Johann Gottfried Herder

Der Dich­ter, Über­set­zer, Theo­loge und Kul­tur­phi­lo­soph der Auf­klä­rung Johann Gott­fried Her­der wurde am 25. August 1744 in Moh­run­gen, Ost­preu­ßen, als Sohn des Kan­tors und Schul­leh­rers Gott­fried Her­der gebo­ren. Seine Her­kunft aus einem ein­fa­chen, aber gebil­de­ten Eltern­haus prägte sei­nen Glau­ben an die geis­tige und mora­li­sche Bil­dungs­fä­hig­keit aller Men­schen – ein Motiv, das sich durch sein gesam­tes Werk zieht.

Ab 1762 stu­dierte Her­der Theo­lo­gie in Königs­berg, wo er sich einem gelehr­ten Kreis um Theo­dor Gott­lieb von Hip­pel, Johann Georg Hamann, Johann George Scheff­ner und Imma­nuel Kant anschloss. In den Jah­ren zwi­schen 1762 und 1764 hörte er bei Kant Vor­le­sun­gen über Astro­no­mie, Logik, Meta­phy­sik, Moral­phi­lo­so­phie, Mathe­ma­tik und Phy­sio­geo­gra­fie. 1763 erhielt er das »Hochgräflich-Dohnasche«-Stipendium zuge­spro­chen. Schon wäh­rend sei­ner Stu­di­en­zeit wandte er sich zuneh­mend phi­lo­so­phi­schen und ästhe­ti­schen Fra­gen zu, in denen er die Spra­che als Aus­druck des Den­kens und der Kul­tur des Men­schen verstand.

Von 1764 bis 1769 war Her­der Aus­hilfs­leh­rer an der Dom­schule in Riga und Pfarr­ad­junkt. 1766 wurde er Mit­glied der Frei­mau­rer­loge »Zum Schwert« in Riga. In die­ser Zeit arbei­tete er an der »All­ge­mei­nen Deut­schen Biblio­thek« mit und ver­öf­fent­lichte erste lite­ra­tur­kri­ti­sche Auf­sätze, die ihn in Deutsch­land bekannt mach­ten. Mit den »Frag­men­ten über die neuere deut­sche Lite­ra­tur« (1767–1768) for­derte er eine leben­dige, aus dem Volk und sei­ner Spra­che erwach­sene Lite­ra­tur, die sich von der Nach­ah­mung fran­zö­si­scher Vor­bil­der befreien sollte.

1769 unter­nahm Her­der eine Bil­dungs­reise über Nan­tes nach Paris, um sich neue geis­tige Anre­gun­gen zu ver­schaf­fen. Auf die­ser Reise ver­fasste er sein berühm­tes »Jour­nal mei­ner Reise im Jahr 1769«, in dem sich bereits seine Vor­stel­lun­gen einer orga­ni­schen Ent­wick­lung von Spra­che, Dich­tung und Kul­tur abzeich­nen. 1773 hei­ra­tete er Maria Karo­line Flachs­land, mit der ihn eine enge geis­tige und per­sön­li­che Part­ner­schaft verband.

Im sel­ben Jahr trat Her­der das Amt des Haupt­pre­di­gers und Kon­sis­to­ri­al­rats in Bücke­burg an. Hier ent­stan­den meh­rere sei­ner wich­ti­gen theo­lo­gi­schen und ästhe­ti­schen Schrif­ten, dar­un­ter die pro­gram­ma­ti­sche Abhand­lung »Auch eine Phi­lo­so­phie der Geschichte zur Bil­dung der Mensch­heit« (1774). Darin ent­warf Her­der die Vision einer durch Huma­ni­tät und Tole­ranz bestimm­ten Welt­ge­schichte – als Gegen­ent­wurf zur ratio­na­lis­ti­schen Geschichts­auf­fas­sung sei­ner Zeit.

Auf Ver­mitt­lung Goe­thes wurde Her­der 1776 als Gene­ral­su­per­in­ten­dent, Mit­glied des Ober­kon­sis­to­ri­ums und ers­ter Pre­di­ger an die Stadt­kir­che St. Peter & Paul in Wei­mar beru­fen. In Wei­mar wirkte er bis zu sei­nem Tod am 18. Dezem­ber 1803. Trotz man­cher Span­nun­gen mit Goe­the und Schil­ler wurde er zu einer prä­gen­den Gestalt des geis­ti­gen Lebens der Wei­ma­rer Klas­sik. 1783 unter­nahm er von Wei­mar aus Rei­sen nach Ham­burg, Braun­schweig und Hal­ber­stadt. 1787 ernannte ihn die Ber­li­ner Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten zu ihrem Ehrenmitglied.

In Wei­mar ent­stan­den auch seine Haupt­werke, dar­un­ter die vier­bän­di­gen »Ideen zur Phi­lo­so­phie der Geschichte der Mensch­heit« (1784–1791) und die Samm­lung »Stim­men der Völ­ker in Lie­dern« (1778–1779), in der er Lie­der aus ver­schie­de­nen Natio­nen und Epo­chen zusam­men­führte. Diese Werke begrün­de­ten Her­ders Ruf als Vor­den­ker der moder­nen Kul­tur- und Sprach­wis­sen­schaft. Seine Über­zeu­gung, dass jede Nation, jede Spra­che und jedes Volk sei­nen eige­nen Aus­druck von Geist und Schön­heit besitze, machte ihn zu einem der frü­hes­ten Ver­tre­ter kul­tu­rel­ler Viel­falt und Tole­ranz in Europa.

Her­der starb am 18. Dezem­ber 1803 in Wei­mar. Sein Grab befin­det sich in der Nähe der Jakobs­kir­che, wo er jahr­zehn­te­lang pre­digte. Noch zu Leb­zei­ten wurde er für seine Ver­dienste viel­fach geehrt und blieb auch nach sei­nem Tod eine prä­gende Gestalt des euro­päi­schen Geis­tes­le­bens. In Wei­mar erin­nert die Her­der­kir­che ebenso an ihn wie das dor­tige Herderdenkmal.

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