1844 Röcken
1900 Weimar
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Friedrich Nietzsche im Autorenlexikon
Sebastian Graf
Thüringer Literaturrat e.V.
Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im anhaltinischen Röcken als Pfarrerssohn geboren. 1850, nach dem Tod des Vaters, siedelt die Familie nach Naumburg über. Für die Entwicklung des jungen Nietzsche erweist sich die Aufnahme an der Landesschule Pforta am 5. Oktober 1858 als wegweisend. Hier entflammt sein Interesse für die Antike und deren Ideale, die zugleich den Rahmen für das Leben innerhalb des Internats abstecken. Das Bildungsprogramm, mit welchem Nietzsche hier konfrontiert wird, öffnet ihm die Augen für die kleinbürgerliche Lebenswirklichkeit seiner Familie. Die Pfortaer Lehrjahre schulen seine ausgeprägte Skepsis gegenüber den traditionellen Strukturen, die sich für seine spätere Philosophie als charakteristisch erweist.
Im Wintersemester 1864/65 nimmt er ein Studium der klassischen Philologie und der Theologie in Bonn auf. Bereits nach einem Semester wechselt Nietzsche nach Leipzig, um sich ganz der Philologie zu widmen. In der sächsischen Metropole verschreibt er sich gleichermaßen der Philosophie; erste Studien zu Schopenhauer und Hegel entstehen. Auf das Jahr 1868 datiert das erste Zusammentreffen mit Richard Wagner, für dessen Kunst sich Nietzsche zu jener Zeit begeistert.
1869 erhält Nietzsche eine außerordentliche Professur für klassische Philologie an der Universität Basel. Mit der Übersiedlung nach Basel legt er seine preußische Staatsbürgerschaft ab; bis zum Ende seines Lebens bleibt er staatenlos.
1872 veröffentlicht Nietzsche sein erstes bedeutendes Werk unter dem Titel »Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik«, das allerdings bei seinen Zeitgenossen auf Ablehnung stößt. Die Enttäuschung über die Bayreuther Festspiele von 1876 setzt bei Nietzsche einen Sinneswandel in Gang: Er distanziert sich zusehends von seinen ehemaligen Idolen Richard Wagner und Arthur Schopenhauer. Die Schrift »Menschliches, Allzumenschliches« (1878) markiert den philosophischen Paradigmenwechsel Nietzsches: er stellt Religion, Gesellschaft und Kultur auf den Prüfstand. Entschlossen positioniert sich der Philosoph gegen die »Zeichen des Verfalls« – darunter fällt gleichsam die Kunst des einstmals verehrten Richard Wagner.
1879 muss sich Nietzsche aufgrund häufiger werdender Erkrankungen pensionieren lassen. Die nachfolgenden Jahre sind mit zahlreichen Ortswechseln verbunden. 1882 lernt er die Schriftstellerin Lou Salomé in Rom kennen, zu welcher er auf Anhieb eine innige Sympathie verspürt. Ein gemeinsamer Aufenthalt – in Begleitung seiner Schwester Elisabeth – im thüringischen Tautenburg folgt. Die beiden Frauen geraten mehrmals in Streitigkeiten. – Die Beziehung zu Lou Salomé zerbricht, unter der tatkräftigen »Beihilfe« Elisabeths, im Winter 1882/1883. Infolgedessen überwirft sich der Philosoph auch mit seiner Familie. Nietzsche, der sich nun isoliert sieht, begibt sich ins italienische Rapallo, wo er den ersten Teil seines »Zarathustra« schreibt.
1886 lässt Nietzsche »Jenseits von Gut und Böse« auf eigene Kosten drucken. Der ausbleibende wirtschaftliche Erfolg seiner Bücher hat ernste Geldsorgen zur Folge. Zudem verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Philosophen; ein kontinuierliches Arbeiten ist ihm nicht mehr möglich.
1888 zeichnet sich der geistige Verfall Nietzsches ab. Ein letzter bewusster Aufenthalt in Turin erfolgt. Zusehends ergreift der Wahnsinn Besitz von ihm; an Freunde und Bekannte verfasst er kurze Nachrichten – die sogenannten »Wahnsinnszettel« – in denen sich der Verlust der Realität widerspiegelt. 1889 erleidet Nietzsche einen endgültigen Zusammenbruch. Von seiner Mutter wird er schließlich, im Zustand völliger geistiger Umnachtung, in die Psychiatrische Universitätsklinik in Jena gebracht. 1897, nach dem Tod seiner Mutter, wird Nietzsche in Weimar von seiner Schwester gepflegt. Am 25. August 1900 verstirbt Friedrich Nietzsche infolge einer Lungenentzündung und eines Schlaganfalls.
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