Tiefurt – Ein literarischer Spaziergang durch den Park
2 : Wielands Lieblingsplatz

Personen

Christoph Martin Wieland

Johann Wolfgang von Goethe

Johann Gottfried Herder

Ort

Schloß und Park Tiefurt

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Gerhard R. Kaiser

Thüringer Literaturrat e.V. / Alle Rechte beim Autor. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Ort der ehe­ma­li­gen Büs­ten von Wie­land, Her­der und Goethe

 

Nicht alle Denk­mä­ler und Inschrif­ten aus der Früh­zeit des Tie­fur­ter Parks haben sich erhal­ten. Die­je­ni­gen, die ihn heute schmü­cken, stam­men zwar aus der Zeit Kne­bels und Anna Ama­lias, sind aber viel­fach aus­ge­bes­sert und ganz oder teil­weise durch Kopien ersetzt wor­den; auch ste­hen sie, wie das Mozart-Denk­mal, das um 150 Meter nach Süden ver­setzt wurde, nicht unbe­dingt mehr am ursprüng­li­chen Ort. Für die Kopien wurde regel­mä­ßig ein ande­rer Schrift­typ gewählt, selbst Text und Inter­punk­tion sind nicht mehr unbe­dingt die der ursprüng­li­chen Fas­sun­gen. Am öst­li­chen Ufer­weg der Ilm befan­den sich von Klauer geschaf­fene Wie­lands, Goe­thes und Her­ders, für die der Fran­zose Vil­loi­son, der sich zu alt­phi­lo­lo­gi­schen Stu­dien in Wei­mar auf­hielt und 1783 seine „Epis­to­lae vina­ri­en­ses“ ver­öf­fent­lichte, ziem­lich pom­pöse Inschrif­ten ver­fasst hatte (zu Recht sprach Anna Ama­lia, die ihn um Vor­schläge gebe­ten hatte, von Vil­loi­sons Nei­gung zu Super­la­ti­ven.) Die Inschrift zu Wie­land lautete:

Iupi­ter in ter­ris dixis­set voce Platonis,
Voce Wie­landi dice­ret ipse Plato,
Moco­ni­us­que senex, Ari­os­tus, & ille sepultis
Qui fal­sas voces inge­ni­um­que dedit.

Auch die zu Goe­the scheute nicht vor dem Ver­gleich mit einem der größ­ten anti­ken Autoren zurück:

Augusto & Musis cha­rus, trac­ta­vit amores
Lethi­fe­ros iuvenum, for­tia facta ducum,
Atque pari inge­nio com­missa nego­tia, doctæ
Mae­ce­nas Aulæ Vir­gi­li­us­que simul. 

Und die zu Her­der rückte den Geprie­se­nen sei­ner Spra­che wegen in die Nähe der von ihm in ihrer erha­ben-poe­ti­schen Sprachmäch­tig­keit her­aus­ge­stell­ten alt­tes­ta­ment­li­chen Propheten:

Gran­di­lo­quos red­dit vultu & ser­mone prophetas
Her­de­rus, atque alto fer­vi­dus ore ruit.
Nil mor­tale sonat, nec iam mor­ta­lis imago
Cer­nis ut ardenti numine plena micat.

Erst 1804, nach Her­ders Tod also, wurde der heute noch vor­han­dene Gedenk­stein errich­tet, auf dem ein Schmet­ter­ling als Sym­bol der vom Leib befrei­ten Seele die Unsterb­lich­keit des Ver­stor­be­nen bezeugt; die Zeit­ge­nos­sen könn­ten in die­sem Schmet­ter­ling nicht nur das bereits in der Antike gebräuch­li­che Sym­bol, son­dern auch eine Remi­nis­zenz an das von Her­der über­tra­gene Lied vom Schmet­ter­linge gese­hen haben.

Wäh­rend in Sei­fers­dorf trotz aller fami­liä­ren Bezüge und der Denk­mä­ler für Petrarca oder Sterne vor­zugs­weise eine natio­nale Memo­ri­al­kul­tur gepflegt wurde, haben die Tie­fur­ter Monu­mente fast durch­weg einen per­sön­li­chen, teil­weise aus­ge­spro­chen inti­men Cha­rak­ter. Her­der und Wie­land waren oft im Tie­fur­ter Kreis Anna Ama­lias zu Gast; die­ser wurde, 1805, durch eine Büste Scha­dows, anstelle der frü­he­ren von Klauer, auf sei­nem Lieb­lings­platz am rech­ten Ilmu­fer geehrt, jenem schon ein Jahr nach sei­nem Tod ein Gedenk­stein errich­tet, der eben­falls an Stelle eines ers­ten Denk­mals trat.

 Tiefurt – Ein literarischer Spaziergang durch den Park:

  1. Vergilgrotte
  2. Wielands Lieblingsplatz
  3. Denkmal für den Prinzen Leopold von Braunschweig
  4. Kenotaph für den Prinzen Constantin
  5. Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart
  6. Amor als Nachtigallenfütterer
  7. Stein mit Inschrift von Friedrich von Matthisson
  8. Stein mit Goethe- (oder Knebel?)-Inschrift
  9. Schloss Tiefurt
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