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Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Daniel Börner
Thüringer Literaturrat e.V.
Am 15. Juli 1911 traf Rudolf Ditzen, noch 17-jährig, in Rudolstadt ein. Der in Greifswald geborene Sohn eines Reichsgerichtsrats ging zunächst in Berlin zur Schule. Dem Vater folgend zog die Familie 1909 nach Leipzig. Die Schulzeit dort endete in einer skandalträchtigen Affäre mit einem Mädchen, dem Ditzen Gedichte schrieb, aber auch anzügliche Botschaften schickte. Begeisterung an Literatur und Erlebnisse als Wandervogel wechselten mit Krankheiten, Missgeschicken oder Verletzungen. Ein Ortswechsel war unvermeidbar geworden.
Durch eine intensive und vielversprechende Brieffreundschaft mit dem nur ein Jahr jüngeren Hanns Dietrich von Necker, ein Offizierssohn, war die Wahl auf die vermeintlich beschauliche Stadt an der Saale gefallen, die damals rund 13.000 Einwohner zählte. Die Unterbringung in einer sittlich einwandfreien Herberge war im Vorfeld durch die Eltern geprüft und arrangiert worden. Rudolf sollte in neuer Umgebung die Schule beenden, dafür schien Rudolstadt die besten Voraussetzungen zu bieten.
Die beiden von moderner Literatur begeisterten Gymnasiasten schwärmten für Oscar Wilde, Hugo von Hofmannsthal und die Schriften Friedrich Nietzsches. Dessen »Zarathustra« predigte radikal: »Viele sterben zu spät, und Einige sterben zu früh. Noch klingt fremd die Lehre: Stirb zur rechten Zeit!«
Weitere Lektüren richteten sich auf Heinrich und Thomas Mann, Lieder und Schriften der Wandervogelbewegung, Romane von Georg Hermann und seinerzeit moderne Gedichtanthologien mit Stefan George, Rainer Maria Rilke oder Frank Wedekind.
Noch heute sind in Rudolstadt zahlreiche Gebäude und Orte zu besichtigen, die im Jahr 1911 auch Rudolf Ditzen gegenwärtig waren.
Abb. 1, 2: Ansichtskarten, um 1900 / Abb. 3, 4: Fotos: Jens Kirsten /
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