Oßmannstedt
[Gemeinde]

Lokation

Am Markt
99510 Oßmannstedt

51.0206, 11.432863

Personen

Christoph Martin Wieland

Anna Dorothea Wieland

Sophie Brentano

Artikel

Jean Paul in Oßmannstedt

Wieland, Sophie Brentano und Kleist in Oßmannstedt

Weiterführende Informationen

Oßmannstedt

Oßmannstedt

Autor

Detlef Ignasiak

Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Aus Oßmann­s­tedt stammt der Medi­zi­ner Johann Chris­tian Stark (1753–1811), der die erste deut­sche geburts­hilf­li­che Zeit­schrift her­aus­gabe und Haus­arzt von Fried­rich Schil­ler war. In Arno Schmidts (1914–79) Roman »Brand’s Haide« (1950) will der west­deut­sche Ich-Erzäh­ler des­halb nicht Kom­mu­nist wer­den, weil diese auch »Wie­lands Osmann­städt zer­fal­len« lie­ßen. Tat­säch­lich fiel ein Teil des Gutes, wenn auch nicht Wie­lands Wohn­räume, nach 1945 dem sozia­lis­ti­schen Abriss­wahn zum Opfer.

Der 1697 in Wei­ßen­fels gebo­rene Hein­rich Graf von Bünau starb 1762 in Oßmann­s­tedt. Er war der Spross eines weit ver­zweig­ten, ursprüng­lich aus der Naum­bur­ger Gegend stam­men­den Adels­ge­schlechts. Nach­dem er anfangs in kur­säch­si­schen Diens­ten war, stand er spä­ter  in wei­ma­ri­schen Diens­ten. Er lebte meist auf Schloss Nöth­nitz bei Dip­pol­dis­walde, wo die berühmte, 42.000-bändige Biblio­thek Bün­aus stand. Seit 1756 war er Guts­herr in Oßmann­s­tedt, wo er das Guts­haus (ohne Corps de Logis) erbauen und den Park als baro­cken Lust­gar­ten anle­gen ließ. Seit Som­mer 1759 lebte Bünau stän­dig in O. und arbei­tete an »Reli­gi­ons-Gedancken«. Sein Haupt­werk »Genaue und Umständ­li­che Teut­sche Kay­ser- und Reichs­ge­schichte«, die zwi­schen 1728 und 1743 in vier Bän­den erschien, blieb unvoll­endet. Die ers­ten Bände fan­den wegen der kri­ti­schen Ver­wen­dung der Quel­len große Aner­ken­nung. Bünau sorgte in Oßmann­s­tedt für die Erwei­te­rung der Schule, wovon der Sohn des Oßmann­s­ted­ter Gerichts­herrn Johann Wil­helm Rit­ter (1748–1812) pro­fi­tierte. Die­ser ist der Vater des in Schle­sien gebo­re­nen »roman­ti­schen« Phy­si­kers Johann Wil­helm Rit­ter. – Bün­aus Grab befin­det sich unter dem Altar­raum der Kir­che. Seine ver­wit­terte Grab­platte mit latei­ni­scher Inschrift befin­det sich seit 1959 an der äuße­ren Nord­seite der Kirche.

Her­zo­gin Anna Ama­lia erwarb das Gut nach Bün­aus Tod, mit dem sie sich am Ende über­warf. Bis 1781 war Oßmann­s­tedt ihr stän­di­ger Som­mer­sitz, auch wenn sie Etters­burg bevor­zugte und der Hof sich in Oßmann­s­tedt meist nur für Stun­den aufhielt.

August Jacob Lie­bes­kind, 1758 in Wei­mar gebo­ren, starb 1793 in Oßmann­s­tedt. Er war Haus­leh­rer bei Wie­land, bevor ihn Her­der 1787 als Pfar­rer nach Oßmann­s­tedt beru­fen ließ. 1788 hei­ra­tete er Wie­lands erst 16-jäh­rige Toch­ter Ama­lie. Zur Taufe des ers­ten Kin­des im März 1790 kamen Wie­land und die Patin Caro­line Her­der. – Wäh­rend Lie­bes­kinds Mit­ar­beit an Wie­lands Pro­jek­ten beschei­den blieb, erlangte er mit der durch Her­der ange­reg­ten Samm­lung »Palm­blät­ter. Erle­sene mor­gen­län­di­sche Erzäh­lun­gen für die Jugend« (4 Bde. 1786–1800) eine beacht­li­che Wir­kung bis hin zu Her­mann Hes­ses Edi­tion von 1913.

Johann Gott­lieb Fichte wohnte von Ende April bis Ende Sep­tem­ber 1795 auf dem Oßmann­s­ted­ter Gut und voll­endete hier seine »Wis­sen­schafts­lehre«. Am 27. 4. 1795 schrieb er an sei­nen Bru­der: »In Oßmann­s­tedt auf dem Schlosse triffst Du mich. Ich habe das­selbe, wel­ches sehr schön ist und in einer ange­neh­men Gegend liegt, für die­sen Som­mer gemietet.«

Chris­toph Mar­tin Wie­land  lebte von 1797–1803 in Oßmann­s­tedt. 1956 wurde die Wie­land-Gedenk­stätte im Gut ein­ge­rich­tet, die man 1983 erwei­terte und noch­mals 2005 durch die Stif­tung des Ham­bur­ger Wie­land-For­schers Jan Phil­ipp Reem­tsma. Eine 2006 von Rein­hard Hasen­fuß geschaf­fene Wie­land-Büste befin­det sich an der Gar­ten­seite. Wie­lands Grab befin­det sich im Park des Gutes an der Ilm.

Hein­rich von Kleist (1777–1811)  lebte mit Unter­bre­chun­gen von Novem­ber 1802 bis Februar 1803 in Oßmann­s­tedt. Eine Gedenk­ta­fel am Guts­haus erin­nert an sei­nen Auf­ent­halt in Oßmannstedt.

Lew Niko­la­je­witsch Tol­stoi (besuchte 1861 das Oßmann­s­ted­ter Gut. Dort war der rus­si­sche Roman­cier Gast der Fami­lie von Grant, die in engem Kon­takt zur Fami­lie von Pog­wisch stand und mit den Fami­lien der Enkel von Her­der und Wie­land bekannt war.

Fer­di­nand Gers­tung (1860–1925) war von 1886–1922 Pfar­rer in Oßmann­s­tedt. Er gab von 1893 bis zu sei­nem Tod die ange­se­hene Zeit­schrift »Die deut­sche Bie­nen­zucht in Theo­rie und Pra­xis« her­aus. 1902 grün­dete er mit sei­nem Freund und Amts­bru­der August Lud­wig, der ihn in Oßmann­s­tedt öfter besuchte, den »Deut­schen Reichs­ver­ein für Bie­nen­zucht«. Eine Gedenk­ta­fel am Pfarr­haus erin­nert an ihn, wie auch ein Gedenk­stein mit Por­trät­re­lief in der Ortsmitte.

Plätze in Oßmannstedt

Diesen Ort teilen:

Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio

Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2024 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]

URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/orte/ossmannstedt/]