Menantes in Wandersleben
1 : Glückliche Dreieinigkeit: Die Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen

Personen

Christian Friedrich Hunold (Menantes)

Johann Karl August Musäus

Ort

Wandersleben

Thema

Schriftsteller der Frühen Neuzeit

Autor

Jens-Fietje Dwars.

Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.

Burg Glei­chen erreicht man am ein­fachs­ten von der Auto­bahn­ab­fahrt Wan­ders­le­ben aus. Seit Mitte des 10. Jahr­hun­derts bis zu ihrem Aus­ster­ben im Jahre 1631 hat­ten die Gra­fen von Glei­chen hier ihren Sitz.

Graf Ernst von Glei­chen soll 1227 am fünf­ten Kreuz­zug teil­ge­nom­men haben. Dabei sei er in Gefan­gen­schaft gera­ten und die Toch­ter des Sul­tans, Mel­ech­sala, habe ihm zur Flucht ver­hol­fen, nach­dem er ihr die Ehe ver­sprach. Der Papst habe sie Ange­lika getauft und die Zustim­mung zur Zweit­ehe des Gra­fen erteilt. Die Stelle, an der sich die bei­den Frauen bei der Rück­kehr des Gra­fen zum ers­ten Mal am Fuße des Ber­ges getrof­fen haben sol­len, wird noch ímmer Freu­den­thal genannt. Heute befin­det sich dort ein Gast­haus, das wir zur Mit­tags­rast empfehlen.

Tat­säch­lich gibt es im Erfur­ter Dom eine Grab­platte, die den Gra­fen Lam­bert II. von Glei­chen mit zwei Frauen zeigt, doch hatte er die zweite nach dem Tod sei­ner ers­ten Ehe­frau Otti­lia gehei­ra­tet. Bereits im 15. Jahr­hun­dert nutz­ten die Gra­fen von Glei­chen die Legende für ihr eige­nes Pres­tige. So lie­ßen sie einen Wand­tep­pich fer­ti­gen, der die Sage in Bil­dern erzählte. Noch um 1800 prä­sen­tierte man im soge­nann­ten »Jun­k­erzim­mer« der Burg ein extra­brei­tes Bett als gemein­same Schlaf­statt des Dreigespanns.

Der Stoff wurde viel­fach lite­ra­risch ver­ar­bei­tet: Johann Karl August Musäus nahm ihn als Mel­ech­sala (1786) in seine Volks­mähr­chen der Deut­schen auf. Franz Schu­bert kom­po­nierte die unvoll­endete Oper Der Graf von Glei­chen (1827–28), für die Edu­ard von Bau­ern­feld das Libretto schrieb. Auch Goe­thes Stück Stella (1775) spielt mit dem Stoff.

Von Men­an­tes stam­men fol­gende Verse:

Uber das Bett auf dem Schloß Gleichen/worinnen
Graf Lud­wig mit zwo Gemah­lin­nen geschlaffen

 Unkeu­sche Frauen geht von die­sem keu­schen Bette/
Denn jede dencket doch/ ach daß ich zween hätte.
Zwo Frauen lagen hier mit einem Mann vergnügt.
Ihr aber/ die ihr nie genug zu küs­sen kriegt/
Zur Strafe wer­det ihr die Zeit erle­ben müssen/
Daß sie­ben sich umsonst um einen Mann gerissen.
(aus: Aka­de­mi­sche Neben­stun­den, 1713)

 

Bevor wir mehr über die­sen Dich­ter erfah­ren, besu­chen wir ein wei­te­res Zeug­nis des Mittelalters:

 Menantes in Wandersleben:

  1. Glückliche Dreieinigkeit: Die Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen
  2. Wehrhaft: Der mittelalterliche Wohnturm von Wandersleben
  3. Ein Kleinod: Der Barock-Dichtergarten im Pfarrhof
  4. Die Menantes-Gedenkstätte im Pfarrhof
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