Kahla
[Gemeinde]

Ihren mit­tel­al­ter­li­chen Cha­rak­ter hat die Stadt wah­ren kön­nen. Immer noch beein­dru­ckend ist der teil­weise über­baute Mau­er­ring mit sei­nen Wehr­tür­men. Eine von dem Bür­ger Mat­thäus Gun­der­mann (gestor­ben 1605) ver­fasste »Kähli­sche Chro­nika« ist durch die Exzerpte von Cas­par Sagit­ta­rius über­lie­fert. Seit 1844 wird in Kahla das bekannte Haus­halt­spor­zel­lan her­ge­stellt. Inge von Wan­gen­heim besuchte das Werk 1959 und beschreibt Kahla in dem Roman »Pro­fes­sor Hude­braach« von 1961 als ein »nicht unfreund­li­ches Städt­chen«. DDR-stolz teilt darin die Roman­hel­din mit, »dass die gute Hälfte der Gesamt­pro­duk­tion in 47 Län­der der Erde« gehe und man »im Sudan« ebenso aus Kahl­aer »Hen­kel­tas­sen trinke wie am Rio de la Plata«.

Johann Wal­ter, der eigent­lich Johann Blan­kenmöl­ler hieß, wurde 1496 in Kahla gebo­ren. Er war der »Urkan­tor der evan­ge­li­schen Kir­che«, musi­ka­li­scher Mit­ar­bei­ter Luthers, Kapell­meis­ter, Lie­der­dich­ter und Her­aus­ge­ber des ers­ten evan­ge­li­schen Chorgesangbuches.

Mar­tin Luther pre­digte am 23. 8. 1524 in der Mar­ga­re­ten­kir­che in Kahla vor einer mit Karl­stadt sym­pa­thi­sie­ren­den Gemeinde.

Paul Reb­hun (1500–1546), der bedeu­tendste deut­sche Refor­ma­ti­ons­dra­ma­ti­ker, war von 1529–1535 Pfar­rer in Kahla, wo 1535 sein form­stren­ges Bibel­drama »Von der got­tes­fürch­ti­gen und keu­schen Frauen Susan­nen«, das »Para­de­stück dra­ma­ti­scher Dicht­kunst des Refor­ma­ti­ons­jahr­hun­derts«, ent­stand und von der Kahl­aer Bür­ger­schaft auf­ge­führt wurde. Wei­tere hie­sige Schul­dra­ma­ti­ker waren der in Kahla gebo­rene Hans Tirolf (um 1500-nach 1580) und Tho­mas Nao­ge­org, der von 1542–1546 Pfar­rer in Kahla war und von des­sen latei­ni­schem Drama »Pamma­chius« Reb­hun in Kahla eine deut­sche Spiel­fas­sung herstellte.

Der in Kahla gebo­rene Ste­phan Reich (1512–1588) war Theo­loge und Ver­fas­ser theo­lo­gi­scher Trak­tate und Kom­men­tare zu grie­chi­schen und latei­ni­schen Klas­si­kern. Er stu­dierte in Wit­ten­berg bei Melan­chthon, der ihn spä­ter nach Jena ver­mit­telte. 1546 wurde er Pfar­rer in Kahla. Nach­dem Reichs Ehe­frau 1558 des Ehe­bruchs ange­klagt und deren ver­meint­li­cher Lieb­ha­ber in ent­haup­tet wurde, ver­ließ Reich die Stadt.

Carl Fer­di­nand Wil­helm Walt­her (1811–1887) war von 1834–1837 Pfar­rer in Kahla, wan­derte wenig spä­ter in die USA aus und grün­dete dort die bis heute ein­fluss­rei­che »Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Synode«.

Der 1867 in Emp­ferts­hau­sen in der Röhn gebo­rene Richard Den­ner starb 1937 in Kahla. Er war Amts­ge­richts­ak­tuar in Kahla und schrieb regio­nal­ge­schicht­li­che Bücher, unter denen »Der Alten­bur­ger Bauer« von 1929 beson­ders erwäh­nens­wert ist. Weni­ger bedeu­tend waren hin­ge­gen seine Romane.

Goe­the kam oft durch Kahla. Am 21. April 1779 speiste er mit Johann Gott­fried Her­der im Gast­hof »Gol­de­ner Stern«.

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