Person
Christian Friedrich Hunold (Menantes)
Ort
Themen
Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Jens-Fietje Dwars
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts des Thüringer Literaturrates e.V.
Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Burg (370 m) ist die größte der drei Burganlagen. Bis ins 16. Jahrhundert war sie bewohnt, danach dem Verfall preisgegeben. Neben Ringmauer, Torhaus und Resten des romanischen Palas ist auch der Bergfried erhalten. Vom Turm öffnet sich der Blick auf das Gleichental, links liegt die Wachsenburg, gegenüber die Mühlburg und rechts am Horizont ist der Inselsberg zu sehen.
Am Bergfuß liegen »bad lands«: graugrüne und rote, nährstoffarme Tonsteine, die aus dem Mittleren Keuper vor ca. 225 Mio. Jahren stammen und auf denen eine karge Vegetation gedeiht, wie man sie sonst in südeuropäischer Steppe findet.
Die Burg wurde in den vergangenen zehn Jahren saniert, freigelegte Keller und leere Gemäuer ohne Dach lassen die Raumstruktur erkennen und geben eine Ahnung vom einstigen Alltagsleben.
Die Burg war bereits Ruine, als Christian Friedrich Hunold 1680 im benachbarten Wandersleben geboren wurde, wo im Pfarrhof eine Gedenkstätte (Link) an den Autor erinnert, der nach einem Jurastudium in Jena vor seinen Gläubigern nach Hamburg floh und dort unter dem Namen Menantes zu einem der meistgelesenen Dichter des Barock aufstieg.
1706 löste sein »Satyrischer Roman« einen Skandal aus, da er die Liebschaften honoriger Bürger zu einer Operndiva offenbarte. Menantes floh zurück nach Wandersleben, übersetzte Fabeln aus dem Französischen, gab eine Poetik heraus und schrieb amouröse Gedichte wie das folgende auf das Dreier-Bett des Grafen, das noch bis 1806 auf der Burg zu sehen gewesen sein soll:
An das Frauenzimmer der heutigen galanten Welt
Ihr kühnen Hertzen geht von diesem keuschen Bette/
Denn jede dencket doch: ach daß ich zween hätte!
Zwo Frauen lagen hier mit einem Mann vergnügt.
Ihr aber/ die ihr nie genug zu küssen kriegt /
Zur Strafe werdet ihr erleben müssen /
Daß sieben sich umsonst um einen Mann gerissen.
Vergeblich ersuchte Menantes um eine Bibliothekarsstelle an den Höfen in Arnstadt und Rudolstadt. An der neu gegründeten Universität in Halle wurde er 1708 Privatdozent für Schreibstil und Redekunst. Für Bach schrieb er nun Kantaten, starb jedoch schon 1721 an Tuberkulose.
Literarische Bearbeitungen der Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen
Die Sage wurde vielfach verarbeitet, u.a. auch 1775 von Goethe in seinem Schauspiel »Stella«. Johann Karl August Musäus schrieb 1788 die Erzählung »Melechsala«. Ludwig Bechstein und die Gebrüder Grimm nahmen die Sage in ihre Sammlungen auf. August von Kotzebue machte das Theaterstück »Der Graf von Gleichen« daraus, das 1822 uraufgeführt wurde. Fragment blieb die gleichnamige Oper, die Franz Schubert 1826 nach einem Libretto von Eduard von Baurfeld komponiert hat. Erst 1996 wurde sie in Meiningen uraufgeführt. Und 2006/07 gab es auf dem Mühlberger Gut Ringofen ein Gleichen-Musical mit Musik von Peter Frank.
Lektüreempfehlung:
Abb. 1: Postharte, um 1900 / Foto Jens-Fietje Dwars.
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