierte er eine Lehre als Textilhändler und arbeitete danach als Gelegenheitsarbeiter in unterschiedlichen Berufen, unter anderem als Laufbursche, Hoteldiener, Zeichner und Fotograf.
Nach der Annexion Österreichs durch die Nationalsozialisten gelang ihm im Mai 1938 die Flucht über die Schweiz nach Frankreich. Dort wurde er nach Kriegsbeginn als
»feindlicher Ausländer« interniert, konnte jedoch in den unbesetzten Landesteil nach Marseille fliehen. Von dort aus wagte er 1942 einen erneuten Fluchtversuch in die Schweiz, welcher jedoch scheiterte. Die Schweizer Behörden lieferten ihn an die Vichy-Polizei. Über das Sammellager Drancy wurde er zunächst als jüdischer politischer Häftling nach Auschwitz deportiert und im März 1945 über das KZ Hirschberg im Riesengebirge ins Außenlager S III (Ohrdruf) des KZ Buchenwald verlegt (Häftlingsnummer 134.110). Seine Eltern wurden in Auschwitz ermordet.
Nach der Befreiung im April 1945 kehrte Wander im Sommer 1945 nach Wien zurück, wo er anfangs als Journalist, Zeichner und Fotoreporter der Zeitung »Der Abend« arbeitete. Nach seinem Eintritt in die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) 1947 gehörte Wander 1955 zu den ersten Studenten des Literaturinstituts »Johannes R. Becher« in Leipzig. Zuvor hatte er bereits 1950 den Künstlernamen Fred Wander gewählt. 1956 heiratete er Elfriede Brunner, die unter dem Künstlernamen Maxie Wander eine erfolgreiche Schriftstellerin wurde. Gemeinsam mit ihr übersiedelte er 1958 nach Kleinmachnow in die DDR, wo er mit ihr bis zu ihrem Tod 1977 lebte. Mit Susanne Wander, die er 1982 heiratete, ging er 1983 wieder zurück nach Wien. Dort starb Wander am 10. Juli 2006 nach schwerer Krankheit. Er wurde in Kleinmachnow begraben.
In seinem literarischen Werk befasst Wander sich intensiv mit seinen Erfahrungen in den NS-Vernichtungslagern. Dabei gilt der Roman Der siebente Brunnen als sein Hauptwerk. Wander, der sich selbst in der Tradition chassidischer Geschichtenerzähler sah, publizierte neben Romanen und Erzählungen auch Theaterstücke, Reiseliteratur sowie Jugendbücher.
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