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Jens Kirsten
Nennen Sie mich einfach Prinz. Das Lebensabenteuer des Harry Domela, Weimar 2010.
Als Domela die Wirtin nach dem Lokal fragt, wo er sich mit dem Polizisten verabredet hat, es ist das »Kaiser-Café«, schlägt »Graf« Arnos große Stunde. Schon zu Beginn ist klar, welche Rolle der »Graf« gegenüber dem »Prinzen« einzunehmen gezwungen ist.
›Hofbäckermeister Schlosser mein Name.… Dürfte ich Königliche Hoheit untertänigst meine Dienste zur Verfügung stellen? Ich würde mich glücklich schätzen, Hoheit hinbegleiten zu dürfen.‹
Schmidt und sein Begleiter geben Domela das Geleit. Doch als er sie mit einem Kopfnicken entlassen will, läßt sich der »letzte Hofbäcker«, stolzer Betreiber von acht Dampfbacköfen am Frauenplan, nicht so leicht abschütteln.
›Oh, Königliche Hoheit, seien Sie mir bitte nicht böse, aber dürfte ich vielleicht mit Eurer Königlichen Hoheit ein Glas Wein trinken‹, fragte er. ›Nur ein einziges Gläschen…‹, setzte er inständig hinzu, gleichzeitig über seine eigene Kühnheit erschrocken. ›Sie scheinen wirklich krank zu sein, lieber Bäckermeister‹, bemerkte ich kühl, ›gehen Sie ins Bett… Sie haben mir Ihre Begleitung angeboten, und ich danke Ihnen dafür. Ihre Mission ist hier zu Ende. Guten Abend.‹ – ›Nur für ein paar Minuten – Königliche Hoheit‹, sagte er flehentlich. ›Lassen Sie mich endlich in Ruh!‹ Er seufzte tief auf und blieb mit anscheinend gebrochenem Herzen stehen.
Domela fühlt sich in der Gesellschaft des Polizeibeamten und seines Kollegen, den dieser mitgebracht hat, sichtlich wohl. Ohne die in den letzten Tagen ihm auferlegten gesellschaftlichen Zwänge unterhält er sich mit ihnen und empfindet insgeheim prickelnde Freude über seine gelungenen Auftritte in Erfurt und Gotha. Es dauert nicht lange, da drängt der Hofbäckermeister »rein zufällig« in das Lokal. Domela, schon wieder zu Streichen bereit, erlaubt dem aufdringlichen Bäckermeister schließlich doch, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Dieser schwatzt das Blaue vom Himmel herunter und erweist sich nebenbei als überaus wackerer Zecher.
Abb. 1: Historische Ansichtskarte / Abb. 2: Karrikatur von Alfred Ahner, 1926.
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