Das Schloss in Wiesen – Der Balladendichter Börries Freiherr von Münchhausen in Windischleuba
2 : Die Idee einer »Deutschen Dichterakademie«

Person

Börries Freiherr von Münchhausen

Orte

Wartburg Eisenach

Windischleuba

Themen

Weimarer Republik

Thüringen im Nationalsozialismus

Autor

Ulrich Kaufmann

Dichters Worte - Dichters Orte: Von Goethe bis Gerlach. 30 Versuche, Glaux-Verlag, Jena 2007.

In den zwan­zi­ger und frü­hen drei­ßi­ger Jah­ren ver­sam­melte Münch­hau­sen einen Kreis kon­ser­va­ti­ver Schrift­stel­ler um sich. Der Win­disch­leu­baer Dich­ter, dem theo­re­ti­sche Dis­kurse eher fern lagen, galt nicht als der füh­rende, aber als der zusam­men­füh­rende Kopf die­ser Grup­pie­rung. Als in Thü­rin­gen im Januar 1930 erst­mals Natio­nal­so­zia­lis­ten an der Regie­rung betei­ligt waren, setzte eine Kul­tur­po­li­tik ein, die sich, lange vor 1933, vor allem auch gegen die Moderne in der bil­den­den Kunst richtete.

Münch­hau­sen ver­folgte das Ziel, auf der Wart­burg, wo indes­sen sein Vet­ter zum Burg­haupt­mann gewählt wor­den war, eine »Deut­sche Dich­ter­aka­de­mie« zu instal­lie­ren. Diese war ein­deu­tig als Gegen­kraft zur Preu­ßi­schen Aka­de­mie der Künste gedacht, der Hein­rich Mann als Prä­si­dent vor­stand. Ende Mai 1932 fand die erste Dich­ter­ta­gung auf der Wart­burg statt. Münch­hau­sens Bestre­ben war es, natio­nal­kon­ser­va­tive Dich­ter mit Akti­vis­ten der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Bewe­gung (wie Hanns Johst und Will Ves­per) zusam­men­zu­brin­gen. Zu den nach Eisen­ach Gela­de­nen gehör­ten zudem Hans Grimm, Hans Fried­rich Blunck und Erwin Guido Kol­ben­he­yer. Münch­hau­sen war einer der ers­ten, der im Sän­ger­saal der Wart­burg mit der »Sil­ber­nen Wart­burg­rose« geehrt wurde. Bemer­kens­wert ist, dass der Frei­herr und Dom­herr zu Wur­zen diese Aus­zeich­nung selbst initi­iert und mit ent­wor­fen hatte. Er berich­tet, dass er die Rose täg­lich trug und sie auf sei­nem Smo­king »in der gro­ßen Form« wäh­rend sei­ner Vor­trags­rei­sen durch Deutsch­land präsentierte.

Münch­hau­sens poli­ti­sche Kon­takte reich­ten bis hin zum Reichs­kanz­ler Papen, den er pri­vat besuchte. Im Auf­trag des Kanz­lers ver­fasste er im Herbst 1932 seine Schrift »Gedan­ken über eine deut­sche Dich­ter-Aka­de­mie«. Münch­hau­sen rückte hier zwar vor­sich­tig von natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Zie­len ab, distan­zierte sich jedoch erneut von der Moderne und wies alles Inter­na­tio­na­lis­ti­sche zurück. Für die Phase der Aka­de­mie­neu­grün­dung schlug Münch­hau­sen der Regie­rung vor, einen Mit­tels­mann ein­zu­set­zen, der glei­cher­ma­ßen Schrift­stel­ler und Jurist sei. Mit­ten­zwei ver­mu­tet zu Recht, dass der Frei­herr hier wohl vor allem an sich selbst gedacht haben könnte. Durch Papens Rück­tritt im Novem­ber 1932 ent­stand auch für Münch­hau­sen eine neue Situation.

 Das Schloss in Wiesen – Der Balladendichter Börries Freiherr von Münchhausen in Windischleuba:

  1. Windischleuba als literarische Landschaft
  2. Die Idee einer »Deutschen Dichterakademie«
  3. Der Dichter im »Dritten Reich«
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