1651 Breslau
1689 Moskau
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Quirinus Kuhlmann wurde am 25. Februar 1651 in Breslau geboren. Schon als Kind verbrachte er, kränklich und mit Problemen beim Sprechen, viel Zeit in der Bibliothek seiner Heimatstadt. In diese Zeit fielen auch bereits seine ersten Werke. Als er 1669 schwer krank wurde, begann Kuhlmann erste Visionen zu bekommen. Für die nächsten fünf Jahre lebte er in dem Glauben, zwei Engel begleiteten ihn.
Nachdem er 1670 Entsprossene teutsche Palmen sowie 1671 seine Himmlischen Libes-Küsse veröffentlicht hatte, wurde er zum kaiserlichen Poeta laureatus erhoben und fand einen adligen Unterstützer. Daraufhin studierte Kuhlmann von 1670 bis 1673 Rechtswissenschaften in Jena. Durch die Veröffentlichung diverser weiterer Gedichtbände wuchs sein Ruhm als Dichter zu dieser Zeit immer mehr an. Darüber hinaus begann Kuhlmann sich zu seiner Jenaer Zeit jedoch auch immer mehr mit religiösen Fragen auseinanderzusetzen. In diese Phase fiel auch der Beginn seines Hauptwerks, Der Kühlpsalter, welches sich deutlich vom barocken Bildungsideal der frühen Werke abwendet. Eine radikale Wandlung seiner Ansichten fand jedoch erst ab 1673 zu seiner Zeit in Leiden statt. Beeinflusst von Jacob Böhme schrieb er den Neubegeisterten Böhme und wandte sich kurz darauf gegen das Luthertum.
Bald ging Kuhlmann nach Amsterdam zu Friedrich Breckling und Johann Georg Gichtel sowie im Zuge erster missionarischer Versuche 1677 nach Lübeck und Hamburg. An seinem nächsten Aufenthaltsort, London, fand er schnell einen kleinen Kreis an Anhängern. Er entwickelte nun seine Ideen von der sogenannten »Kühlmonarchie«, in welcher er selbst die Funktion eines neuen Gottessohnes innehaben sollte. Dabei war es sein Ziel, durch Vereinigung der unterschiedlichen Religionen ein geistliches Reich zu schaffen. Mit solchen panreligiösen Konzepten entsprach Kühlmann dem Denken seiner Zeit. Jedoch wagten sich andere Persönlichkeiten mit ähnlichen Ideen, darunter unter anderem Newton und Leibniz, mit diesen normalerweise nicht an die Öffentlichkeit.
Nach einer weiteren Reise über Paris nach Konstantinopel 1678 ging Kuhlmann zurück nach London, wo er 1682 Mary Gould heiratete. Diese verstarb jedoch nach nur vier Jahren Ehe. In den Jahren nach 1682 gelangte er im Zuge weiterer Reise unter anderem in die Schweiz, nach Troja und Berlin. Dennoch verlor er, seiner immer größer werdenden Selbstvergötterung geschuldet, vermehrt an Anhängern. 1687 heiratete er Esther Michaelis.
Einen letzten Versuch, seine Konzepte zu verbreiten, unternahm Kuhlmann 1689, als er sich nach Russland aufmachte um die dortige zaristische Kirche zu missionieren. Bereits nach wenigen Predigten wurde er jedoch vom lutherischen Pastor Joachim Meincke denunziert, verhaftet, gefoltert und am 4. Oktober 1689 schließlich in Moskau als Ketzer öffentlich lebendig verbrannt.
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