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Thüringen im Nationalsozialismus
Patrick Siebert
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Nach Kriegsende waren die regulären Schulen stark beschädigt. Die für Meckel in frage kommende Himmelspforte (in der Marktstraße 6) wurde zwar instandgesetzt, jedoch gab es zu wenige Arbeiter und der improvisierte Schulunterricht fand bis zum Abschluss der Arbeiten in beheizbaren Räumen – Sie lagen halbstundenweit auseinander, in Straßen, die ich jetzt kennenlernte. Eine Lehrerin, Gestalt einer zeitfernen Dame, gab Unterricht in eigenen Zimmern, die Kinder hockten auf Teppichen, Stühlen, Chaisen, auf schönen alten Tischen und unter ihnen, schreibt Meckel. Unterricht erhielten die Kinder auch in einem Pfarrhaus in der Umgebung der Arnstädter Straße. Dort wurde jeweils ein Zimmer angeheizt und der Unterricht währte, bis das Zimmer ausgekühlt war. Der Unterricht, der keine Verwarnungen, Zeugnisse und Strafen kannte, war zwar nach Meckel nicht sehr ergiebig, war aber gut für die Kinder, die das Gefühl hatten, jemand sorge sich um sie.
An die Himmelspforte hat Meckel keine schönen Erinnerungen: Übelgeruch und Düsternis“ habe alle Schulklassen gefüllt, das ›in der Schule sein müssen‹, schreibt Meckel, habe ihm die ›Tage zerstört‹. Die Lehrer seien Fachfremde gewesen, aus der Not heraus rekrutiert und ihren Aufgaben nicht gewachsen. Heimkehrer aus der Gefangenschaft, erschütterte Bildungsbürger, gutwillige Frauen, in übereilten Schnellkursen orientiert.
Ein freudloser Frieden habe Schüler und Lehrer zusammengehalten.
Den Hauptanteil am Schulunterricht hatten die Russischstunden, vier an jedem Tag: Lehrerinnen in Uniform, mit bekannten Orden auf Brust und Kragen, Täfelchen, buntgereiht und nicht zu entziffern. Die Lehrerinnen waren allesamt Soldatinnen, in ihrer streng militärischen Art, wie Meckel schreibt, kaum geeignet, den Kindern die fremde Sprache näher zu bringen.
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