1777 Frankfurt/Oder
1811 Berlin
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Gutshaus Oßmannstedt und seine Gäste: Der zauberische Kleist
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Briefe von Heinrich von Kleist
Julia A. Simmons
Heinrich von Kleist wurde am 19.10.1777 in Frankfurt/Oder als Sohn einer pommerschen Adelsfamilie geboren, aus der hochrangige Generäle, Gelehrte, Diplomaten und Beamte hervorgegangen sind. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1788 wurde Kleist nach Berlin geschickt, um dort das französische Gymnasium zu besuchen. Nach seiner schulischen Ausbildung trat Kleist 1792 dem preußischen Garderegiment bei, wie es die Familientradition verlangte. Als Soldat nahm er am Rheinfeldzug 1796 teil. 1799 schied Kleist auf eigenes Bestreben aus dem Militärdienst aus, um ein Studium an der Brandenburgischen Universität Frankfurt/Oder aufzunehmen. Dort studierte er drei Semester die Fächer Mathematik, Physik, Kulturgeschichte, Naturrecht, Latein und Kameralwissenschaften, bis er 1800 sein Studium abbrach. Im gleichen Jahr verlobte er sich mit der Generalstochter Wilhelmine von Zenge. 1801 reiste er mit seiner Schwester Ulrike nach Paris und 1802 fuhr er in die Schweiz; während dieses Aufenthaltes kam es zum Bruch mit von Zenge.
Ende 1802 reiste Kleist für kurze Zeit wieder nach Deutschland. Dort kam er Anfang November nach Weimar bzw. Oßmannstedt und verweilte bis Anfang März 1803 bei Christoph Martin Wieland, der Kleist als Schreiber seiner Memoiren beschäftigte.
In einem Brief an seine Schwester Ulrike berichtete Kleist im Januar: Ich wohne schon geraume Zeit hier, u. es freut mich, daß du das gern siehst. Ich habe aber mehr Liebe gefunden, als recht ist, und muß über kurz oder lang wieder fort; mein seltsames Schicksal! — Wenigstens bis zum Frühjahr mögte ich hier bleiben. Wieland erzählt mir seine Lebensgeschichte; u. ich schreibe sie auf. Er läßt dich grüßen.
Erst später wurde Wieland das dichterische Talent seines Gastes bewusst, und er ermutigte ihn zur Fertigstellung seines Trauerspiels Robert Guiskard. Die Anerkennung und das Lob des geschätzten Schriftstellers bezeichnete Kleist in einem Brief vom 17. Dezember 1807 an Wieland selbst als den stolzeste[n] Augenblick meines Lebens.
1803 fuhr Kleist noch einmal mit seinem Freund Ernst von Pfuel nach Paris. Nach seiner Rückkehr zog er 1804 nach Königsberg, um seine neue Anstellung im preußischen Staatsdienst anzutreten. Diese Anstellung gab er bereits 1806 wieder auf, um sich nun gänzlich seiner dichterischen Tätigkeit zu widmen. Im Januar 1807 wurde er auf dem Weg nach Berlin von französischen Behörden als angeblicher Spion verhaftet und nach Fort de Joux gebracht, um von dort aus in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne transportiert zu werden. Im Lager schrieb er vermutlich die Novelle Die Marquise von O…..
Nach seiner Freilassung reiste Kleist im Sommer 1807 nach Dresden und begegnete dort neben anderen Ludwig Tieck, Caspar David Friedrich und Adam Heinrich Müller. Im darauffolgenden Jahr war er zusammen mit Adam Müller Herausgeber der Literaturzeitschrift »Phöbus. Journal für die Kunst«. Im gleichen Jahr wurde Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug am Weimarer Hoftheater unter der Leitung Goethes uraufgeführt. Doch die Inszenierung sollte erfolglos bleiben; die Aufführung wurde als langatmig und sperrig empfunden.
Schließlich zog es Kleist 1809 wieder nach Berlin, wo er auch Achim von Arnim, Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff kennenlernte. 1810 gab er die Tageszeitung »Berliner Abendblätter« heraus, für die auch namhafte Schriftsteller Beiträge verfassten, so zum Beispiel Achim von Arnim und Adelbert von Chamisso. Im gleichen Jahr erschien der erste Band seiner Erzählungen, der unter anderem den Michael Kohlhaas und Das Erdbeben in Chili enthält.
Am 21. November 1811 beging Heinrich von Kleist zusammen mit seiner Freundin Henriette Vogel Suizid am Kleinen Wannsee in Berlin.
Abb. 1: Kreidezeichnung nach verschollenem Miniaturbild von Wilhelmine von Zenge, undatiert / Abb. 2: Miniatur von Peter Friedel, 1801.
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