Günter Ullmann zog nie fort aus Greiz. Einer seiner liebsten Orte schon in Kindertagen war den Hainberg, und hier besonders ein kleiner Park hangwärts unterhalb der Beethovenstraße. Mit diesem Park verbinden sich schon weit zurückliegende Erinnerungen wie die Verteidigung ihres Reviers gegen die Politzbande vom Berg gegenüber:
KINDERKRIEG
Die Stadtbande hatte verloren,
die Hainbergbande hatte gesiegt.
Bevor der gefangene Anführer
in die Holzhütte gesperrt wurde,
peitschte ihn Klaus
mit Disteln und Brennnesseln aus.
Als der Gepeinigte zu schreien begann,
sagte Peter:
»Du sagst doch selbst,
Krieg ist schön
Und das Leben wäre sonst viel
zu langweilig!«
Der Hainberg wird ihm zu einem Sinnbild für einen lebenslangen Freundschaftsbund mit Rudolf Kuhl und Harald Seidel. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit auf dem Hainberg, hier haben sie ihre erste Beat-Band, später »media nox«, gegründet, hier haben sie konspirativ ihre Protestresolution gegen die Biermann-Ausbürgerung verfasst und die auf diesem Berg haben sie gemeinsam die erste Samstagsdemonstration in Greiz für den 26. Oktober 1989 vorbereitet.
Und so bekommen Ullmanns Zeilen ein eigenes Gewicht, wenn er in seinen späten Erinnerungen schreibt:
DIE FRAGE
Manchmal frage ich mich,
bin ich ein Weltbürger, Europäer,
Deutscher, Ossi, Thüringer
oder Greizer?
Wahrscheinlich
bin ich alles.
Aber am liebsten
bin ich einer vom Hainberg
und liege auf meiner
Wiese.
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