Wielandgut Oßmannstedt
[Oßmannstedt]

Lokation

Wielandstraße 16
99510 Oßmannstedt

51.016447, 11.426028

Person

Karl August Böttiger

Zugehörige Gemeinde

Oßmannstedt

Gebiet

Literarische Museen und Gedenkstätten

Weiterführende Informationen

Wielandgut Oßmannstedt

Wielandgut Oßmannstedt

Autor

Detlef Ignasiak

Detlef Ignasiak, Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Erbaut wurde das Gut in der Nähe von Apolda im Auf­trag des Reichs­gra­fen Hein­rich von Bünau.  Zwi­schen 1762 und 1775 nutzte Her­zo­gin Anna Ama­lia das baro­cke Guts­haus als Som­mer­sitz. 1797 kaufte Chris­toph Mar­tin Wie­land das Anwesen.

Chris­toph Mar­tin Wie­land erwarb das Oßm­an­s­teder Erb­lehn­gut, das Hein­rich von Bünau hatte erbauen las­sen und Anna Ama­lia bewohnt hatte, am 15. März 1797 für 22.000 Reichs­ta­ler. Zu ihm gehör­ten 64 Hektar Acker- und Wie­sen­land, Trif­ten für die Schaf­hal­tung, ein Teich­gar­ten mit Fisch­be­satz und 10 Hektar Wald, zudem das zwei­flüg­lige Guts­haus, klei­nere Gebäude (nicht erhal­ten) sowie ein gro­ßer Gar­ten und Streu­obst­wie­sen (mit 300 Bäumen).

Die Gerichts­herr­lich­keit, das Kir­chen­pa­tro­nat und die Jagd­ge­rech­tig­keit wur­den dem neuen bür­ger­li­chen Besit­zer, sehr zu des­sen Ver­druss, nicht gewährt. Wie­land zog mit Ehe­frau, zwei Söh­nen, vier Töch­tern und vier Enkel­kin­dern ein. Auf dem Gut arbei­te­ten drei Mägde und zwei Knechte; in den Stäl­len stan­den 4 Pferde, 14 Rin­der, 5 Schweine, 80 Schafe und Feder­vieh. Von die­sem eher schmal­brüs­ti­gen Anwe­sen woll­ten 12 Fami­li­en­mit­glie­der leben, von denen kei­ner von der Agrar­öko­no­mie auch nur einen lei­sen Schim­mer hatte, am wenigs­ten der Guts­herr selbst.

Die­ser erhoffte sich in sei­nem »Oßman­ti­num« (so genannt nach Horaz’ »Sabinum«) eine Neu­ge­burt als Dich­ter. Wie­lands »Oßman­ti­num« ent­wi­ckelte sich schnell zu einem Anzie­hungs­punkt für Besu­cher. Johann Gott­fried Her­der und Karl Lud­wig von Kne­bel kamen schon am 21. Mai 1797, Goe­the mit Kne­bel am 19. Juni. Elisa von der Recke, Rudolph Zacha­rias Becker und K. A. Böt­ti­ger folg­ten am 26. Juni 1797. Zu den Besu­chern gehör­ten Johann Diede­rich Gries, Jean Paul, Johann Daniel Falk, Corona Schrö­ter, Wie­lands Ver­le­ger Johann Joa­chim Göschen, ebenso Fried­rich Jus­tin Bertuch.

Im Som­mer und Herbst 1799 besuchte ihn hier seine eins­tige Ver­lobte Sophie von La Roche »nach bei­nahe 30 Jahre gedau­er­ter Tren­nung«. Die einst gefei­erte, doch nun abseits in Offen­bach lebende Roman­au­torin »wurde auf­ge­nom­men als älteste und gelieb­teste Freun­din“. Dage­gen waren Cle­mens Bren­tano und seine Geliebte Sophie Mereau nicht gelit­ten; als diese nicht abrei­sen woll­ten, begab sich Wie­land nach Wei­mar. Fried­rich Carl von Savi­gny, Her­zo­gin Anna Ama­lia, die Her­der und Jean Paul mit­brachte, mach­ten Wie­land ihre Aufwartung.

Im Mai 1800 kam Sophie Bren­tano, die Enke­lin S. von La Roches (die Wie­land wegen ihrer Augen­klappe lie­be­voll »Augen­stern« nannte und als »schönste weib­li­che Seele, die jemals auf Erden erschien« bezeich­nete), ein zwei­tes Mal. Nach sei­ner Rück­kehr aus Ita­lien Mitte August 1802 wurde der schon berühmte Rei­se­schrift­stel­ler Johann Gott­fried Seume für zwei Tage von Wie­land »mit väter­li­cher Güte« auf­ge­nom­men. Anfang Novem­ber 1802 brachte Lud­wig Wie­land aus der Schweiz den jun­gen Hein­rich von Kleist mit nach Oßmann­s­tedt. Die­ser gewann schnell das Ver­trauen Wie­lands und arbei­tete in der Man­sarde am »Robert Guis­card«, des­sen Manu­skript er bald ver­bren­nen sollte.

Zudem erlebte Wie­land hier per­sön­li­che Tra­gö­dien. 1798 starb seine Toch­ter Frie­de­rike, 1800 die jugend­li­che Freun­din Sophie Bren­tano und 1801 seine Ehe­frau Anna Doro­thea in Oßmann­s­tedt. Am 18. April 1803 ver­kaufte Wie­land das Gut und zog zurück nach Weimar.

Im Wie­land­mu­seum befin­det sich eine Aus­stel­lung zu Leben und Werk des Dich­ters. In den his­to­ri­schen Räu­men befin­den sich Möbel und Gegen­stände aus Wie­lands Besitz. Im Wie­land­park befin­det sich nahe der Ilm das gemein­same Grab Wie­lands,  sei­ner Ehe­frau und Sophie Brentanos.

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