1929 Budapest
2016 Budapest
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Imre Kertész – »Roman eines Schicksallosen«
Fred Wander – »Der siebente Brunnen«
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Pascal Quicker
Thüringer Literaturrat e.V. / Gedenkstätte Buchenwald
Imre Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er im Sommer 1944 zuerst zur Zwangsarbeit bei der Firma Shell in Csepel bei Budapest verpflichtet und ins Ghetto von Budakalasz eingewiesen. Darauf folgte die Verschleppung nach Auschwitz sowie Anfang 1945 die Verlegung in das Konzentrationslager Buchenwald (BRABAG) sowie Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verrichten.
Nach seiner Befreiung am 11. April 1945 kehrte Kertész nach Budapest zurück, wo er 1948 das Abitur ablegte und von 1949 bis 1950 eine Anstellung als Journalist bei der Tageszeitung »Világozség« fand. Als diese jedoch zum Parteiorgan der Kommunistischen Partei Ungarns erklärt wurde, wurde er gezwungen, seine Stellung aufzugeben. Kertész arbeitete in einer Fabrik, später in der Presseabteilung des ungarischen Ministeriums für Maschinenbau und Hüttenwesen.
Nach seiner Einberufung zum Militärdienst Ende 1951 musste Kertész unter anderem als Wärter in einem Militärgefängnis arbeiten. Bald konnte er dieser Tätigkeit jedoch durch einen vorgetäuschten Nervenzusammenbruch entkommen, woraufhin er bis zu seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1953 im Filminstitut der Armee beschäftigt wurde.
In diesem Jahr begann er in Budapest seine Laufbahn als freischaffender Schriftsteller und Übersetzer. Die Sicherung seines Lebensunterhalts garantierte ihm dabei in den ersten Jahren jedoch nur das Schreiben von Texten zu Musicals und Theaterstücken. Erst 1975 wurde sein erster Roman, Sorstalanság (dt. Mensch ohne Schicksal, 1990; nun übersetzt unter dem Titel Roman eines Schicksallosen), veröffentlicht. Der Text, der zu einem der bekanntesten Werke der Holocaust-Literatur zählt und in dem Kertész die ihn zeitlebens prägende Zeit im Lager verarbeitete, begründete seinen literarischen Erfolg. Einen wichtigen Band zur Rezeption seines Werkes legte Dietmar Ebert 2010 mit Das Glück des atonalen Erzählens. Studien zu Imre Kertész vor.
Im Oktober 2002 wurde Kertész, der mit seiner zweiten Frau Magda Ambrus-Sass seit 2001 in Berlin lebte, mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Am 3. Oktober 2003 hielt er die Festrede zur zentralen Feier der Deutschen Wiedervereinigung in Magdeburg sowie am 29. Januar 2007 als Gastredner im Deutschen Bundestag eine Rede anlässlich des offiziellen Gedenktages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Trotz seiner kritischen Haltung gegenüber seinem Vaterland kehrte er 2012 nach Budapest zurück, wo er bis zu seinem Tod am 31. März 2016 lebte.
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