1744 Mohrungen, Ostpreußen
1803 Weimar
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Grab von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach
Artikel
Gotha unter Ernst II. und dessen Sohn Emil August
Reise mit Carl August nach Braunschweig
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Johann Gottfried Herder im Autorenlexikon
Der Dichter, Übersetzer, Theologe und Kulturphilosoph der Aufklärung Johann Gottfried Herder wurde am 25. August 1744 in Mohrungen, Ostpreußen, als Sohn des Kantors und Schullehrers Gottfried Herder geboren. Seine Herkunft aus einem einfachen, aber gebildeten Elternhaus prägte seinen Glauben an die geistige und moralische Bildungsfähigkeit aller Menschen – ein Motiv, das sich durch sein gesamtes Werk zieht.
Ab 1762 studierte Herder Theologie in Königsberg, wo er sich einem gelehrten Kreis um Theodor Gottlieb von Hippel, Johann Georg Hamann, Johann George Scheffner und Immanuel Kant anschloss. In den Jahren zwischen 1762 und 1764 hörte er bei Kant Vorlesungen über Astronomie, Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Mathematik und Physiogeografie. 1763 erhielt er das »Hochgräflich-Dohnasche«-Stipendium zugesprochen. Schon während seiner Studienzeit wandte er sich zunehmend philosophischen und ästhetischen Fragen zu, in denen er die Sprache als Ausdruck des Denkens und der Kultur des Menschen verstand.
Von 1764 bis 1769 war Herder Aushilfslehrer an der Domschule in Riga und Pfarradjunkt. 1766 wurde er Mitglied der Freimaurerloge »Zum Schwert« in Riga. In dieser Zeit arbeitete er an der »Allgemeinen Deutschen Bibliothek« mit und veröffentlichte erste literaturkritische Aufsätze, die ihn in Deutschland bekannt machten. Mit den »Fragmenten über die neuere deutsche Literatur« (1767–1768) forderte er eine lebendige, aus dem Volk und seiner Sprache erwachsene Literatur, die sich von der Nachahmung französischer Vorbilder befreien sollte.
1769 unternahm Herder eine Bildungsreise über Nantes nach Paris, um sich neue geistige Anregungen zu verschaffen. Auf dieser Reise verfasste er sein berühmtes »Journal meiner Reise im Jahr 1769«, in dem sich bereits seine Vorstellungen einer organischen Entwicklung von Sprache, Dichtung und Kultur abzeichnen. 1773 heiratete er Maria Karoline Flachsland, mit der ihn eine enge geistige und persönliche Partnerschaft verband.
Im selben Jahr trat Herder das Amt des Hauptpredigers und Konsistorialrats in Bückeburg an. Hier entstanden mehrere seiner wichtigen theologischen und ästhetischen Schriften, darunter die programmatische Abhandlung »Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit« (1774). Darin entwarf Herder die Vision einer durch Humanität und Toleranz bestimmten Weltgeschichte – als Gegenentwurf zur rationalistischen Geschichtsauffassung seiner Zeit.
Auf Vermittlung Goethes wurde Herder 1776 als Generalsuperintendent, Mitglied des Oberkonsistoriums und erster Prediger an die Stadtkirche St. Peter & Paul in Weimar berufen. In Weimar wirkte er bis zu seinem Tod am 18. Dezember 1803. Trotz mancher Spannungen mit Goethe und Schiller wurde er zu einer prägenden Gestalt des geistigen Lebens der Weimarer Klassik. 1783 unternahm er von Weimar aus Reisen nach Hamburg, Braunschweig und Halberstadt. 1787 ernannte ihn die Berliner Akademie der Wissenschaften zu ihrem Ehrenmitglied.
In Weimar entstanden auch seine Hauptwerke, darunter die vierbändigen »Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit« (1784–1791) und die Sammlung »Stimmen der Völker in Liedern« (1778–1779), in der er Lieder aus verschiedenen Nationen und Epochen zusammenführte. Diese Werke begründeten Herders Ruf als Vordenker der modernen Kultur- und Sprachwissenschaft. Seine Überzeugung, dass jede Nation, jede Sprache und jedes Volk seinen eigenen Ausdruck von Geist und Schönheit besitze, machte ihn zu einem der frühesten Vertreter kultureller Vielfalt und Toleranz in Europa.
Herder starb am 18. Dezember 1803 in Weimar. Sein Grab befindet sich in der Nähe der Jakobskirche, wo er jahrzehntelang predigte. Noch zu Lebzeiten wurde er für seine Verdienste vielfach geehrt und blieb auch nach seinem Tod eine prägende Gestalt des europäischen Geisteslebens. In Weimar erinnert die Herderkirche ebenso an ihn wie das dortige Herderdenkmal.
Abb. 1: Gemälde von Anton Graff, 1785.
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