»Der Rentnerlehrling. Meine 66 Lebensgeschichten« – Lesung mit Mathias Biskupek, gemeinsam mit dem »Hexenmeister der Gitarre« Helmut Joe Sachse.
„Mit Augen hören, das ist feinstes Lieben“ William Shakespeare – Eine Lesung aus den Sonetten mit Musik
Kein Werk der Weltliteratur außer der Bibel ist öfter ins Deutsche übersetzt worden als die 1609 in London erschienenen 154 Sonette William Shakespeares. Immer wieder wurde gerätselt, wer der junge, androgyne, vom Dichter angebetete Mann wohl sei – wer die geheimnisvolle „dark Lady“ der letzten 25 Gedichte des Zyklus? Shakespeares zeitlose Themen: Liebessehnsucht und Liebesverrat, Anziehung und Eifersucht, Vergänglichkeit und Tod und seine faszinierende Dichtkunst haben über die Jahrhunderte hin nichts von ihrem Reiz verloren. Eine Auswahl aus den Sonetten im englischen Original und in verschiedenen deutschen Übersetzungen wird ergänzt mit Liedern des Shakespeare-Zeitgenossen John Dowland.
Mitwirkende: Christine Hansmann (Weimar), Lesung und Moderation; Dr. Sonja Price (Weimar), Lesung ( Englisch); Katharina Schwarz (Nürtingen) Sopran; Christian Rosenau (Coburg) Gitarre.
Eine Veranstaltung des Lese-Zeichen e.V. mt der Ernst-Abbe-Bücherei und dem Neuen Lesehallenverein.
Lesung mit Antje Babendererde: „Der Kuss des Raben“
Wo beginnt das Böse, wo endet es? Die siebzehnjährige Mila ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Ein Stipendium verschlägt sie nach Moorstein, ins Thüringer Schiefergebirge, wo sie aufs Gymnasium geht.
In der beschaulichen Kleinstadt sucht Mila einen Neuanfang – und findet ihre große Liebe: Tristan, eigentlich unerreichbar, erwählt ausgerechnet sie! Mila kann ihr Glück kaum fassen. Doch auch Tristan hat ein Geheimnis. Als in der Stadt ein Fremder auftaucht und das Haus der Rabenfrau in Besitz nimmt, erwachen die Schatten der Vergangenheit zum Leben. Denn dieser Lucas und Tristan scheinen sich zu kennen – und zu hassen. Mila gerät zwischen die Fronten und findet sich plötzlich selbst vor einem schrecklichen Abgrund wieder …
Eine Veranstaltung des Lese-Zeichen e.V. mit der Ernst-Abbe-Bücherei und dem Neuen Lesehallenverein.
Thüringer Stimmen – Porträts und Texte von fünfundzwanzig Autoren. Mit Kathrin Groß-Striffler, Antje Babendererde, Jens-Fietje Dwars
„Bücher, wie das vorliegende, werden alle 25 bis 50 Jahre einmal geschrieben, um Bilanz zu ziehen, einen Querschnitt zu bieten,…“ schreibt Jens-Fietje Dwars, Chefredakteur der Literatur-Zeitschrift „Palmbaum“ und Herausgeber der Porträt-Sammlung „Thüringer Stimmen“ im Quartus Verlag.
Fünfundzwanzig bekannte Thüringer Autoren geben sehr persönlich Auskunft, warum sie in Thüringen leben, was sie mit unserem Bundesland verbindet und wie weit dieses Land ihr Schaffen geprägt hat. Entstanden sind vielschichtige Portraits – der Schreibenden und ihres Landes.
Die bei Jena lebende Kathrin Groß-Striffler und Antje Babendererde sprechen mit Dr. Jens-Fietje Dwars.
Eine Veranstaltung des Lese-Zeichen e.V. mit der Ernst-Abbe-Bücherei und dem Neuen Lesehallenverein.
Lesung mit Stefan Schwarz: »Oberkante Unterlippe«
Der Schauspieler Jannek Blume wird gern als Märchenprinz gebucht. Im richtigen Leben allerdings hat er neben seiner Scheidung von Larissa, dem Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen Sohn Timmi, der Suche nach Jobs, einer neuen Frau sowie nach seinem unbekannten leiblichen Vater damit zu kämpfen, den Kopf über Wasser zu halten.
Eigentlich passieren solche Geschichten jeden Tag irgendwo in Deutschland. Aber niemand kann so komisch davon erzählen wie Stefan Schwarz. Der mehrfach erprobte Ehemann und leidenschaftliche Vater gastiert zum vierten Mal im Volkshaus, seine Lesungen genießen längst Kultstatus.
Judith Hermann liest »Lettipark« -
Seit ihrem großen Debüt-Erfolg „Sommerhaus, später“ ist Judith Hermann berühmt für ihren unverwechselbaren Ton, die Eleganz und Schönheit ihrer Sprache.
In ihren neuen Erzählungen setzt sie so konzentriert wie leicht die Worte, zwischen denen sich das unfassbare Drama der Existenz zeigt. Was geschieht, wenn wir jemandem begegnen?
Wie nah können wir den Menschen sein, die wir lieben?
Ein Fotograf betrachtet seinen Adoptivsohn, interessiert und distanziert, wie eines seiner Bildmotive, und seine Frau sieht diesen Blick. Vielleicht wird darüber alles zerbrechen.
Judith Hermanns Figuren sind manchmal ganz schutzlos. Umso intensiver sind ihre Begegnungen mit anderen, geliebten, fremden Menschen. Diese Momente geschehen beiläufig, unaufgeregt und entfalten unter der Oberfläche eine existentielle Wucht. In ihren Erzählungen spürt Judith Hermann diesen alles entscheidenden Momenten nach, unserer Einsamkeit und Wut und Sehnsucht.
Prosa und Lyrik von Charles Bukowski unter musikalischer Begleitung.
Der Abend ist eine Reise durch die explosive und zärtliche Poesie Charles Bukowskis: sie beginnt, wie so viele Abende, in einer verrauchten Bar und endet in einem schäbigen Hotelzimmer, im Bett mit dem amerikanischen Albtraum.
M. Kruppe liest die Lyrik und Prosa von Bukowski nicht nur, er lebt sie. Wäre nicht »Flüstern und Schreien« schon der Titel einer (sehr empfehlenswerten!) Dokumentation über die DDR Punk-Szene, das Programm hätte diesen Namen verdient.
Tilotanik spielt schmutzigen Blues-Punk und bedient dabei die E‑Gitarre ebenso, wie Percussion-Elemente und Mundharmonika. Zusammen ergibt das einen Sound, der an »Reverend Beat Man«, »John Schooley« oder »Reverend Elvis« erinnert. Seine Songs bieten eine auflockernde Abwechslung zum gelesenen Wort. Stellenweise begleitet er die Textpassagen aber auch mit rauem Blues auf der Gitarre.
Frank Quilitzsch liest »Auf der Suche nach Wang Wei« -
Im Frühjahr 2015 kehrt Frank Quilitzsch nach China zurück, um noch einmal jene Orte aufzusuchen, an denen er vor 25 Jahren unterrichtet hat. Schon kurz nach der Landung reiben sich die Erinnerungen an der bizarren chinesischen Gegenwart. Damals, 1989, war gerade der Studentenaufstand auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ niedergeschlagen worden, die Gesellschaft wirkte gelähmt, und auf den Straßen fuhren fast nur Fahrräder. Jetzt boomt die Wirtschaft, recken sich Wolkenkratzer in den Himmel und verkehren Expresszüge zwischen den Millionenstädten. Doch wie geht es den Menschen? Eigentlich sucht der Rückkehrer seine Studentin Wang Wei. Er findet ihre Kommilitonin Shi Xingguo, die ihn von Beijing nach Nanjing, Suzhou und Shanghai begleitet. In Nanjing treffen sie alte Uni-Kollegen, die zu dem Massaker noch immer schweigen, lernen jüngere kennen, die eine Aufarbeitung fordern, und stoßen auf eine neue Studentengeneration, für die das bereits Geschichte ist.
Der durch seine Vietnam-Bücher und heiteren Erinnerungsbände („Dinge, die wir vermissen werden“) bekannte Autor und TLZ-Redakteur lässt sich erneut von der asiatischen Kultur und Poesie verzaubern und wird vom modernen China überwältigt. Quilitzsch ist per Fahrrad, Bus und Transrapid unterwegs, begegnet Mao, Konfuzius und Deng Xiaopings Katze und lüftet das Rätsel um die Kopie des Weimarer Goethe-Schiller-Denkmals in Anting.
Klüpfel & Kobr – »Achtung Lesegefahr«
Über 5 Millionen Bücher haben sie verkauft, Hunderttausende haben bereits ihre Liveauftritte gesehen.
2016 erscheinen gleich zwei Bücher aus der Feder des Bestseller-Autorenduos Klüpfel & Kobr. Grund genug für ein neues Bühnenprogramm, mit dem die beiden ab Herbst auf Tour gehen werden. Dabei geht es natürlich um die Hauptfigur ihrer Krimireihe, Kommissar Kluftinger, der im neuen Buch neben einem verzwickten Kriminalfall auch wieder privat mit der Tücke des Objekts zu kämpfen hat. Sein Intimfeind Dr. Langhammer ist ebenfalls wieder mit von der Partie, und in der Familie ist die Aufregung groß, seitdem sich Nachwuchs angekündigt hat. Darüber hinaus wollen Klüpfel & Kobr diesmal auch ein bisschen 80er-Jahre-Urlaubsatmosphäre verbreiten. Denn genau darum geht es in ihrem Buch „In der ersten Reihe sieht man das Meer“, das im März erschienen ist. Dabei haben sie ihre eigenen Ferien-an-der-Adria-Traumata humoristisch verarbeitet und lassen die Zeit wieder aufleben, als noch Salamibrot statt Saltimbocca angesagt war und der pikante Duft von Salzwasserkloake und Tiroler Nussöl über dem Teutonengrill lag. Dazu gibt’s Badehosen-Beweisfotos aus ihrer Jugend. Wer’s nicht sehen will, muss sich eben die Augen zuhalten. Wer die Lesungen der beiden kennt, weiß natürlich, dass es erst richtig was zu lachen gibt, wenn die Buchdeckel mal zugeklappt sind, und sie sich selbst auf die Schippe nehmen oder live mit dem Publikum interagieren. Und wer die Lesungen der beiden nicht kennt, sollte das auf jeden Fall schleunigst ändern…
Paul Grote liest sein Krimi »Die Spur des Barolo« -
Die Lesung ist mit Weinproben und Musik. Dementsprechend wird Andreas Böhmer an der Gittare die Veranstalltung begleiten.
Paul Grote berichtete fünfzehn Jahre lang als Reporter für Presse und Rundfunk aus Südamerika, wo er die professionelle Seite des Weinbaus kennen lernte. Seit 2003 lebt er als freier Autor in Berlin. Sein Gespür für Wein, sein Wissen und seine Erfahrungen spiegeln sich in allen seinen Weinkrimis wieder.
In „Die Spur des Barolo“ nimmt eine fröhliche Weinreise ins Piemont ein böses Ende. Arnold Sturm, einer der sieben Düsseldorfer Weinfreunde und Wirtschaftsanwalt, ist auf dem Rückflug von Turin spurlos verschwunden. Wurde er entführt? Aber wie und warum? Seine Ehefrau Francesca will so rasch wie möglich Antworten, aber die deutschen und italienischen Behörden erweisen sich als wenig kooperativ. Also nimmt die energische Italienerin die Sache selbst in die Hand und stellt, als Wein-Einkäuferin getarnt, Nachforschungen auf allen Weingütern, die ihr Mann besucht hat, an.
Die gleichnamige Ausstellung 2015 in der Villa Rosenthal gab den Anstoß zu diesem Buch. Die Herausgeber Peter Braun und Martin Straub stellen das Ergebnis jetzt in einem Podiumsgespräch vor und diskutieren mit Frauke Meyer-Gosau (Literaturkritikerin) und Matthias Braun (Historiker).
Franz Fühmann (1922–1984) zählte gewiss nicht zu den populären Schriftstellern in der DDR. Aber es gibt wohl kaum einen Autor, der solche Tiefenwirkung auf folgende Generationen ausübte. Zunächst überzeugt vom Modell der DDR, geriet er aufgrund seiner literarischen Vorstellungen bald in Konflikt mit der offiziellen Literaturpolitik. Er beschäftigte sich mit der Romantik, mit Mythen, Träumen, der Psychoanalyse – und zuletzt mit den biblischen Geschichten des Alten Testaments. Gerade mit seinem Spätwerk wollte er in der Literatur ankommen und konnte selbst nicht wahrnehmen, dass er dies schon lange erreicht hatte.
Klaus Marxen liest sein Roman »Weiheraum« – Hierbei erzählt er Zeitgeschichte als Geschichte menschlicher Schicksale.
Wie kommt es dazu, dass aus einem empfindsamen Lehrersohn aus Jüterbog ein funktionstüchtiger Staatsanwalt am nationalsozialistischen Volksgerichtshof wird? Wie kann es sein, dass ein Todesurteil den Lebensweg einer jungen Tschechin aus Breclav in Südmähren enden lässt, die doch nur aus familiärer Fürsorge und Hilfsbereitschaft gehandelt hat? Was wird aus dem ungeborenen Leben im Leib einer Frau, die hingerichtet werden soll? Was bewirkt beim Vater eines adoptierten Kindes die Ungewissheit darüber, ob es von einer Mutter stammt, an deren Tötung er mitgewirkt hat? Der Roman, der an tatsächliche Geschehnisse anknüpft, umspannt die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Unrecht im Gewand des Rechts – Volksgerichtshof, Waldheimer Prozesse – entschied willkürlich über Leben und Tod. Dieser zeithistorische Roman lässt Vergangenheit lebendig werden.
Klaus Marxen, 1945 geboren, hat Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie studiert und während des Studiums als Gerichtsberichterstatter gearbeitet. 1982 begann seine juristische Hochschullaufbahn, die ihn nach Bremen, Bielefeld, Münster und 1993 an die Humboldt-Universität zu Berlin führte. Zugleich war er als Richter tätig, zuletzt am Berliner Kammergericht. Seine Publikationen befassen sich im Schwerpunkt mit dem Strafrecht, dem Strafprozess und der Zeitgeschichte.
Dr. Olaf Jessen liest seine Monographie »Verdun 1916« – Die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« bleibt im Gedächtnis von Deutschen wie Franzosen vor allem mit dem Erinnerungsort Verdun verbunden.
Der Historiker Olaf Jessen hinterfragt die offiziellen Gründe für diese längste Schlacht der Weltgeschichte; dreihundert Tage und dreihundert Nächte, vom deutschen Angriff am 21. Februar 1916 bis zum Ende der letzten französischen Großoffensive am 20. Dezember 1916. Authentisch und detailliert zeichnet Olaf Jessen auf Grundlage vergessener Dokumente ein neues Bild dieser Schlüsselschlacht des Weltkriegs und erzählt sie aus der Sicht von Frontsoldaten, Heerführern und Politikern beider Seiten.
Olaf Jessen, Dr. phil., geboren 1968 in Flensburg, studierte Geschichte und Jura in Freiburg, Dublin, Göttingen und Potsdam. Seit 2010 ist er freier Publizist und Autor. Olaf Jessen veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur preußischen, deutschen und europäischen Geschichte.
Feridun Zaimoglu liest aus »Evangelio«
4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche.
Feridun Zaimoglu begibt sich in die Zeit, auf die Burg und in die Kämpfe, die der Verdolmetscher auszufechten hat. Dazu bedient er sich eines Ich-Erzählers, der zwar eine erfundene Figur, aber äußerst faszinierend ist: Landsknecht Burkhard, ein ungeratener Kaufmannssohn, ist Martin Luther zum Schutze an die Seite gestellt. Seine Perspektive ist es, die den Blick auf das Leben, das Streben und die Qualen des Reformators eröffnet.
Burkhard selbst ist Katholik und Anhänger des alten Brauchs und sieht Luthers Wirken mit Sorge. Er will nicht abfallen, nicht mit der Sitte brechen und muss doch den, der dieses tut, schützen und bewahren. Ja, er muss Luther sogar begleiten, als dieser heimlich die Burg verlässt und sich bei Melanchthon in Wittenberg aufhält. Und er muss Luther beistehen, als ihn die sogenannte Teufelsbibel in schlimmste Teufelsvisionen stürzt.
Mit klingender Sprache, erstaunlichem Kenntnisreichtum und dramatischer Zuspitzung erzählt Feridun Zaimoglu von einem großen Deutschen, einer Zeit im Umbruch und der Macht und Ohnmacht des Glaubens.
»Matthias Osthoff – So schlägt man Kronen aus«
Lesung mit Andreas Eckstein
Erzählt wird die Geschichte eines Jungen vom Ende der 50er bis in die 80er Jahre hinein. Matthi wächst behütet, geborgen, wohlerzogen auf, leidend allein an aufkommenden Sehnsüchten und Trieben. Vielseitig interessiert, gefördert und begabt, ist er ein Junge, dem alles offensteht, der sich vorbildlich einfügt, gewandt anpasst und doch zunehmend an dieser Angepasstheit krankt. Zweifel am eigenen Sein und Tun gehen einher mit vermehrter Irritation und Kritik an der Gesellschaft und deren mangelnden Akzeptanz anders Denkender, Fühlender, Seiender. Matthias eckt an, stolpert, strauchelt … nimmt von neuem Anlauf, strebt und steigt rasch auf. Erreicht er ein Ziel, macht es ihn nicht glücklich und er lehnt die Krone, die ihm winkt, die er aufgesetzt bekommen, unter die er gedrückt werden soll, ab und geht. Erst nach und nach findet er Verständnis, Befürworter, Freunde. In dem Maße, in dem er verstanden wird, beginnt er sich selbst zu verstehen. Das macht es nicht unbedingt leichter. Welche Hoffnung gibt es für ihn in einem Staat, der einen nach dem anderen verliert, am Ende verloren ist und geht?
Der Autor ist in Jena geboren und sein, auf zwei Teile angelegter Roman, umfasst Kindheit und Studium nah an der eigenen Biographie.
Jutta Voigt liest »Stierblutjahre – Die Boheme des Ostens«
Jutta Voigt schwelgt in Erinnerungen: „Es ging darum, die DDR zu vergessen und doch bei ihr zu bleiben. Es ging darum, so gut wie möglich zu leben, heute, nicht morgen.… Es ging darum, in der Erstarrung die Bewegung nicht zu verlernen.“
Und sie zitiert ausführlich andere, die überhaupt nicht schwelgen, z.B. einen Ungenannten: „Wir haben nie wieder so viel Zeit gehabt wie damals, weil wir nicht wussten, wo wir die Dinge, die wir im Kopf hatten, anbringen sollten. Alkohol und Sex waren prägende Elemente dieses Alltags. Und dazwischen dauernd die Projektionen, die Sehnsüchte und Träume, was man machen müsste, was verhindert wird, und wie man es vielleicht doch machen könnte.“
Dieses Nebeneinander macht das Buch so lesenswert. Es erhebt keinen Anspruch auf Deutung. Es beschreibt eine Zeit, die weder schlimm war noch schön, sondern immer beides, nebeneinander, ineinander. Jutta Voigt bringt das Kunststück zustande, eine Sehnsucht zu erklären nach einer Welt, die es verdient hat, unterzugehen.
Sophie Bonnet liest „Provenzalisches Feuer. Ein Fall für Pierre Durand“
Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Mit ihrem Frankreich-Krimi „Provenzalische Verwicklungen“ begann sie eine Reihe, in die sie sowohl ihre Liebe zur Provence als auch ihre Leidenschaft für die französische Küche einbezieht. „Provenzalisches Feuer“ ist der vierte Fall für den sympathischen Ermittler Pierre Durand.
Juni in der Provence. Im idyllischen Saine-Valerie feiert man den Sommerbeginn mit einem traditionellen Fest. Diesmal werden besonders viele Menschen erwartet und Chef de police Pierre Durand hofft, dass die Sicherheitsvorkehrungen ausreichen, um einen ungestörten Ablauf zu garantieren. Doch dann wird auf dem Place du Village, inmitten der feiernden Menschen, ein Journalist erstochen. Welchen brisanten Recherchen ist er nachgegangen und haben sie ihn das Leben gekostet? Während Pierre bei seinen Ermittlungen immer wieder auf die Geschichte Okzitaniens und die Mythen der alten Provence stößt, ahnt er nicht, dass jemand seine Schritte sehr genau beobachtet. Und dass der Tod des Journalisten auch eine Warnung war…
Ines Geipel liest „Die Tochter des Diktators“
Ivano Matteoli, Sohn eines KP-Funktionärs, verlässt Anfang der sechziger Jahre sein toskanisches Heimatdorf gen Leningrad. Dort lernt er Bea kennen – Beate Ulbricht, Adoptivtochter von Walter Ulbricht. Dies ist der Beginn einer Amour fou zwischen Ost und West, einer Liebe im politischen Geflecht zwischen Paris, Leningrad, Rom, Ost – Berlin und dem erzkatholischen Cigoli.
Walter und Lotte Ulbricht versuchen, die Ehe der beiden zu verhindern. Das gelingt nicht, aber der Preis dafür ist hoch.
Beate Matteoli brach mit der sozialistischen Musterfamilie und bäumte sich gegen die DDR-Nomenklatura auf. Schließlich flüchtete sie in den Alkohol. Nach dem Fall der Mauer wurde sie in ihrer Berliner Wohnung erschlagen aufgefunden. Die Bluttat wurde niemals aufgeklärt. Ines Geipel ist in ihrem ganz eigenen Ton ein raffinierter und kontrastreicher Roman darüber gelungen, wie das Autoritäre ins intimste Innere des Lebens eindringt.
Felicitas Hoppe, Ingo Schulze: Romantik und Gegenwart. Lesung und Gespräch.
Felicitas Hoppe und Ingo Schulze gehören zu den bekanntesten Schriftstellern der Gegenwart. Ihre Texte sind auf den ersten Blick sehr verschieden: Während Schulze uns in seinen Romanen in das Deutschland der Wendezeit mit seinen politischen und sozialen Folgen versetzt, nimmt uns Felicitas Hoppe mit auf märchenhafte Reisen, in denen schnell die Gesetze der Logik ins Wanken geraten. An diesem Abend im Rathaus-Foyer soll es jedoch nicht nur um ihre eigenen Texte gehen. Die Lesung aus ihren Werken ergänzen Felicitas Hoppe und Ingo Schulze um von ihnen ausgewählte Texte aus der Romantik. Die Romantik ist eine Epoche voller Widersprüche und Fragen – sie in wenigen Worten zu bestimmen, ist ein gewagtes Vorhaben. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen geht von ihr eine große Faszination aus, die bis in unsere Gegenwart hineinwirkt. Felicitas Hoppe und Ingo Schulze verraten an diesem Abend, was sie mit ›Romantik‹ verbinden und welche Rolle die Beschäftigung mit der literarischen Tradition für ihr eigenes Schreiben spielt.
Lass uns lieber morgen – Lesung mit Stefan Schwarz
Mit humorigen Kolumnen und Satire-Romanen über das zeitgenössische Familienleben wurde Stefan Schwarz bekannt und enttäuscht auch mit seinem neuem Werk „Lass uns lieber morgen“ nicht. Stefan Schwarz nimmt kein Blatt vor den Mund wenn er „Unbequeme Wahrheiten aus dem Liebes- und Alltagsleben eines gereiften Mannes“ auf den Grund geht. Fans sind vor allem von seiner Ehrlichkeit begeistert, denn da erzählt jemand scheinbar aus ihrem Leben.
Vom Anfang bis heute – Lesung mit Loel Zwecker
Es war einmal … eine Reise, die mit dem Urknall begann und die noch lange nicht zu Ende ist. Von der ersten Zelle zu den Goldenen Zwanzigern und vom alten Ägypten zur App ist es dabei bisweilen nur ein Katzensprung. Loel Zwecker erzählt davon anschaulich und alltagsnah, mit einem Blick für überraschende Details und verborgene Zusammenhänge: Wie im Mittelalter die Brille erfunden, in Indien die Meditation zu einer echten Macht wurde und die Waschmaschine unser Leben veränderte. Geschichte braucht Geschichten – und diese ist eine ganz besondere.
Affenzahn – Lesung mit Dirk Zöllner
Dass Dirk Zöllner mit Sprache umgehen kann, beweist er schon in seinen Liedern. Seine Bücher stehen dem in nichts nach. Er selbst bezeichnet sich als „freischaffender Überlebenskünstler“. Mit eher unkonventionellen Ansichten über Kunst und Leben regt er den Leser in den pointierten Kolumnen dieses Buches zur inneren Diskussion an. Die kleinen Geschichten, die sein Leben schrieb, halten an für ihn unverrückbaren Wahrheiten fest und sind stets ehrlich.
»Buenos días, Cuba. Reise durch ein Land im Umbruch┬ Lesung mit Landolf Scherzer.
Landolf Scherzer hat bei Reisen den Zufall auf seiner Seite. Kaum ist er auf Kuba, stirbt Fidel Castro, und er erlebt ein Land im Ausnahmezustand. Umso drängender wird die Frage, wie die Ideale der Revolution in der Gegenwart bestehen.
Wer in Kuba viel fragt, dem wird wenig erlaubt, lernt Scherzer schon am ersten Tag in Havanna. Also macht er es bei seinen Recherchen wie die Kubaner, er geht Umwege und improvisiert. Jede Busfahrt, jeder Einkauf, jeder Spaziergang beschert ihm überraschende Begegnungen und Lebensberichte. Er bewundert, wie unkonventionell die Kubaner den problematischen Alltag meistern und wie ungebrochen der Stolz auf die Revolution und ihre Errungenschaften ist. Aber mit Schlitzohrigkeit und Optimismus allein lassen sich die Konflikte, die die Öffnung Kubas mit sich bringt, nicht lösen. Was also muss bewahrt, was soll verändert werden?
Frank Elstner und Gojko Mitic lesen »Die Söhne der großen Bärin« von Liselotte Welskopf-Henrich.
Flugangst 7a – Lesung mit Sebastian Fitzek
Der deutsche Bestseller-Autor und Journalist Sebastian Fitzek tut das, was er laut seiner Fans wohl am besten kann und spielt in seinem neuem Psycho-Thriller wieder einmal mit den Urängsten der Menschen. Diesmal geht es um das Eingeschlossensein und die Hilflosigkeit an Bord eines Flugzeugs. Welche Waffe gibt es, die durch jede Kontrolle kommt, die jeder ungehindert an Bord eines Flugzeugs bringen kann?
Was alles in einem Menschen sein kann – Lesung mit Steffen Schröder
2013, Gefängnis Berlin-Tegel, zum ersten Mal stehen sich Steffen Schroeder und Micha gegenüber. Die Gegenwart trennt sie, doch Geschichten über ihre Jugend brachten sie einander näher. Micha rutschte in die rechte Szene ab, tötete einen Menschen und sitzt nun lebenslänglich im Gefängnis, in dem Steffen Schroeder als Vollzugshelfer ehrenamtlich arbeitet. Mit Weitsicht und viel Gespür für das Menschliche erzählt Schroeder über eine wirklich außergewöhnliche Begegnung. Auch in der JVA Untermaßfeld werden sich Inhaftierte, Besucher der Veranstaltung und Steffen Schroeder begegnen.
Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst -
Lesung mit Ingo Schulze
In seinem neuen Roman arbeitet Ingo Schulze DDR-Geschichte in einer großarten Satire auf. Schulze lässt mit »Peter Holtz« eine Figur entstehen, die es so noch nie gegeben hat. Peter Holtz stellt die Welt um sich herum vor große Herausforderungen, indem er die Postulate der Kommunistischen Ideologie komplett ernst nimmt und damit deren Perversion entlarvt. Als CDU- Mitglied kämpft er für eine christlich-kommunistische Demokratie, nicht ohne das Glück für alle zu wollen. Doch der Lauf der Welt widerspricht aller Logik und so nimmt er später die Verheißungen des Kapitalismus beim Wort.
Poetry Slam heißt ein junges Format der Textpräsentation zwischen Literatur, Rap und Comedy. Die Veranstaltung ist wie ein Wettbewerb aufgebaut und fordert junge Performer zu wortakrobatischen Höchstleistungen heraus. Immer geht es um die Gunst des Publikums, um Ruhm und Ehre für alle Zeit.
Das Turmalin-Theater ist bundesweit für seine herausragenden Solo-Inszenierungen bekannt.
Die Schauspielerin Cornelia Gutermann-Bauer macht in der Figur der „KASSANDRA“ eine über dreitausendjährige Geschichte beeindruckend sichtbar.
Als Kriegsbeute des Griechenkönigs Agamemnon erinnert sich Kassandra an die Ereignisse um den Krieg in Troja, an ihre Bemühungen in dieser Vorkriegs- und Kriegszeit als Mensch, als Frau zu leben.
Die behütete Königstochter glaubte sich glücklich, bis allmählich feine Risse das Bild des Königshauses fragwürdig erscheinen lassen. Was geht hinter den Fassaden der Macht vor sich? Wer ist der geliebte Vater, der König, wirklich ? Kassandra wird hellhörig. Sie wird zur Seherin. Sie schildert das Patriarchat in seinen subtilsten und grausamsten Formen, wie Frauen zum Objekt gemacht werden, wie allmählich ein Feindbild entsteht, wie Konflikte emotionalisiert werden, wie der männliche Begriff der Ehre schließlich den Krieg unvermeidlich werden lässt.
VVK in der Tourist-Information: 7,-€/ 10,-€
Dietmar Remy: „Zeiss-Generaldirektor Wolfgang Biermann“
„Der Tag hat 24 Stunden, und wenn einer 12 Stunden täglich arbeitet, dann handelt es sich um eine Halbtagskraft.“
Wolfgang Biermann (1927–2001) galt als einer der bedeutendsten Wirtschaftsführer der DDR. Von 1969 bis 1975 lenkte er als Generaldirektor mit harter Hand das Werkzeugmaschinenkombinat „7.Oktober“ in Berlin. Danach übernahm er seine wichtigste Mission: die Leitung des traditionsreichen Zeiss-Werkes. Innerhalb weniger Jahre entwickelte er den VEB Carl Zeiss Jena zum Vorzeigekombinat, das immer mehr Leistungen für die Volkswirtschaft der DDR erbrachte. Konsumgüter, Wehrtechnik und Mikroelektronik ergänzten in seiner Ära die Erzeugnisse des wissenschaftlichen Gerätebaus. Trotz mancher Erfolge blieb Biermann aufgrund seines autoritären Führungsstils bis zu seinem Rücktritt 1989 ein umstrittener Unternehmensleiter. Nicht wenige seiner 63.000 Mitarbeiter charakterisierten den ehrgeizigen Chef als „Menschenschinder“.
VVK in der Tourist Information Jena: 4,-€/ 6,-€
Zsusza Bank „Schlafen werden wir später“
Was fangen wir noch an mit diesem Leben, jetzt, nachdem wir die halbe Strecke schon gegangen sind?
Die Schriftstellerin Márta lebt mit Mann und drei Kindern in einer deutschen Großstadt. Obwohl sie ihre Kinder über alles liebt, kämpft sie jeden Tag darum, in ihrem Leben nicht unterzugehen und ihre Arbeit gegen die Zumutungen des Alltags zu verteidigen. Kraft schöpft sie u.a. aus dem Austausch mit ihrer Freundin Johanna, mit der sie seit früher Kindheit eine innige Freundschaft verbindet. Johanna ist Lehrerin im Schwarzwald und kinderlos. Statt mit ihrer Doktorarbeit über Annette von Droste-Hülshoff weiter zu kommen, kämpft sie mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit: mit dem Mann, der sie verlassen hat, mit dem Krebs, den sie überwunden geglaubt hat, mit ihrem Vater, der so jung gestorben ist.
VVK in der Tourist-Information Jena: 4,-€/ 6,-€
Iris Wolff »So tun, als ob es regnet« Roman in vier Erzählungen
Der Erste Weltkrieg bringt einen österreichischen Soldaten in ein Karpatendorf. Eine junge Frau besucht nachts die »Gesellschaft der Schlaflosen«. Ein Motorradfahrer ist überzeugt, dass er sterben und die Mondlandung der Amerikaner versäumen wird. Eine Frau beobachtet die Ausfahrt eines Fischerbootes, das nie mehr zurückkehren wird.
Über vier Generationen des 20. Jahrhunderts und vier Ländergrenzen hinweg erzählt Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannnstadt/ Siebenbürgen, wie historische Ereignisse die Lebenswege von Einzelnen prägen. Der große poetische Charme des Romans erklärt sich aus dem Sprachgefühl und dem Sinn der Autorin für sprechende Momente und Details. Was passiert, wenn nichts passiert? Dafür findet sie starke Bilder.
VVK in der Tourist-Information Jena: 4,-€ / 6,-€
Annette Leo »Das Kind auf der Liste«
Berührend und unvergesslich: Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie. Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz Birkenau ermordet wurde. Von ihm blieb nur ein Name auf einer Liste, neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno Apitz› Roman »Nackt unter Wölfen« weltberühmt wurde. Über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts. Annette Leo hat sich auf die Suche gemacht und erzählt die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma.
Iny Lorentz »Die Wanderhure und die Nonne«
Der siebte Band um die Wanderhure Marie vom Autorenpaar Iny Lorentz spielt im Thüringer Schiefergebirge. Da der neue Fürstbischof von Würzburg Kibitzstein unter seine Herrschaft zwingen will, geht die ehemalige Wanderhure Marie ein Bündnis mit dem thüringischen Grafen Ernst von Herrenroda ein. Als sie dessen Einladung folgt, wird die Burg, auf der sie sich treffen, überfallen und alle Bewohner bis auf Marie, ihre Tochter Trudi und eine mit dem Grafen verwandte, schwer verletzte Nonne umgebracht. Den drei Frauen gelingt die Flucht in unwegsame Wälder. Doch als sie von Räubern gefangen genommen werden, die mit dem Anführer des Überfalls in Verbindung stehen, begreift Marie das ganze Ausmaß der Katastrophe. Sie sind mitten in die erbitterte Fehde zweier Thüringer Adelsgeschlechter geraten.
VVK in der Tourist-Information Jena: 5,-€ / 7,-€
Dzevad Karahasan „ Der Trost des Nachthimmels“
In Isfahan, der Hauptstadt des Seldschuken-Reiches, stirbt unerwartet ein hochangesehener Mann. Der Sohn des Verstorbenen fordert Aufklärung. An den Ermittlungen nimmt auch der Hofastronom Omar Chayyam teil. Er kommt zu dem Schluss, dass der Mann vergiftet wurde. Dabei hatte er versucht, den Trauernden davon zu überzeugen, dass es besser wäre, sich an den Vater zu erinnern, wie er war, anstatt dieses Bild durch Ermittlungen in Zweifel zu ziehen. Was fangen sie nun mit dieser Wahrheit an? Kurz darauf verdüstert sich der Horizont. Hofintrigen und soziale Spannungen bedrohen das Reich von innen, während ihm Kreuzritter und Mongolen von außen gefährlich werden. Doch der Sultan lehnt die Gründung eines Nachrichtendienstes zur Gefahrenbekämpfung ab. Ein verhängnisvoller Fehler. Als der berühmte Mathematiker und Dichter Jahrzehnte später Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist das Reich zerfallen. Eine Terrororganisation, angeführt von einem früheren Weggefährten Omar Chayyams, versetzt die Gegend in Angst.
Moderation: Frau Prof. Dr. Andrea Meyer – Fraatz
VVK in der Tourist-Information Jena: 4.- €/ 6,-€
Alexander Pehlemann »Vom Prager Psychedelic Frühling zum Warschauer Punk Pakt. Eine subkulturelle Zeitreise durch den Ostblock«
Mit Alexander Pehlemann, Herausgeber von Zonic und diversen Büchern zur Ostblock-Subkultur, geht es in einem wilden medial gestützten Ritt entlang der Entwicklungslinien im Underground hinterm Eisernen Vorhang. Wobei es um Kontinuität wie Brüche geht, um Nonkonformismus einerseits und Kompromissfelder andererseits. Entlang der Wegstrecke liegen z.B. das Beatverbot und die Entstehung gezähmten Staats-Rocks sowie der Aufstieg des Free Jazz in der DDR oder der zur Charta 77 führende Kultur-Widerstand im tschechischen Underground um The Plastic People of the Universe, am Ende aber auch neue radikale Ansätze mit Punk, die natürlich genauso ihre Vorgeschichte haben.
Thomas Thieme, Frank Quilitzsch: »Ich Hoeneß Kohl«
Thomas Thieme und Frank Quilitzsch lesen aus Ihrem neuen Gesprächsband, der zum 70. Geburtstag des Schauspielers erscheint. Sie sind wie Faust und Mephisto, wie Delling und Netzer, ein bisschen auch wie Statler und Waldorf, die beiden Alten aus der Muppet-Show – der Schauspieler Thomas Thieme und sein Kritiker Frank Quilitzsch.
Vor zehn Jahren mischten sie mit ihrem ersten Band »Ich Faust – Thomas Thieme« die Theaterwelt auf. Nun folgt der zweite Streich, bei dem sich alles um Thiemes Filmrollen dreht und für den sie sogar zusammen nach München gefahren sind, um dort den Ballkünstler Günter Netzer zu treffen. Denn natürlich geht es, wie immer, auch um Fußball.
Seit nunmehr siebzehn Jahren »verhört« Kulturredakteur Frank Quilitzsch den vom »Faust« besessenen, fußballverrückten Weimarer Schauspieler Thomas Thieme am Telefon: »Herr Thieme, wo sind Sie?« Die in loser Folge in der TLZ abgedruckten Interviews beleuchten facettenreich das Leben des Theater- und Film-Stars. Vor allem Thiemes Rolle als Kanzler der deutschen Einheit, Helmut Kohl, und gefallener Fußballgott Uli Hoeneß rücken ins Zentrum der Befragung. In einem Nachspiel mit Günter Netzer jongliert er zwischen Faust und Fußball.
VVK in der Tourist-Information Jena: 10,-€/ 12,-€
Lesung mit Anja Hradetzky: Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde
Lesung im Rahmen der »Meininger Frühlingsles«.
Als Männer noch nicht in Betten starben | Die deutschen Heldensagen – Neu erzählt von Stefan Schwarz
War der kühne Siegfried ein eitler Gockel mit Hang zu schlechten Scherzen? Die schöne Kriemhild eine üble Bitch? Welche Bad Bank hat das Rheingold verzockt, und wer war eigentlich diese Tante Edda? Frei von altertümelndem Bardendeutsch, dafür mit viel Gespür für alle peinlichen Details, an denen andere Nachdichter entweder jugendschonend oder pathetisch vorübereilten, erzählt Stefan Schwarz die deutschen Heldensagen. Mit unbändiger Fabulierlust, Spaß und ironischem Blick für die moralischen Ungeheuerlichkeiten dieser Geschichten lässt er die Figuren des deutschen Sagenkreises wiederauferstehen.
Ein Buch für alle, die vergessen haben, was genau sich damals zugetragen hat, und die nun auf amüsante Weise Bildungslücken stopfen wollen: klug und hintersinnig in die Gegenwart übertragen und zugleich die komischste Nachdichtung, die man sich vorstellen kann. Auch unsterbliche Geschichten leben nur weiter, wenn man sie immer wieder neu erzählt.
Lesung im Rahmen der »Meininger Frühlingslese«.
Rolf Bernhard Essig: Ich kenn‹ doch meine Pappenheimer – Ein heiteres Erzählprogramm mit Sprichwort-Sprechstunde und »Schlag den Essig«-Sprichwort-Slam!
Iny Lorentz: Licht in den Wolken
Auf einem Internat für höhere Töchter lernt Rieke, Tochter eines verarmten Offiziers, 1864 Gunda von Hartung kennen.
Während eines Ferienbesuchs bei deren Familie trifft sie auch auf Gundas Bruder Theo. Der verhält sich dem selbstbewussten Mädchen gegenüber anfangs äußerst schroff, doch als Riekes Vater im Kampf schwer verwundet wird, steht er ihr selbstlos zur Seite. Noch bevor die beiden einander allerdings ihre Gefühle gestehen können, kommt es zu einem folgenschweren Missverständnis.
Theo tritt in die Armee ein und zieht mit in den Deutsch-Französischen Krieg. Wird Rieke ihn jemals wiedersehen?
Der zweite Band der Spiegel-Bestseller-Trilogie von Iny Lorentz nach »Tage des Sturms«.
Umeswaran Arunagirinathan (Arzt in Bad Neustadt): Der fremde Deutsche.
Titus Müller: Der Tag X
Der große Roman über den Aufstand am 17. Juni 1953, als 24 Stunden alles möglich schien.
Das Leben der Gymnasiastin Nelly Findeisen wird mit jedem Tag komplizierter. Es reicht nicht, dass sie ihren Vater, der vor sieben Jahren nach Russland abkommandiert wurde, nie mehr sieht, auch ihre Mutter wird ihr zusehends fremder. Hinzu kommt ihr Engagement in einer kirchlichen Jugendorganisation, was im Frühjahr 1953 zum Rauswurf aus der Schule führt. Trost könnte sie bei dem jungen Uhrmacher Wolf Uhlitz finden, der sich in sie verliebt hat. Er will ihr helfen, legt sich dafür sogar mit seinem Vater an, entwendet staatliche Dokumente und landet im Gefängnis. Was Wolf nur vage ahnt: Die junge Nelly steht in einer geheimnisvollen Verbindung mit einem russischen Spion namens Ilja, der sie mit Nachrichten über ihren verschleppten Vater versorgt und den Austausch von Briefen mit ihm vermittelt. Wie Wolf träumt auch Ilja von einem Leben mit Nelly – aber als sich in Berlin und Halle die Unzufriedenheit mit dem Regime in Massendemonstrationen entlädt, hängt ihrer aller Leben an seidenen Fäden.
Titus Müller erzählt eindringlich und packend vom Leben der Aufbegehrenden und entfaltet authentisch und detailgenau das Panorama eines Aufstandes, der beispielhaft wurde.
Christian Gesellmann – »The Story of Kassa«
Ein Werkstattgespräch über 30 Jahre Raves, Jams, Bumms-Shows und Sozialarbeit im Kassablanca Jena. Christian Gesellmann beschäftigt sich als Stadtschreiber Jenas mit der Geschichte des Clubs, „dessen Wert unschätzbar und in der Stadt unterschätzt ist“, wie er sagt. Zum Auftakt des Lesemarathons stellt er Auszüge aus seinen Zeitzeugeninterviews vor sowie Anekdoten aus der Geschichte des Kassa.
Katja Oskamp – »Marzahn mon amour«
Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflege-rin in Berlin-Marzahn und schreibt auf, was sie dabei hört – Geschich-ten voller Menschlichkeit und Witz, Wunderwerke über den Menschen an sich.
Ilija Trojanow – »Macht und Widerstand« und »Doppelte Spur«
Mit „Macht und Widerstand“ hat Trojanow sein Lebensbuch ge-schrieben: Er entfaltet ein breites zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit und gibt einen schwindelerregenden Blick in den Abgrund zwischen Macht und Widerstand. In seinem neuesten Ro-man „Doppelte Spur“ spielt er literarisch virtuos wie kein anderer mit Fakten und Fiktionen und führt uns wie nebenbei vor Augen, wie sehr wir durch Fake News zu Komplizen der Macht werden.
Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft In Kooperation mit dem Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der FSU.
Erwin Berner – »Zu einer anderen Zeit, in einem anderen Land«
Mai 1975: Der junge Schauspieler und Strittmatter-Sohn Erwin Berner zieht in die Schreinerstraße in Berlin-Friedrichshain. Hier wird er sein Le-ben verbringen. Geht er heute durch die Straßen, tritt er in seine Wohnung, so erinnert ihn alles an das, was war und nicht mehr ist, verschwunden im Strudel einer neuen Zeit. Es sind Bilder einer Stadt und eines Lebens, die in der Erinnerung Gestalt annehmen und sich wie ein Schattenspiel über die Oberfläche des Hier und Jetzt schieben.
Samer Tannous/Gerd Hachmüller – »Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme)«
Samer Tannous kam 2015 mit seiner Familie aus Damaskus und lebt seitdem im beschaulichen Städtchen Rotenburg an der Wümme. Wie vielfältig die kleinen und die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Arabern und Deutschen sind, erstaunt ihn immer wieder. Anknüpfend an alltägliche Beobachtungen und Begegnungen hat er kurz nach seiner Ankunft begonnen, gemeinsam mit Gerd Hachmöller seine Gedanken über die neue Heimat in Deutschland aufzuschreiben.
Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft.
Greta Taubert – »Guten Morgen, du Schöner«
Der Ostmann sächselt, wählt AfD und pöbelt tumb durch Deutschlands Straßen. Dieses Bild vermitteln uns die Medien und es ist mehr als an der Zeit, damit aufzuräumen. In Anlehnung an Maxie Wanders Klassiker „Gu-ten Morgen, du Schöne“ (1977) gibt die junge, ostdeutsche Journalistin Gre-ta Taubert den Ostmännern von heute eine Stimme. Greta Taubert ist von Osten nach Westen, von Norden nach Süden gereist und hat sich mit vielen Männern unterhalten. Ihr Buch ist eine charmante und spannende Annähe-rung an den zu Unrecht unterschätzten „Ossiboy“.
In Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Jackie Thomae – »Brüder«
Leichtfüßig tänzelt Mick durch das Berlin der Neunziger, ohne Grenzen und ohne Regeln verschwimmen die Jahre zu einer einzigen großen Party, nach deren abruptem Ende er sich fragt, wo alles hin ist: die Zeit, das Geld, die Freunde, die Liebe. Zielgerichtet schreitet Gabriel voran. Er wird Ar-chitekt, geht nach London, gründet ein Büro und eine Familie. Scheinbar verbindet Mick und Gabriel nichts miteinander. Doch 1970 geboren, sind sie nicht nur Kinder ihrer Zeit, sondern auch des gleichen Vaters …
Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft.
Regina Scheer – »Gott wohnt im Wedding«
Ein Haus. Ein Jahrhundert. So viele Lebensgeschichten. Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin. Regina Scheer, die 2014 für »Machandel« den Mara-Cassens-Preis erhielt, hat die Le-ben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme.
Alexander Osang – »Die Leben der Elena Silber«
Fünf Generationen zwischen Deutschland und Russland: Alexander Osang schreibt den Roman des 20. Jahrhunderts. In einer kleinen Provinz-stadt östlich von Moskau wird der Revolutionär Viktor Krasnow hinge-richtet. Wie eine gewaltige Welle erfasst die Zeit in diesem Moment Viktors Tochter Lena. Später sollen ihre Kinder den Weg der Mutter weitergehen – hinaus aus einem zu engen Leben, weg vom Unglück. Doch stimmt diese Geschichte, wie Elena sie ihrer Familie immer wieder erzählt hat?
Luf-Passion. Lesung und Konzert mit Volker Braun, Günter Baby Sommer (dr), Simon Lucaciu (piano), Pina Bergemann
Volker Brauns dramatisches Gedicht erzählt von vom Untergang eines kunstfertigen Volks und der Auferstehung eines kunstvollen Bootes. Dieses Boot aus der Südsee hat einen neuen Hafen gefunden. Gedacht als Hauptattraktion im neue eröffneten Humboldt Forum. Das Luf-Boot steht im Mittelpunkt der Debatten um koloniales Raubgut. Das Lese-Konzert basiert auf einer Aufführung der Akademie der Künste Berlin.
Veranstalter: Eine Veranstaltung des Lese-Zeichen e.V., der Jazzmeile Thüringen und der Ernst-Abbe-Bücherei im Rahmen des Jenaer Lesemarathons.
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