Licht aus und Film ab – einmal im Monat zeigt das Kultur: Haus Dacheröden ausgewählte Literaturverfilmungen mit kurzer Einführung. Wer eine intime, gemütliche Atmosphäre einem großen Kinosaal vorzieht, ist hier genau richtig. Gäste können den Film bei Kerzenschein, einem kühlen Getränk und ein paar Snacks genießen. Präsentiert werden Verfilmungen klassischer und zeitgenössischer Literatur – von „Tschick“ bis „Nackt unter Wölfen“, von neu bis alt. Hier ist für jeden etwas dabei. Eine kurze Einführung vor Beginn der Vorstellung gibt einen Überblick über die Hintergründe des Filmes. Sie sind herzlich eingeladen!
Danzig 1927. Der frühreife Oskar Matzerath ist zwar erst drei Jahre alt, aber dennoch ist ihm folgendes klar: Das kleinbürgerliche Leben, das die Erwachsenen führen, kann und will er nicht akzeptieren. Somit hört Oskar einfach auf zu wachsen. Leidenschaftlich protestiert der anarchische Zwerg auf seiner Blechtrommel gegen fanatische Nazis und deren feige Mitläufer. Immer wieder erhebt er seine Stimme gegen die muffigen Spießer der Weimarer Republik und deren derbe Erotik. Seine Stimme ist so laut und so schrill, dass alles Glas in seiner näheren Umgebung zerspringt. Erst als nach dem Krieg eine menschlichere Zeit beginnt, beschließt Oskar wieder am Leben teilzunehmen und beginnt weiterzuwachsen.
Literaturnobelpreisträger Günter Grass gehört wohl zu den einflussreichsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Sein Roman „Die Blechtrommel“ ist stellvertretend für den Magischen Realismus und genießt weltweit große Anerkennung. Volker Schlöndorffs gleichnamige Verfilmung ist preisgekrönt und steht dem Erfolg seiner Vorlage in nichts nach. Aus der einmaligen Sicht von Oscar Matzerath erzählt der Film fast schon episodenhaft die Stationen von dessen bewegtem Leben. Mit seiner kleinen Blechtrommel im Schlepptau zieht es ihn stets zu gesellschaftlichen Brennpunkten, die der Film auf die gleiche hintergründige Art zeigt, wie Oscar sie wahrnimmt. Dabei schlummert in den bizarren, zum Teil gar surreal angehauchten Szenen stets eine zutiefst menschliche Wahrheit. Zwischen den humoristisch absurden Momenten dringt der dramatisch gefühlsvolle Kern bei zunehmender Laufzeit immer stärker in den Vordergrund, glich Oscars Leben zu Beginn noch einem turbulent chaotischen Jahrmarkt, so verwandelt es sich bald in ein brodelndes Schlachtfeld. Seine augenzwinkernde Art verliert der Film dabei jedoch nie. Von einigen Kürzungen abgesehen trifft „Die Blechtrommel“ den Tonus seiner Vorlage ausgezeichnet – mit der schriftlichen Vorlage mitzuhalten ist bei einem Werk wie „Die Blechtrommel“ außerordentlich schwierig, es handelt sich bei Schlöndorffs Film jedoch um einen gelungenen Versuch.
Quelle: moviebreak.de
Die Einführung in den Film übernimmt die Erfurter Filmemacherin und Kuratorin der Reihe „Kino im Salon“ Susanne Aßmann.