Bad Langensalza

Personen

Georg Neumark

Clemens Brentano

Beate Weston-Weidemann

Ort

Bad Langensalza

Thema

Ortsporträts

Autor

Detlef Ignasiak

Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Die gut erhal­tene Alt­stadt wurde seit 1995 umsichts­voll restau­riert und gehört seit­dem zu den sehens­wer­tes­ten in Thü­rin­gen. Der Ort an der Salza (nahe von deren  Mün­dung in die Unstrut) ging aus einem karo­lin­gi­schen Reichs­gut her­vor und pro­fi­tierte von der Lage am Fern­han­dels­stra­ßen­kreuz Mühl­hau­sen-Nürn­ber­g/Ei­se­n­ach-Erfurt. Nach­dem Gegen­kai­ser Otto IV. Lan­gen­salza 1212 ein­ge­nom­men hatte, erhob er es zur Stadt. Das von den Her­ren von Salza 1240 gestif­tete und bis 1540 bestehende Augus­ti­ner­klos­ter, heute am Wie­beck­platz 7, wurde von Mar­tin Luther 1516 visi­tiert. Erhal­ten ist ein im 18. Jahr­hun­dert über den Rui­nen errich­te­ter Fach­werk­bau. Im 16./17. Jahr­hun­dert pro­fi­tierte die Stadt vom Waid­an­bau und Waid­han­del. 1811 wur­den die Lan­gen­sal­zaer Schwe­fel­quel­len ent­deckt und bald dar­auf der Bade­be­trieb auf­ge­nom­men. Seit 1956 trägt die Stadt den Namens­zu­satz Bad. Nach 1999 ent­wi­ckelte sich Bad Lan­gen­salza zur Gar­ten- und Rosenstadt.

Hugo von Salza, 1174 in einer Urkunde Lud­wigs III. beur­kun­det, ent­stammt wie Her­mann von Salza (1179/80–1239), der berühmte Hoch­meis­ter des Deut­schen Ordens und ein­fluss­rei­che Diplo­mat Kai­ser Fried­richs II., dem Adels­ge­schlecht der Her­ren von Salza, deren Sitz die im 16./17. Jahr­hun­dert mehr­fach umge­baute Dry­burg war. Ob er iden­tisch ist mit jenem Min­ne­sän­ger »Hug von Salza«, den Hein­rich von dem Tür­lin 1230 in einem »Kata­log« der berühm­tes­ten Dich­ter nennt, ist umstrit­ten; zudem ist von ihm kein ein­zi­ger Vers erhalten.

Esaias Sti­fel 1561 in Lan­gen­salza gebo­ren und 1627 in Erfurt gestor­ben, war ein theo­lo­gisch-phi­lo­so­phi­scher Außen­sei­ter, der als Apo­ka­lyp­ti­ker in Erwar­tung der nahen­den Wie­der­kehr Christi lebte. Als Sohn eines Tuch­ma­chers, schlug er sich als Fisch- und Wein­händ­ler durchs Leben. Als Laie erwarb er eine hohe Bil­dung und ver­öf­fent­lichte zahl­rei­che Schrif­ten. Er berief sich auf Tho­mas Münt­zer und ver­wehrte der Amts­kir­che den Respekt, über­lebte dies den­noch. Seine Geg­ner nann­ten ihn »fal­scher Pro­phet« und »Groß­fürst der Teufel«.

Der Lyri­ker, Erzäh­ler und Lite­ra­tur­theo­re­ti­ker Georg Neu­mark wurde 1621 in Lan­gen­salza gebo­ren und starb 1681 in Wei­mar. Er stammte aus einer Tuch­macher­fa­mi­lie, die 1623 nach Mühl­hau­sen über­sie­delte. 1643–1649 absol­vierte er ein Jura­stu­dium in Königs­berg. Dar­auf war er freier Autor in Thorn und Dan­zig, 1651 lebte er in Ham­burg. Ab 1652 war er dann Biblio­the­kar in Wei­mar. 1653 wurde er dort als »der Spros­sende« Mit­glied der »Frucht­brin­gen­den Gesell­schaft«, 1656–1662 war er deren Sekre­tär (Ert­z­schrein­hal­ter). Neu­marks alle Gat­tun­gen umfas­sen­des Werk wurde von sei­nen Zeit­ge­nos­sen bewundert,lebendig blieb aber nur das Kir­chen­lied »Wer nur den lie­ben Gott lässt wal­ten«, das er 1641 schrieb.

Fried­rich Gott­lieb Klopstock lernte wäh­rend sei­nes Stu­di­ums in Leip­zig seine Lan­gen­sal­zaer Cou­sine Marie Sophie Schmidt, genannt Fanny, (1731–99) ken­nen, die ihren Bru­der Johann Chris­toph Schmidt  in Leip­zig besuchte, der Stu­di­en­ge­nosse Klopstocks war. Bei­der Mut­ter Sophie Schmidt (geb. Weiß) war die Schwes­ter von Klopstocks Mut­ter. Wegen sei­ner Liebe zu Fanny wurde Klopstock Ostern 1748 Haus­leh­rer beim Kauf­mann Johann Chris­tian Weiß in Lan­gen­salza in der Salz­straße 2/3. Klopstock blieb bis 1750 in Lan­gen­salza. Die »Fanny«-Oden spie­geln Klopstocks hoff­nungs­lose Liebe wie­der. Johann Wil­helm Lud­wig Gleim hielt sich Pfings­ten 1751 in Lan­gen­salza auf, um Klopstocks Ver­hält­nis zu Fanny zu klä­ren, die 54 Johann Lorenz Strei­ber heiratete.

Georg Gott­lob Aus­feld, 1740 in Ufho­ven gebo­ren (heute Lan­gen­salza) besuchte 1756–1761 zusam­men mit Chris­tian Gott­hilf Salz­mann die Lan­gen­sal­zaer Latein­schule.   Der Medi­zi­ner und wis­sen­schaft­li­cher Schrift­stel­ler Chris­toph Wil­helm Hufe­land wurde 1762 hier gebo­ren. Sein Vater Johann Fried­rich Hufe­land (1730–1787) war Arzt in Lan­gen­salza und ab 1765 Leib­me­di­cus von Her­zo­gin Anna Ama­lia in Wei­mar, wo Hufe­land auf­wuchs. Fried­rich Chris­tian Wieg­leb 1732 in Lan­gen­salza gebo­ren und 1800 hier gestor­ben, war Natur­for­scher und der erste deut­sche Che­mie­his­to­ri­ker. 1777 schrieb er die »Geschichte der Alchi­mie. His­to­risch-kri­ti­sche Unter­su­chung«. 1773 hatte er bereits das zwei­bän­dige »Deut­sche Apo­the­ker­buch« ver­faßt. Nova­lis absol­vierte bei  Wieg­leb im Januar 1796 einen Kurs in Che­mie und Salzbergwerkskunde.

Cle­mens Bren­tano war von Juni bis August 1795 Lehr­ling im Kon­tor von Chris­toph Ernst Polex, einem Geschäfts­freund sei­nes Vaters. Die­sem fiel Bren­tano durch extra­va­gante Klei­dung und respekt­lose Bemer­kun­gen auf. Als er die Frau sei­nes Dienst­herrn mit einer »hoch­bei­ni­gen, durchs Stop­pel­feld spa­zie­ren­den Krähe« ver­glich, wurde er ent­las­sen. Eine Gedenk­ta­fel an sei­ner ehe­ma­li­gen Woh­nung Bei der Markt­kir­che 10 erin­nert an sei­nen Lan­gen­sal­zaer Aufenthalt.

Fried­rich von Sydow (1780 in Lan­gen­salza – 1845 in Son­ders­hau­sen) war ein popu­lä­rer Erzäh­ler, Lyri­ker und Dra­ma­ti­ker. Bedeu­tend ist die von Sydow mit­ver­fasste und her­aus­ge­ge­bene Samm­lung »Thü­rin­gen und der Harz mit ihren Merk­wür­dig­kei­ten, Volks­sa­gen und Legen­den« (8 Bde., 1839–1842, Neu­druck 1999).

Carl Fried­rich Göschel, 1781in Lan­gen­salza gebo­ren, war phi­lo­so­phi­scher Schrift­stel­ler. 1818bis 1842 schrieb er eine »Chro­nik von Lan­gen­salza«. Aus sei­ner Feder stam­men die ers­ten Werke über Goe­thes »Faust« (»Über Goe­thes Faust und des­sen Fort­set­zung«, 1824) und über Hegels Phi­lo­so­phie (»Hegel und seine Zeit, mit Rück­sicht auf Goe­the«, 1832). Sein Geburts­haus befin­det sich im Schloss­hof der Dryburg.

Ernst Keil, wurde als Sohn eines Gerichts­be­am­ten und Buch­händ­ler 1816 in Lan­gen­salza gebo­ren. 1838 ging er nach Leip­zig, wo er zunächst den Dich­tern des »Jun­gen Deutsch­land« nahe stand und mit der Zen­sur in Kon­flikt geriet. 1853 grün­dete er die Zeit­schrift »Die Gar­ten­laube«, die als erste deut­sche illus­trierte Wochen-Zeit­schrift die Pres­se­land­schaft revo­lu­tio­nierte und 1881 bereits in 400.000 Exem­pla­ren ver­brei­tet wurde. Sein Geburts­haus befin­det sich in der Markt­straße 10, wo eine Gedenk­ta­fel an Ernst Keil erinnert.

Her­mann Gut­bier (1842 bis 1936) war der bedeu­tendste Lan­gen­sal­zaer Hei­mat­for­scher. Sein Haupt­werk ist »Der Hai­nich«, das 1894 erschien. Seine Woh­nung befand sich in der Neu­städ­ter Straße 4 (Gedenk­ta­fel). Neuere Hai­nich-Bücher schrieb Harald Rock­stuhl (»Hai­nich-Jagd­ge­schich­ten«, 1992; »Das Hai­nich-Sagen­buch«, 2002).

In Bad Lan­gen­salza lebt die 1960 in Eis­feld gebo­rene Lyri­ke­rin und bil­dende Künst­le­rin Beate Weston-Weidemann.

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