In Gera verbrachte Willy Katz, der sich als Autor H. W. Katz nennen sollte und »Bill« gerufen wurde, die entscheidenden und prägenden Jahre seines Lebens, wie er später mehrfach äußerte. Willy Katz besuchte das Realgymnasium. Wie sein Bruder Michael lernte er schnell die deutsche Sprache und beherrschte sie bald fehlerfrei. Der streng orthodox gläubige und Jiddisch sprechende Vater, der wohl große Schwierigkeiten hatte, sich an die neuen Verhältnisse in der Fremde anzupassen, verstand seine beiden Söhne, die sich immer mehr vom Judemtum abwandten und moderne Ansichten über Leben und Familie vertraten, nicht mehr. Dazu gehörte auch manche Lausbüberei, wie das Rauchen geklauter Zigaretten und das Klettern auf Güterwagen der Eisenbahn, wahrscheinlich am Südbahnhof.
Willy Katz erlebte als Siebenjähriger, wie sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf die Stadt Gera auswirkte, er erlebte Kriegsbegeisterung und ‑ernüchterung, den aufkommenden Antisemitismus und später Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Inflation. Als Mitglied einer jüdischen Jugendgruppe diskutierte er über den Zionismus und Theodor Herzl, lieh sich aus der Landesbücherei Werke von Scott, Dickens, Zola, Dostojewski, aber auch politische Bücher.
Abb. 1, 2: Foto: Annerose Kirchner
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