Mit der Teilung des 316 km² winzigen reußischen Fürstentums im 16. Jahrhundert im Ergebnis der Erbfolge ließ der reußische Fürst jüngerer Linie ein stattliches Stadtschloss, das Untere Schloss direkt an der Weißen Elster errichten. Nach einem verheerenden Großbrand von 1802 wurde es im klassizistischen Stil wieder aufgebaut. Sein Glanzstück bildet der große Festsaal, der »Weiße Saal«. Seit 1929 beherbergt das Untere Schloss mit seinen repräsentativen Räumen das Stadt- und Heimatmuseum Greiz.
Bis er im Jahr 2006 in Rente ging, arbeitete Günter Ullmann hier rund zehn Jahre als Museumsmitarbeiter und gestaltete wechselnde Ausstellungen mit. Im »Weißen Saal« organisierte er regelmäßig Vorträge und Lesungen, oft mit musikalischer Begleitung, nicht selten durch die Free-Jazz-Gruppe »media nox«. Wiederholt vermochte der Saal das Publikum kaum zu fassen.
1998 richtete das Museum in Erinnerung an die Greizer Blütezeit als Textilstadt im unteren Seitenflügel des Schlosses eine Textilschauwerkstatt ein. Günter Ullmann schreibt dazu in einer seiner Erinnerungen:
IN DER TEXTILSCHAUWERKSTATT
Greiz war einmal eine Textilstadt. Lange. Bis zur Wende.
Jetzt existiert nur noch eine Textilschauwerkstatt.
Die gehört zum Museum.
Ich habe Dienst.
Zwei arbeitslose Weberinnen wollen wissen,
wo »ihre« Webstühle gelandet sind.
Ich gehe voraus.
Mir wird ganz übel …
Neben dem Unteren Schloss und der Stadtkirche vervollständigt das 1874 erbaute Gymnasium mit seinen augenfälligen Fensterbögen das klassizistische Innenstadtensemble.
Günter Ullmann, der Widerspruchsgeist über alles schätzte, schrieb zur Entstehungsgeschichte der Schule:
WIE MAN SEINE DURCHLAUCHT ÜBERLISTET
Der fürstliche Landbaumeister Edmund Oberländer, Großvater der Greizer Bürgerin Charlotte Stadtmann und Bauherr vieler Gebäude in Greiz und Umgebung, hatte den Auftrag erhalten, für Greiz ein Gymnasium zu bauen. Fürst Heinrich der XXII. lehnte die schönen Bögen der entworfenen Aula-Fenster ab. Der Bau sollte die gleichen viereckigen Fenster wie sein Unteres Schloss erhalten und auf keinen Fall schönere.
Als die Fürstliche Hoheit mit seiner Frau in Italien weilte, verwirklichte der kunstverständige Bauherr seinen Traum. Gegen den Willen seines Herrn! …
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/guenter-ullmann-in-greiz-musiker-maler-dichter-dissident/das-untere-schloss/]