Johannes Daniel Falk – »An das Nichts«

Die Audio­fas­sung liest Chris­toph Schmitz-Scholemann.

Erhabne Mut­ter uns­rer Erde,
O Nichts, du Urquell alles Lichts,
Dir tönt mein Lied. Gott sprach: Es werde!
Da ward die ganze Welt aus Nichts.

Ha, was stol­zierst denn du auf Ahnen,
O hoch­ge­bor­ner Taugenichts!
Du pflegst des Weid­werks, hegst Fasanen,
Und was ver­dankt dir Deutsch­land? – Nichts.

Was füllt, wenn eine Schlacht verloren,
Den Aus­zug man­ches Hofberichts?
Was das Gehirn der Senatoren
In man­cher deut­schen Reichs­stadt? – Nichts.

Was ist der Inhalt oft, ihr Musen,
Des hoch­ge­prie­sen­s­ten Gedichts?
Was schwellt des Mode­fräu­leins Busen
Und der Poe­ten Börse? – Nichts.

Was bin ich selbst? – Ein Kind der Erde,
Der Schat­ten eines Traumgesichts,
Der halbe Weg von Gott zum Werde,
Ein Engel heut, und mor­gen – Nichts.