Personen
Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Ort
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
André Schinkel
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Vorbei am Botanischen Garten zur Linken und den nicht minder geschichtsträchtigen Rosensälen zur Rechten gelangen wir in die Jenergasse. Am Eingang des Sträßchens befindet sich das Accouchierhaus, eines der frühesten Mütter- und Geburtshäuser in Deutschland. Es sollte bereits 1778 ledigen Frauen ermöglichen, in einem geschützten Raum zur Welt zu bringen und damit jene Tragödie verhindern, die Goethe im »Faust« so eindringlich gestaltet hatte: den Kindsmord.
Während das Accouchierhaus bereits saniert wurde und in altem Glanz erstrahlt, ist das Gebäude, in dem Novalis seine erste Studentenzeit verlebte (Jenergasse 9), momentan eingerüstet. In Jena seit 1790, hörte der junge Dichter 1791 Schillers Geschichtsvorlesung und knüpfte enge Kontakte zu ihm. Da sich Schillers erste Wohnung in der Schrammei (Jenergasse 26) befand, einem großen barocken Mietshaus, waren die beiden quasi Nachbarn, Novalis’ Krankenwachen an Schillers Bett nach dessen erstem großen Zusammenbruch sind bezeugt. Sein Studium, das er in Leipzig und Wittenberg fortsetzte, beendete Novalis 1794 mit der Bestnote. In späteren Jahren sollte er immer wieder zu seinen frühromantischen Mitstreitern in die Jenaer Innenstadt zurückkehren.
In der Schrammei lebte Schiller von 1789 bis 1793, nach seiner Hochzeit mit Charlotte von Lengefeld am 22. Februar 1790 in der Kirche von Wenigenjena. Die Schrammei wurde wie die anderen Plätze, an denen Schiller in der Jenaer Innenstadt Wohnung nahm, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört. Lediglich seine zweite (Gartenhaus in der Zwätzengasse 9) und seine letzte Wohnung in Jena (Gartenhaus im Schillergäßchen 2, heute zur Universität gehörig) sind im Original erhalten.
Novalis’ Wohnhaus hatte 1811 für eine kurze Zeit einen weiteren berühmten Bewohner: der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert, heute vor allem als Verfasser der »Kindertodtenlieder« bekannt geblieben, war 1811 vorübergehend als Dozent in Jena tätig. Aber auch davor und danach beherbergte die Jenergasse nennenswerte Persönlichkeiten: So lebte der schlesische Barockdichter, der später in Moskau als Ketzer verbrannte Quirinus Kuhlmann in der Jenergasse 10 – er studierte von 1670 bis 1673 in Jena Rechtswissenschaft. Und der Vater von Ringelnatz, der Schriftsteller und Grafiker Georg Bötticher, einer der bekanntesten Vertreter der Musterzeichnerzunft, wurde 1849 in der Jenergasse 6 gegenüber dem Novalishaus geboren.
Abb. 1: Jens Kirsten / Abb. 2, 4, 5: Fotos Jens-Fietje Dwars, Abb. 3: unbekannter Künstler, 1920.
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