Person
Börries Freiherr von Münchhausen
Orte
Grab von Börries Freiherr von Münchhausen
Themen
Thüringen im Nationalsozialismus
Ulrich Kaufmann
Dichters Worte - Dichters Orte: Von Goethe bis Gerlach. 30 Versuche, Glaux-Verlag, Jena 2007.
Sieben Kilometer nördlich der thüringischen Stadt Altenburg liegt die Gemeinde Windischleuba. Das dortige Schloss, mehrfach umgebaut und aus einer Wasserburg des 14. Jahrhunderts hervorgegangen, gehörte seit dem 7. September 1880 dem Adelsgeschlecht der Freiherren von Münchhausen. Dessen bekanntestes Familienmitglied dürfte der »Lügenbaron« Hieronymus von Münchhausen (1720–1797) gewesen sein. Gottfried August Bürger (1747–1794) hat ihm, gemeinsam mit Georg Christoph Lichtenberg, in seiner zum Volksbuch gewordenen Erzählung »Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen« (1786) ein literarisches Denkmal gesetzt.
Nach dem Kauf des Schlosses 1880 setzte eine siebenjährige Umbauphase ein. Die Einzelgebäude wurden verbunden und man schuf eine neugotische Innenanlage. Für die Einrichtung hatte die Familie historische Möbel angeschafft. Viele dieser Stücke »verschwanden« 1945.
Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Windischleubaer Schloss erneut rekonstruiert und zu einer Jugendherberge ausgebaut. Die Schlossgewölbe enthalten unter anderem ein Kamin‑, ein Gold‑, ein Musik‑, und ein Lesezimmer, sowie ein »Lügenkabinett«.
Aus dem Geschlecht des »Lügenbarons« stammt auch der Dichter Börries Freiherr von Münchhausen, der Schloss und Gut seit 1902 verwaltete und beides 1914 von seinem Vater erworben hatte. Von 1920 bis zum Frühjahr 1945 lebte er als Gutsherr im Schloss Windischleuba. Ein Monat vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen hatte er am 16. März 1945 den Freitod gewählt. In vielen Lexika steht, er habe sich erschossen. Die Ortschronik weiß von einem Suizid durch Tabletten zu berichten. Auf dem Friedhof des Ortes liegt er neben seiner im Januar 1945 verstorbenen Frau und seinem Sohn begraben. Letzterer verunglückte als Autorennfahrer 1934 bei Großkugel.
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