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Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Christoph Schmitz-Scholemann
Thüringer Literaturrat e.V.
Wohl eher nicht. Und doch hat es so etwas schon gegeben – mit, freilich, durch die Zeitgeschichte bedingten, anderen Vorzeichen: Am 24. August 1617, also vor 400 Jahren wurde die »Fruchtbringende Gesellschaft« gegründet, die erste deutsche Sprachgesellschaft. Aus Anlass der leicht verspäteten Begräbnisfeierlichkeiten für Dorothea Maria von Anhalt (1564–1517), der Mutter des damaligen Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar (1594–1626) und Schwester des Fürsten Ludwig I. von Anhalt-Köthen (1579 bis 1650), hatten sich mehrere fürstliche und adelige Personen aus mitteldeutschen Duodez-Staaten in Weimar versammelt. Im 1626 erschienenen Gründungsbericht heißt es zu den Zielen der Gesellschaft:
weil unsere weitgeehrte hochdeutsche Muttersprache sowohl an alter, schönen und zierlichen Reden als auch am überflusse eigentlicher und wolbedeütlicher Worte, so jede Sachen besser als die frembden recht zu verstehen geben können, einen nicht geringen vorzug hat: Das ebener gestalt darauf möchte gedacht werden, wie eine sothane Geselschaft zu erwecken und anzustellen, darinnen man in gut rein deutsch reden, schreiben … gebrauchlich und dienlich vornemen möchte… und sich so wol der besten aussprache im reden als der reinesten art im schreiben und Reimedichten befleissige .
Die politische Lage im Gründungsjahr war angespannt: Deutschland stand am Vorabend des 30-jährigen Krieges. Es war seit der Reformation zerrissen in protestantische und katholische Länder. In Europa tobte ein religiös und machtpolitisch geprägter Zwist um die Vorherrschaft, der dann über drei Jahrzehnte hinweg in Deutschland ausgetragen werden und das Land verwüsten sollte. »Deutschland« als politische Einheit gab es nicht. Die deutsche Sprache wurde im Norden und Süddeutschland, in Westdeutschland und im Osten nach unterschiedlichen Regeln gesprochen und geschrieben, sofern man sich in den gebildeten Kreisen nicht ohnehin lieber des Französischen oder des Lateinischen bediente. Noch im 18. Jahrhundert sollte Friedrich der II. von Preußen (Friedrich der Große) sagen, Deutsch sprächen an seinem Hof nur die Pferde.
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