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Christoph Schmitz-Scholemann
Thüringer Literaturrat e.V.
Sein Lieblingslied war »La Paloma«. Sein Freund Klaus Doldinger spielte es 2007 bei seiner Beerdigung auf dem Friedhof von Bernried am Starnberger See. Edmund Stoiber, früher Ministerpräsident des Freistaats Bayern, nannte ihn einen »Vesuv«. Sein Roman »Das Boot« war ein Welterfolg. Der gleichnamige Film, für 6 Oscars nominiert, verhalf den Schauspielern Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Uwe Ochsenknecht und Martin Semmelrogge zu Weltruhm. Lothar Günther Buchheim, seines Zeichens Maler und Fotograf, Verleger und Romancier, war einer der genialsten Poltergeister unter den deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Und, was sie meisten nicht wissen: Er war Thüringer. Aber der Reihe nach:
Buchheim, großgeworden im benachbarten Sachsen, arbeitete neben dem Schulbesuch als Illustrator und Autor für Chemnitzer Zeitungen. 1935 erschien das erste Buch über ihn: »Lothar-Günther Buchheim. Ein ganz junger Künstler«. Er studierte Kunst in Dresden und München, bevor er sich 1940 als Freiwilliger zur Kriegsmarine meldete. Als Oberleutnant und Kriegsberichterstatter gehörte er der »Propagandakompanie« der Waffen-SS an. 1944 entkam er mit einem der letzten deutschen U‑Boote aus der Festung Brest. Nach dem Zweiten Weltkrieg fügte er der schriftstellerischen und künstlerischen Arbeit eine weitere Obsession hinzu: Er gründete in Frankfurt am Main einen Kunstbuchverlag, dessen Sitz er später an den Starnberger See verlegte.
Stets präsent in der Kunstszene nach 1945 trieben ihn doch die Erinnerungen an seine Kriegserlebnisse um. Er brauchte ein Vierteljahrhundert, bis er seine Aufzeichnungen und Gedanken zu dem fulminanten Roman »Das Boot« verarbeiten konnte, einem Anti-Kriegs-Epos von mythischer Wucht, das ihn zu einem der meistgelesenen deutschen Autoren machte. 1996 gründete er die gemeinnützigen Buchheim-Stiftung. 2001 entstand das »Museum der Phantasie« in Bernried, dessen Direktor Bucheim bis zu seinem Tod 2007 war.
Bleibt noch die Frage zu klären, wieso Buchheim ein Thüringer war. Die Antwort ist einfach. Er wurde, heute vor 100 Jahren, hier geboren. Das Geburtsregister der Stadt Weimar verzeichnet unter Nr. 54/1918, es sei am 7. Februar 1918 vor dem Standesbeamten Hüttig die Hebamme Gertrud Hesse erschienen und habe bekundet,
»dass von der unverehelichten Charlotte Buchheim, ohne Beruf, evangelischer Religion …in Weimar … am 6. Februar des Jahres 1918, vormittags um eineinhalb Uhr ein Knabe geboren worden sei und daß das Kind die Vornamen Lothar Günter erhalten habe.«
Warum Charlotte Buchheim zur Entbindung aus Chemnitz nach Weimar gereist war? Er habe, erzählte Buchheim später, im Hinblick auf die von der Mutter erhoffte literarische Laufbahn im Schatten von Goethe und Schiller zur Welt kommen sollen. Selten haben sich die Hoffnungen einer Mutter so schön erfüllt.
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