Dörrberg
[Gemeinde]

Lokation

Dörrberg
99330 Dörrberg

50.735287, 10.795831

Weiterführende Informationen

Dörrberg

Autor

Detlef Ignasiak

Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Dörr­berg ist heute ein Orts­teil von Grä­fen­roda. Es liegt am Ende des lan­gen Ortes, an der nach Gehl­berg füh­ren­den Straße. In des­sen nicht mehr vor­han­de­nem Gast­hof »Dörr­ber­ger Ham­mer« sah A. Tri­nius 1910 »eine der trau­lichs­ten Gast­stät­ten Thü­rin­gens«. Abge­le­gen am Fuß des über 600 Meter hohen Berg­manns­kop­fes, doch von der Straße aus sicht­bar, das große fach­wer­kene Land­haus »Waldruh«, heute Jugend­her­berge, Wald­straße 134, das sich Fried­rich Lien­hard 1903 hatte erbauen las­sen und bis Ende 16 bewohnte.

Nach sei­nem Weg­zug ver­kaufte er »Waldruh« an Arthur Din­ter, der dort in der Zeit von Hit­lers Haft die Ver­schmel­zung von NSDAP und der nur in Thü­rin­gen täti­gen Deutsch­völ­ki­schen Frei­heits­par­tei betrieb und sich damit einen vor­de­ren Platz in der Poli­tik zu sichern glaubte. Als sich die NSDAP aber von Wei­mar aus wie­der zu fes­ti­gen begann, schwenkte er um und suchte die Freund­schaft zu Hit­ler, der Din­ter hier (wie auch andere Nazi-Grö­ßen) nach dem pro­gram­ma­ti­schen, 1926 in Wei­mar abge­hal­te­nen NSDAP-Par­tei­tag besuchte und hier zusam­men mit Bal­dur von Schi­rach die Grün­dung der Hit­ler-Jugend vorbereitete.

»Waldruh« war für den unbe­que­men Din­ter ein wich­ti­ger Rück­zugs­ort, erst recht nach sei­nem 1928 erfolg­ten Aus­schluss aus der NSDAP, nach­dem er ver­geb­lich ver­sucht hatte, mit einer »arisch-hel­di­schen Lehre Jesu« dem Natio­nal­so­zia­lis­mus ein reli­giö­ses Män­tel­chen umzu­hän­gen und die­sen zur »Voll­endung der Refor­ma­tion« zu bewegen.

Doch der wei­te­ren Pro­pa­gie­rung sei­nes Haupt­wer­kes »Die Sünde wider das Blut« durch Hit­ler tat die­ser Raus­wurf, der vor allem einem Kon­kur­ren­ten galt, kei­nen Abbruch, so sehr lag die Fabel des Buches, in der »Juden­jüng­linge« die mas­sen­hafte Ver­ge­wal­ti­gung deut­scher Frauen pla­nen, um auf diese Weise die ari­sche Rasse zu schwä­chen, auf der Haupt­li­nie der NS-Pro­pa­ganda. »Waldruh« ist einer von zahl­rei­chen idyl­li­schen Orten Thü­rin­gens, den sich die in den 1920er Jah­ren von Wei­mar aus­brei­tende NS-Krake früh gegrif­fen hat.

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