Thema
Patrick Siebert
Detlef Ignasiak, Das literarische Thüringen, Bucha 2014 / Thüringer Literaturrat e.V.
Mit Karl Theodor von Dalberg (1744–1817) endete die mainzische Vorherrschaft über Erfurt. Durch den Frieden von Lunéville von 1801 fällt Erfurt als Teil der Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete, die an Frankreich gingen, an Preußen. In den 30 Jahren seiner Wirkung in Erfurt nutzte Dalberg die direkte Nachbarschaft zu Weimar für einen regen kulturellen Austausch. Eine Herzensangelegenheit war ihm dabei die Reform der Erfurter Universität. Wie schwierig die Lage der Bildungseinrichtung war, die stark an Reputation eingebüßt hatte, fasst Wieland im Februar 1770 zusammen: »Es ist leichten einen Mohren weiß [zu] waschen, als die Erfurter Universität empor [zu] bringen.« Ein wichtiges Element wurde die Förderung der »Akademie gemeinnütziger Wissenschaften«, die bereits 1754 ihren Dienst aufnahm, jedoch nach dem Weggang ihres Nestors Johann Wilhelm Baumer (1719–1788) 1764 quasi handlungsunfähig wurde. Ab 1776 konnte die Akademie eine Reihe großer Geister als Mitglieder begrüßen. Neben Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller zählte sich auch Wilhelm von Humboldt (1767–1835) zu diesem Kreis. Die Reform der Universität jedoch scheiterte, trotz der Bemühungen mit Strukturveränderungen und der Berufung von Aufklärern. 1816 dann wurde die Bildungseinrichtung von den Preußen endgültig geschlossen. Trotzdem machte Dalberg Erfurt wieder zu einem Zentrum der Kultur, so dass der Zeitgenosse Constantin Beyer in seiner Chronik jubelt, Dalberg sei ein »Genius, den der Himmel uns zum Segen sandte«. Als Bruder des Theaterintendanten Wolfgang Heribert von Dalberg (1750–1806), der unter anderem Schillers »Räuber« 1782 auf die Bühne brachte und des Musikschriftstellers Friedrich Hugo von Dalberg (1752–1821) begann der älteste der Brüder eine Karriere in der Reichskirche. Napoleon Bonaparte wird ihn 1802 erst zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz erheben, später zum Großfürsten von Frankfurt am Main. Dank seiner weiten Kontakte – er führte mit Goethe und Schiller vertrauten Umgang – konnte er Erfurt in den nahen Residenzen wieder zu Ansehen bringen. Vor allem zu Schiller, den er materiell fördert hat er eine enge Verbindung. Mit den öffentlich zugänglichen Assembleen in der Statthalterei sorgte er in Erfurt für die Entwicklung einer Salonkultur, die ihrerseits für die Demokratisierung der Kunst wichtig wird. 1786 widmet er der Stadt das Lobgedicht
An Erfurt:
Wir lieben uns’re Vaterstadt,
gut ist’s in Erfurt wohnen.
Was allzeit uns erfreuet hat
sind weder Stolz noch Kronen.
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