Personen
Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach
Ort
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Gerhard R. Kaiser
Thüringer Literaturrat e.V. / Alle Rechte beim Autor. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Der Tiefurter Park erhielt seine heutige Form im Wesentlichen erst durch Eduard Petzold in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. In einer Besprechung von dessen Werk »Zur Farbenlehre der Landschaft« schrieb Pückler, bei dem Petzold in Muskau gelernt hatte, die glänzende Umwandlung der sehr mangelhaften Anlagen in Tiefurt, wo große Schwierigkeiten zu überwinden waren, könne als ein wahres Meisterstückn angesehen werden. Diese »sehr mangelhaften Anlagen« waren seit 1776 maßgeblich durch Knebel, den Erzieher des Prinzen Constantin, dem man Tiefurt zugewiesen hatte, in bescheidenerem Maße auch, seit 1781/82, durch Anna Amalia geschaffen worden. Sie suche, schreibt sie am 23. 6. 1782 an Knebel, ihr »liebe[s] Tiefurt […] auf alle Art zu verschönern«; am 8. 11. 1782 versichert sie, sie wolle nicht ruhen, bis sie Tiefurt »in einen (dürft’ ich doch sagen!) beinahe ähnlichen Zustand« wie Wörlitz gebracht habe; und am 27. 10. 1783 rühmt sie sich, sie habe »eine ganze Wand von Felsen am Ufer und im Lohholz anbauen lassen. Den Zustand Tiefurts wenige Jahre vor Petzolds Eingriffen hat Oskar Hensoldt 1844 auf einer kolorierten Handzeichnung festgehalten. Petzold ließ, um den »früheren freundlichen Charakter des Ortes wiederherzustellen«, den Tiefurter Baum- bzw. Buschbestand radikal lichten und führte die bereits in den vorausgehenden Jahrzehnten, durch die Verlängerung des Uferweges und das (1948 abgerissene) »Prinzenhäuschen« in der Nähe des früheren zum Kammergut gehörenden Schafstalls, begonnene Erweiterung zur offenen Landschaft in Richtung Kromsdorf fort. An die Denkmäler als besonders beredte Zeugnisse der »Glanzzeit« des Sachsen-Weimar-Eisennachschen Hauses rührte er nicht, so sehr er sich ansonsten gezwungen sah, übertriebenen »Pietätsrücksichten« entgegenzutreten, um die Natur ihr Werk der Zerstörung nicht vollenden zu lassen.
Schon früh, allerdings sparsamer als im Seifersdorfer Tal bei Dresden und nur schrittweise, war der durch Lage, Kleinheit und Funktion intime und dadurch für empfindsame Tendenzen besonders offene Tiefurter Landschaftsgarten architektonisch, skulptural und durch Inschriften zu einem Ort der Vergewisserung über die selbst gewählten Traditionen, des Gedenkens an unlängst Verstorbene und der Ehrung herausragender Lebender gestaltet worden; auch gedachte man allgemeiner Lebensmächte in Form mythologisch personifizierender Allegorien.
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