Ernst Wiechert

1887      Forsthaus Kleinort bei Sensburg/Ostpreußen

1950      Uerikon, Schweiz

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Ernst Wiechert

Autor

Pascal Quicker

Thüringer Literaturrat e.V. / Gedenkstätte Buchenwald

Ernst Wie­chert wurde am 18. Mai 1887 in Forst­haus Klein­ort bei Sensburg/Ostpreußen gebo­ren. Nach einem Stu­dium der Natur­wis­sen­schaf­ten, Phi­lo­so­phie, Anglis­tik und Ger­ma­nis­tik in Königs­berg von 1906 bis 1911 arbei­tete er bis zum Aus­bruch des Ers­ten Welt­krie­ges hier als Oberrealschullehrer.

Bereits wäh­rend des Krie­ges, für den er sich 1914 als Frei­wil­li­ger gemel­det hatte und an dem er ab 1916 als Offi­zier teil­nahm, begann Wie­chert mit dem Schrei­ben ers­ter Romane und Erzäh­lun­gen. Dabei präg­ten auch pri­vate Tra­gö­dien sein Leben. Sein ein­zi­ges Kind, der 1917 gebo­rene Ernst-Edgar, wurde nicht älter als einen Tag und seine erste Frau, Meta Mit­tel­städt, nahm sich 1929, wie Jahre zuvor schon seine Mut­ter, das Leben.

Im Jahr 1930 über­sie­delte Wie­chert nach Ber­lin, wo er vor­erst erneut als Leh­rer am Kai­se­rin-Augusta-Gym­na­sium tätig wurde. Nach der Hei­rat mit Paula Marie »Lilje« Jun­ker, geb. Schlen­ther, begann er 1933 eine Kar­riere als freier Schrift­stel­ler im ober­baye­ri­schen Ambach sowie von 1936 bis 1948 auf dem neu erbau­ten Hof Gagert in Wolfratshausen.

Nach­dem er bereits 1934 ins­ge­heim unter Gesta­po­auf­sicht stand und seine Lesun­gen – bei­spiels­weise die regime­kri­ti­schen Reden an die deut­sche Jugend - immer wie­der durch bestellte Stö­rer behin­dert und ihm alle öffent­li­chen Auf­tritte Ende 1937 unter­sagt wur­den, wandte sich Wie­chert im Dezem­ber 1937 in einem äußerst kri­ti­schen Brief an Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goe­b­bels. Dar­auf­hin wurde er 1938 zunächst mit einem Aus­rei­se­ver­bot belegt. Nach sei­ner Stel­lung­nahme für den inhaf­tier­ten Pas­tor Mar­tin Niem­öl­ler sowie der Wei­ge­rung, an den Wah­len zum Anschluss Öster­reichs teil­zu­neh­men, wurde er am 8. Mai 1938 ver­haf­tet. Nach meh­re­ren Wochen im Poli­zei­ge­fäng­nis Mün­chen wurde Wie­chert schließ­lich am 4. Juli des­sel­ben Jah­res auf direkte Ver­an­las­sung von Goe­b­bels bis zum 24. August im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Buchen­wald inter­niert (Häft­lings­num­mer 7188).

Nach sei­ner Ent­las­sung wurde der Schrift­stel­ler direkt nach Ber­lin zum Pro­pa­gan­da­mi­nis­ter gebracht, der ihm in einem Gespräch unver­hoh­len deut­lich machte, dass jedes wei­tere Ver­ge­hen nur sei­nen Tod bedeu­ten könne. Dar­über hin­aus musste Wie­chert auf Goe­b­bels Ver­lan­gen hin direkt nach sei­ner Rück­kehr in die Frei­heit am ers­ten Wei­ma­rer Dich­ter­tref­fen teil­neh­men, einer pro­pa­gan­dis­ti­schen Tagung für die Elite des NS-Lite­ra­tur­be­triebs. In der Folge wurde ihm zwar erlaubt, wei­ter zu ver­öf­fent­li­chen, jedoch nur unter der Bedin­gung dass seine Texte strikt unpo­li­tisch blie­ben. Auch wurde sei­nem Ver­lag ver­bo­ten, Wie­cherts Namen in Ver­lags­pro­spek­ten anzu­ge­ben, Buch­hand­lun­gen durf­ten seine Werke nicht im Schau­fens­ter prä­sen­tie­ren. Des­sen unge­ach­tet blieb Wie­chert der meist­ge­le­sene deut­sche Autor sei­ner Zeit.

Nach dem Ende der NS-Gewalt­herr­schaft arbei­tete Wie­chert zunächst an der kul­tur­po­li­ti­schen Monats­schrift Der Auf­bau mit. Im Juni 1948 über­sie­delte er ohne seine Ehe­frau in die Schweiz, wo er sich auf dem Rüti­hof in Ueri­kon-Stäfa am Zürich­see nie­der­ließ. Am 24. August 1950 erlag er sei­nem schwe­ren Krebsleiden.

Wie­chert, der 13 Romane und etwa 50 Novel­len und Erzäh­lun­gen hin­ter­ließ, war von Anfang der 1930er bis weit in die 1950er Jahre hin­ein einer der meist­ge­le­se­nen deut­schen Autoren. Als sein bis heute bekann­tes­tes Werk gilt das doku­men­ta­ri­sche Pro­sa­stück Der Toten­wald, ein 1939 nie­der­ge­schrie­be­ner und 1945 in Zürich erst­ver­öf­fent­lich­ter, aus der fik­ti­ven Per­spek­tive des Prot­ago­nis­ten Johan­nes geschil­der­ter Bericht über die Haft­erleb­nisse Wie­cherts in Mün­chen und Buchenwald.

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