1883 Wurzen
1934 Berlin
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Sebastian Graf
Thüringer Literaturrat e.V.
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.
Joachim Ringelnatz, eigentlich Hans Gustav Bötticher, wird am 7. August 1883 im sächsischen Wurzen geboren. Sein Vater, Georg Bötticher, entstammte einer thüringischen Gelehrtenfamilie und widmete sich dem Verfassen von Kinderbüchern sowie humoristischen Gedichten. Dem Einfluss der Eltern mag es zu verdanken sein, dass Ringelnatz sich früh in literarischen Entwürfen übt. Der Vater, der ab 1901 »Auerbachs Deutschen Kinderkalender« herausgibt, verhilft dem Sohn zu ersten Publikationen.
Die Schulzeit erweist sich für den jungen Ringelnatz als kompliziert – er gerät mit seinen Lehrern und Mitschülern aneinander und fällt durch sein aufmüpfiges Verhalten negativ auf. Des Gymnasiums wird der damals 14-Jährige infolge eines Streiches verwiesen. 1901 beendet Ringelnatz schließlich seine schulische Laufbahn an einer Realschule; sein Zeugnis weist den Absolventen als »Schulrüpel« aus.
Ab 1901 fährt Ringelnatz als Schiffsjunge zur See. Diese Zeit ist für ihn mit einer großen Ernüchterung verbunden; die Schikane der Kameraden und die schwierigen Arbeitsbedingungen führen zur raschen Aufgabe des Berufs. Es folgen Phasen der Arbeitslosigkeit und zahlreiche Gelegenheitsbeschäftigungen. Armut und vorübergehende Obdachlosigkeit säumen den Lebensweg des jungen Künstlers. Erst 1909, mit dem Beginn seiner Auftritte im Münchner Künstlerlokal »Simplicissimus«, gelingt es ihm, in der literarischen Szene Fuß zu fassen. Dort erhält er – nach der Vorstellung seines mit reichlich Lokalkolorit ausgefüllten Gedichtes »Simplizissimustraum« – eine Anstellung als »Hausdichter«. Im darauffolgenden Jahr veröffentlicht er seinen ersten Gedichtband.
Ringelnatz erhält ab 1912 Anstellungen als Privatbibliothekar bei Heinrich Graf von York und bei Baron Börries von Münchhausen. 1914 meldet sich Ringelnatz, damals noch angezogen von der »Kriegsromantik«, freiwillig zur Marine, wird jedoch nicht für den Dienst an der Front zugelassen.
1920, nach Ende des Krieges, heiratet der Schriftsteller die fünfzehn Jahre jüngere Leonharda Pieper in München. Im selben Jahr bestreitet Ringelnatz erste Kabarettauftritte. Als »reisender Artist« verdient er sich in den 1920er Jahren seinen Lebensunterhalt. Die humoristischen Bühnenprogramme erfreuen sich großer Beliebtheit und verhelfen dem Dichter zu breiter Bekanntheit. Zu den literarischen Arbeiten gesellen sich zunehmend Werke der bildenden Kunst. 1923 findet in Berlin die erste Ausstellung seiner Bilder statt.
1930 siedelt der Schriftsteller von München nach Berlin über. Im darauffolgenden Jahr erscheint das autobiographische Werk »Mein Leben bis zum Kriege«. Seine Tätigkeit als »reisender Artist« findet 1933, mit Machtantritt der Nationalsozialisten, ein abruptes Ende: Ringelnatz‘ Bücher werden indiziert, der Dichter selbst erhält Auftrittsverbot. Erste Symptome einer Tuberkulose stellen sich ein. Die verarmte Familie ist auf Spenden angewiesen, um Ringelnatz‘ Sanatoriumsaufenthalte zu finanzieren. Am 17. November 1934 verstirbt der unheilbar kranke Schriftsteller in seiner Berliner Wohnung.
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