Person
Ort
Die Lengefeldschen Gartenhäuser
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Matthias Biskupek
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Schöne Welt wo bist Du? Kehre wieder,
Holdes Blütenalter der Natur
Wir befinden uns hier auf freiem Feld inmitten von Gärten. Sie haben eine weite Sicht bis ins zwei Kilometer Luftlinie entfernte Dörfchen Volkstedt mit Kirchlein, Obstwiesen und einem felsigen Flussufer gegenüber. Vielleicht so, wie im Schillerfilm vorgeführt, der natürlich NICHT an den Gestaden der Saale gedreht wurde.
Von Volkstedt kommt Schiller geritten. Oder gelaufen. Ein bisschen Phantasie ist vonnöten. Auch wenn heute alles zugebaut und mit Bäumen bepflanzt ist. Wir können uns auch vorstellen, wie die gute Lollo bzw. die noch attraktivere Line von dort – dem Zimmerchen im Obergeschoß des Beulwitzschen Hauses – ihrem Freund Schiller winkten.
1788, ab Mai, hatte Charlotte nämlich Friedrich Schiller beim Kantor Unbehaun, gegenüber der Volkstedter Kirche, eine Unterkunft besorgt. Ein Arbeitsdomizil. Und aus seiner Volkstedter Stube kam er nun fast alltäglich herüber nach Rudolstadt in die Neue Straße oder hierher, in die Lengefeldschen Gartenhäuser, um sich bewundern zu lassen und in schwerem Schwäbisch »ä bißle vorzeläse«. »Man findet dort sehr viel Kenntnis der neueren Literatur«, schrieb der beglückte Schiller. Die beiden Schwestern samt Mama verschlangen alles von Schiller Geschriebene.
Schiller war zu dieser Zeit ein arg langer, rothaariger und kränklicher Geselle. Seine Briefe und Billetts schrieb er meist beiden Schwestern. Aus Gründen der Schicklichkeit hat Caroline – also die, die ihn nur als Schwager bekam, nicht als Ehemann – später die Briefe Schillers korrigiert und das so dargestellt, als sei Lotte allein zur Brief-Empfängnis berechtigt gewesen.
Doch zu den innerbetrieblichen Verwirrungen in den Familien Lengefeld-Schiller-Wolzogen-Beulwitz später mehr. Dieser Garten hier wurde 1797 dann an den Fürsten verkauft. Es war halt nur Natur, die uns im Busen wohnt – damals, was man auch das Zeitalter der Empfindsamkeit nennt, sprach man zumindest schriftlich immer in höchsten Tönen. Für derlei Konversation wurde eine Höhere Töchterschule gegründet. Von Schillers Tochter, auch eine Karoline – aber soweit sind wir noch nicht, dass er Töchter kriegen kann.
Abb. 1-3: Fotos: Jens Kirsten.
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