Gerhard R. Kaiser – »Tiefurt. Literatur und Leben zu Beginn von Weimars großer Zeit«

Personen

Gerhard R. Kaiser

Wolfgang Haak

Orte

Tiefurt

Schloß und Park Tiefurt

Thema

Gelesen & Wiedergelesen

Autor

Wolfgang Haak

Thüringer Literaturrat / Der Abdruck in der »Thüringer Allgemeinen« und der »Thüringischen Landeszeitung« am 30.4.2020 erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Thüringer Literaturrates.

Gele­sen von Wolf­gang Haak

Ger­hard R. Kai­ser erschließt in acht Stu­dien das Uni­ver­sum Tiefurt

 

Bücher kön­nen wie weit­läu­fige Park­land­schaf­ten wir­ken. In die­sem Fall wird man gleich beim Ein­tritt vom „Urfreund“ Goe­thes, Karl Lud­wig von Kne­bel, in Emp­fang genom­men. Kai­ser wür­digt ihn kri­tisch, ver­leiht dabei der Per­sön­lich­keit klare Kon­tu­ren. Kne­bel ver­glich 1776 das Fluss­tal und die sanf­ten Hügel in „Tief­furth“ mit dem anti­ken Tibur“. Tie­furt als Hain oder als Tempe – wie man sol­che „hoch­ge­stimm­ten Bezeich­nun­gen und Ver­glei­che zu ver­ste­hen“ hat, das beant­wor­tet der Autor umfas­send. Nein, „Die Fische­rin (ist k)ein Wald- und Was­ser­drama von Göthe“, wie das Sing­spiel 1857 ange­kün­digt wurde. Damit räumt Kai­ser gründ­lich auf. Den natür­li­chen Ort der Urauf­füh­rung als Tie­fur­ter Ein­woh­ner wohl immer vor Augen. Wie sich z.B. Fried­rich II. ange­spann­tes Ver­hält­nis zur deut­schen Lite­ra­tur auf Ent­ste­hung und Inhalt des „Jour­nal von Tie­furt“ aus­ge­wirkt haben, erfährt der Leser und auch, wie das Zer­würf­nis zwi­schen Dide­rot und Rous­seau in die „bezau­bernde Mischung aus hoher Kul­tur und bana­ler Nach­richt“ gelangte. Kurzum, das Jour­nal war bei­leibe kein harm­lo­ses Blätt­chen am Rande der Welt. Goe­thes Gedicht „Auf Mie­dings Tod“ wird exem­pla­risch ana­ly­siert – ein Lehr­stück. Inter­esse wird bei allen Lesern der Abschnitt „Die Inschrif­ten im Tie­fur­ter Park“ fin­den. Auch hier ist der umsich­tige Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler auf Spu­ren­su­che. Tipp: Buch unter den Arm klem­men, suchen, fin­den, am Fund­ort Kai­ser lesen. Aber der Höhe­punkt des Buches kommt zum Schluss! Ein ful­mi­nan­ter Essay, der vom Anlass „Tie­furt“ aus­ge­hend, kon­se­quent in unsere Zeit hin­ein­langt. Kai­ser demons­triert auf hohem sprach­li­chem Niveau mit sei­nem Buch, wie Lite­ra­tur eine sub­jek­tiv gewon­nene Welt­sicht ideo­lo­gie­frei ver­mit­teln oder sogar schen­ken kann.

  • Ger­hard R. Kai­ser, Tie­furt, Lite­ra­tur und Leben zu Beginn von Wei­mars gro­ßer Zeit, Schrif­ten der Goe­the-Gesell­schaft, Band 79, Wall­stein Ver­lag, 2020)
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