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Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Jens-Fietje Dwars, Ulrich Kaufmann
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Mit Liszt schien sich der Traum von einem »Silbernen Weimar«, einer zweiten Blüte unter Carl Alexander, dem Engel des Goethe-Herzogs, zumindest musikalisch zu erfüllen. In anderen Künsten dagegen misslang der Versuch. Arnold Böcklin etwa, der 1860 an die Kunstschule berufen wurde, »drückten … das philiströse Leben und die strenge Hofetikette … Das graue Alltagsleben, die unangenehme Bevormundung und Überwachung beeinträchtigten den … Geist meines Mannes«, schrieb seine Frau Angela Böcklin. So verließen beide Weimar nach zwei Jahren. Da Schlimmste: in dieser Zeit verloren sie auch noch ein Kind an Lungenentzündung, da Eis und Schnee durch die undichten Wände des Hauses Wielandstraße 29 drangen. Hinter der Neo-Klassik-Fassade waren die Lebensverhältnisse nicht nur eng, sondern ärmlich.
Auch die Literaten dieser Zeit blieben nicht lange: Ferdinand Freiligrath erklärte 1840, er wolle in dem »deutschen Pompeji« nicht dauerhaft leben. Hoffmann von Fallersleben, der immerhin von 1854 bis 1860 an der Ilm wohnte, war froh »dieser Acker- und Dorfresidenz« zu entkommen. Franz von Dingelstedt, 1857 bis 1867 Generalintendant des Theaters, musste nach einer Skandal-Oper gehen. Friedrich Hebbel, der heftig umworben wurde, kam zwar von 1857 bis 1861 jedes Jahr für ein paar Wochen nach Weimar, meinte aber zuletzt, man müsse hier »entweder Goethe oder sein Schreiber sein«. Und Karl Gutzkow war in Weimar von 1861 bis 1864 Generalsekretär der von ihm mitbegründeten Deutschen Schiller-Stiftung, d. h. er konnte nur an der Rettung verarmter Literaten mitwirken, nicht am produktiven Neubeginn einer deutschen Nationalliteratur.
Abb. 1: Gemälde von Arnold Böcklin, 1863 / Abb. 2: Selbstporträt Arnold Böcklins, 1873.
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