Lokation
Julius-Sturm-Platz
07586 Bad Köstritz
Personen
Artikel
Ingeborg Stein – »Leere Fülle«
Weiterführende Informationen
Detlef Ignasiak
Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
»Wir folgen nun wieder dem Elstertale und berühren Köstritz, das größte und schönste Dorf in der Herrschaft Gera … Was den Ort aber besonders berühmt gemacht hat, das ist die große fürstliche Brauerei.« (Julius Constantin Kronfeld, 1861)
Bad Köstritz ist vor allem der Geburtsort des Komponisten Heinrich Schütz (1585–1672), zu dessem Gedenken 1984 durch die Musikwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ingeborg Stein in seinem Geburtshaus eine Forschungs- und Gedenkstätte eingerichtet wurde.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Köstritz, wo Heinrich XXIV. (1681–1648) im Paragiat als nicht regierender Herr residierte, ein Zentrum des reußischen Pietismus. Mit August Hermann Francke, der sich wiederholt in Köstritz aufhielt, verband Heinrich XXIV. eine feste persönliche Freundschaft. Dass sich dessen »Stiftungen« in Halle gut entwickeln konnten, verdankten sie auch den regelmäßigen finanziellen Zuwendungen aus Köstritz. Viel Kraft verwendete Heinrich XXIV. auf den Ausbau des Schulwesens, wozu auch die Förderung des Geraer »Rutheneums« gehörte. Köstritz wurde zum Vorbild für einen frommen und bescheidenen Fürstenhof. August Johann Georg Batsch betreute 1784–1786 die im Schloss untergebrachte bedeutende Naturalien-Sammlung. Goethe sah sich am 19. 8. 1813 in Köstritz die Kunst-Sammlung von Fürst Heinrich XLIII. an. Als 1819 in der Nähe von Köstritz ein Meteorit niederging, machte der Arzt K. G. Schottin den Dichter darauf aufmerksam und schickte ihm ein paar Splitter. – Die 1687–1704 erbaute mehrflüglige Schlossanlage wurde 1969–1972 weitgehend abgebrochen. Erhalten blieb nur der an der Straße gelegene Torflügel. Erhalten ist das 1678 erbaute Palais, in dem sich heute die Stadtverwaltung, ein seit 1999 für Konzerte genutzter Festsaal und ein Gedenkzimmer für Julius Sturm befinden.
Julius Sturm, 1816 in Köstritz geboren, war ein Lyriker, Fabel- und Märchendichter. Nach Studien- und Wanderjahren war er Pfarrer in Göschitz bei Schleiz, seit 1857 dann wieder in seiner Heimatstadt tätig. – Lieder wie »Nun geh uns auf du Morgenstern« (1871) und das bis heute unter Chorsängern beliebte »Gott grüße dich!« (1876) machten Sturm bekannt. Zu seinen wichtigsten Werke gehören »Neue Märchen für die Jugend« (1844); »Gedichte« (1850); »Neue fromme Lieder und Gedichte« (1858). Am Köstrizer Pfarrhaus erinnert eine Gedenktafel an den Dichter, ebenso ein 1912 errichtetes Denkmal am Julius-Sturm-Platz. Auf dem Köstritzer Friedhof befindet sich sein Grab mit sehenswertem Grabmal.
Der Theologe und Gegner des Nationalsozialismus Helmut Gollwitzer (1908–93) war 1936 und 1937 Vikar in Köstritz. In dieser Zeit hielt er Kontakt zu Ricarda Huch und besuchte sie mehrfach.
Am 7. 2. 1975 wurde in der Bad Köstritzer Galerie »Die Gucke« in der Schulstraße 1 eine Ausstellung des Malers Gerd Sonntag eröffnet. Dieser schlug im Vorfeld den Kulturbundfunktionären vor, die Veranstaltung »literarisch-musikalisch zu umrahmen«. So kam es zur Einladung der Liedermacher Bettina Wegner und Gerulf Pannach sowie des Dichters Jürgen Fuchs, der hier erstmals außerhalb des Jenaer Freundeskreises öffentlich auftrat. Dass die Staatssicherheit davon Wind bekommen und alle Plätze mit Funktionären besetzt hatte, wussten die Künstler nicht. Die fortgeschickten Besucher, darunter der Lyriker Günter Ullmann, wurden auf den nächsten Abend vertröstet, den es dann nie gab. Für den noch unbekannten Fuchs führte die Veranstaltung zu ersten disziplinarischen Maßnahmen seitens der Jenaer Universität und schließlich zum dauerhaften Auftrittsverbot.
Abb. 1: Ansichtskarte, um 1920 / Abb 2: Foto: Jens Kirsten
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